Das Geheimnis der Totenstadt - Thriller
hatte, als er gegangen war, dafür war es noch zu hell gewesen. Nur die Außenbeleuchtung wurde durch einen Dämmerlichtkontakt von allein aktiv. Er schaltete die Scheinwerfer und den Motor aus und ließ den Range Rover langsam rollen.
In der Kurve, die zu den Parkplätzen führte, wurde das Haus durch die großen Haselnusssträucher verdeckt.
Roberto, sei vorsichtig, irgendetwas stimmt hier nicht.
Vorsichtig öffnete er die Tür und horchte ins Dunkle. Nur die üblichen Geräusche der Nachttiere waren zu hören. In der Ferne bellte ein Hund. So leise wie möglich ging er zurück zum Weg, von wo aus er das Haus wieder sehen konnte. Er zuckte zusammen. Das Licht in der Halle war erloschen. Das bedeutete: Irgendjemand war immer noch im Haus und hatte das Licht eingeschaltet. Und dieser Jemand musste ihn gehört haben, sonst hätte er es nicht bei seinem Eintreffen wieder gelöscht.
Neben dem Carport lag in einem großen Haufen eine frisch zersägte Eiche, die der Gärtner und seine Gehilfen vor einer Woche gefällt hatten. Sie hatten den Stamm in spaltbare Klötze zerteilt, daneben lag ein Stapel Äste. Robert bückte sich und griff sich einen Ast, der die Größe eines Baseballschlägers hatte. Langsam schlich er an das Haus heran.
Hinter dem großen Oleander ging er in Deckung. Die Halle war jetzt dunkel. Er konnte keine Bewegung im Inneren erkennen. Da – plötzlich der umherirrende Schein einer Taschenlampe. Einbrecher! Aber wie viele? Haben sie Schusswaffen bei sich? Jetzt bloß nichts riskieren, Roberto.
Es blieb nichts anderes übrig. Er musste die Polizei rufen. Verdammt – gerade das wollte er doch vermeiden. Er tastete nach seinem Handy, das in der Zigarettentasche seines Sakkos stecken musste. Die Tasche war leer. Ihm fiel ein, dass er es aus der Tasche der anderen Jacke genommen und es auf den Schreibtisch gelegt hatte, bevor er sich umzog.
Etwas weiter weg war das Geräusch einer zufallenden Tür zu hören. Robert erkannte es sofort. Das war die Tür zur Küchenterrasse. Der oder die Einbrecher flohen offensichtlich über den Küchengarten.
Er wartete noch eine Minute, die ihm wie eine Ewigkeit vorkam, horchte in die Dunkelheit und ging dann auf Zehenspitzen zur Haustür.
Er wollte gerade nach seinem Schlüssel suchen, als er merkte, dass sie nur angelehnt war.
Vorsichtig stemmte er den Eichenknüppel dagegen und gab der Tür einen Stoß. Wieder horchte er. Im Haus rührte sich nichts.
Im Türrahmen blieb er stehen und betätigte sämtliche Lichtschalter, die von dort aus greifbar waren. Überall flammten Lampen auf. Mit erhobenem Knüppel ging er langsam in die Eingangshalle.
Auf den ersten Blick konnte er keine Veränderungen entdecken. Alles schien so zu sein, wie er es verlassen hatte.
Robert ging in die Küche. Die Terrassentür war zwar zugezogen, aber von innen aufgeschlossen.
Er schaute auf den großen Küchentisch. Da waren immer noch die vier Fünfzig-Euro-Scheine, die er dort hingelegt hatte. Catarina wollte morgen einen Großeinkauf machen.
Er inspizierte die unteren Räume. Alles stand an seinem Platz. Die Elfenbeinfiguren, das silberne Teegeschirr, die wertvollen Bilder an den Wänden – nichts davon hatte die Einbrecher interessiert.
Robert holte die große Taschenlampe aus dem Küchenschrank. Das Schloss und der Rahmen der Haustür waren unbeschädigt. Sie mussten es mit einem Elektro-Pick geöffnet haben.
Plötzlich durchzuckte es ihn. Ich ahne, worauf sie es abgesehen haben , dachte er und ging mit schnellen Schritten in sein Arbeitszimmer.
Das Zimmer sah aus wie nach einem Erdbeben. Stühle und ein Schrank waren umgekippt worden, Bücher aus den Regalen gerissen. Die Sitzfläche des großen Ledersessels war aufgeschnitten, die Füllung quoll heraus. Die Schreibtischschublade war offensichtlich mit einem Brecheisen bearbeitet worden, das ganze Schloss war herausgebrochen. Die Mappe mit dem Manuskript verschwunden. Nur die alte Ledertasche stand noch da.
Robert versuchte, ganz ruhig zu bleiben.
Was machst du jetzt? Die Polizei anrufen?
»Warum?«, sagte er laut zu sich selbst.
Wenn du die Polizei auf das gestohlene Manuskript hinweist, dann musst du auch den Rest der Geschichte erzählen.
Und das wollte er auf keinen Fall.
Er holte tief Luft, ging zurück in die Küche und setzte sich an den großen Tisch. Woher konnte jemand wissen, dass er das Mazzetti-Manuskript in seinem Haus hatte? Die Einzige, die etwas von der Verbindung zwischen ihm und dem Professor
Weitere Kostenlose Bücher