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Das Geheimnis des Felskojoten (German Edition)

Das Geheimnis des Felskojoten (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des Felskojoten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sanna Seven Deers
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Shane horchte auf. Das Geräusch kam ganz aus ihrer Nähe.
    »Ein Bär«, flüsterte er und legte seinen Arm schützend um Serenas Schulter. Aber er hätte sich seine Worte sparen können. Serena hatte das Tier bereits entdeckt. Sie starrte mit weit aufgerissenen Augen an Shane vorbei in den Wald.
    Ein riesiger graubrauner Grizzly trat zwischen den Bäumen hervor und sah sich abwartend um. Schließlich wandte er seinen Kopf in die Richtung, in der Serena und Shane versteckt lagen. Ein leises Brummen ertönte aus seiner Kehle. Dann machte er ein paar Schritte auf die beiden zu.
    Serenas Hände waren feucht von kaltem Schweiß.
    »Gott sei mit uns«, flüsterte sie mit bebender Stimme.
    Der Bär kam jetzt direkt auf sie zu.
    Serena klammerte sich hilfesuchend an Shane.
    »Tu etwas«, zischte sie.
    Keine fünf Meter entfernt von ihnen blieb der Bär stehen. Er hob den Kopf und bewegte ihn langsam hin und her, ganz so, als wittere er etwas.
    »Shane?«, flüsterte Serena ängstlich.
    Shane zog langsam sein Messer aus der Scheide. Seine Bewegungen waren ruhig und behutsam. Er wusste, mit einem Messer würde er gegen einen ausgewachsenen Grizzly kaum eine Chance haben, aber es war die einzige Waffe, die er bei sich trug.
    In diesem Moment wandte der Bär sich zur Seite.
    Shane ließ das Messer sinken.
    »Ich glaube nicht, dass er es auf uns abgesehen hat«, flüsterte er. »Sei ganz still und rühr dich nicht.«
    Serena hatte keine Schwierigkeiten, Shanes Anweisungen zu folgen. Ihr Körper war wie festgefroren. Sie hätte sich nicht bewegen können, selbst wenn sie es gewollt hätte.
    Der Grizzly setzte sich wieder in Bewegung.
    Serena starrte ihn entsetzt an. Aber der Bär würdigte sie keines Blickes. Stattdessen ging er geradewegs auf den Maschendrahtzaun zu.
    Das Tier kam dem Zaun näher und näher, aber es hielt nicht an.
    Serenas Furcht vor dem Bären wandelte sich in Sorge.
    »Shane, der Zaun ist elektrisch geladen und …«, flüsterte sie bestürzt.
    Shane schüttelte lediglich den Kopf und bedeutete ihr, still zu sein. Sein Blick haftete auf dem Bären.
    Dicht vor dem Hindernis blieb das Tier stehen. Es blickte am Zaun entlang, und Serena hatte das Gefühl, als versuche es, die Situation einzuschätzen.
    Der Bär wandte sich kurz zu Serena und Shane um und brummte leise. Dann richtete er sich abrupt auf die Hinterbeine.
    Serena riss bei diesem Anblick entgeistert den Mund auf. Von hinten und auf zwei Beinen stehend erinnerte die Gestalt des Bären sehr an einen übergroßen Mann.
    Ohne Zögern hob der Grizzly seine Pranken und warf sich mit voller Wucht gegen den Zaun.
    Im selben Moment ertönte ein unheimliches Zischen und Knistern. Der Bär brüllte vor Schmerz auf, ließ aber nicht vom Zaun ab. Wieder und wieder warf er sich gegen ihn.
    Ein beißender Geruch verbreitete sich.
    Serena wusste, was es war, und wollte auch schon losstürmen, um dem Bären zu Hilfe zu eilen. Aber Shane packte sie am Arm und hielt sie zurück.
    Ein erbarmungsloses Zucken durchlief den Körper des Tieres, und seine Schreie schallten durch die Stille der Wildnis. Es waren Todesschreie.
    Serena erschauerte bis in den abgelegensten Winkel ihres Körpers. Sie hatte noch nie ein größeres Lebewesen sterben sehen, und die Schreie des Bären waren so herzzerreißend, so menschlich.
    Sie drückte ihr Gesicht an Shanes Brust und hielt sich die Ohren zu.
    Mit einem Mal war alles still.
    Serena öffnete langsam die Augen. Der Bär regte sich nicht mehr.
    Shane sprang auf und zog sie unsanft auf die Beine.
    »Komm, schnell. Dies ist unsere Chance!«
    Sie blickte ihn fragend an.
    »Verstehst du nicht?«, erklärte Shane hastig. »Der Bär hat uns den Weg gebahnt. Er hat sein Leben geopfert, damit wir viele Leben retten können.« Er schob sie eilig auf die Lücke im Zaun zu, die der Bär hineingerissen hatte. »Schnell, wir haben nur ein paar Minuten.«
    »Ich verstehe nicht …«
    »Der Bär«, sagte Shane und schob sie weiter, »hat die Stromversorgung unterbrochen. Kein elektrischer Zaun, keine Kameras. Aber wir müssen uns beeilen. So eine große Anlage hat mit Sicherheit Notfallgeneratoren.«
    Sie waren am Zaun angelangt. Shane sprang über den verkohlten, leblosen Körper des Bären und streckte Serena seine Hand entgegen.
    Sie zögerte.
    »Denk an Fabian«, mahnte er ungeduldig.
    Fabian , erinnerte Serena sich. Fabian ist irgendwo in dieser Höhle. Sie musste ihn finden! Sie ergriff Shanes Hand und folgte ihm durch die Öffnung im

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