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Das Geheimnis des Felskojoten (German Edition)

Das Geheimnis des Felskojoten (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des Felskojoten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sanna Seven Deers
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ohnmächtig werden und in dieser Hitze verbrennen, und niemand wird es merken!
    Plötzlich fühlte sie, dass jemand ihre Hand ergriff und sie fest drückte.
    Shane! , dachte sie. Er hat mich nicht vergessen. Sie begann sich zu entspannen und bekam auch wieder besser Luft. Erleichtert atmete sie auf.
    Großmutter goss wieder Wasser nach und begann erneut, ein indianisches Lied zu singen. Zuerst nur ganz leise. Aber je länger sie sang, desto lauter wurde sie. Am Ende erfüllte ihre Stimme nicht nur das Innere der Schwitzhütte, sondern wurde vom Morgenwind weit hinaus auf die Prärie getragen, wo die Vögel in ihren Gesang einstimmten.
    Serena wusste nicht, wie lange sie bereits in der Schwitzhütte saßen oder wann Großmutter Storm Hawk zu singen begonnen hatte. Die Zeit schien sich ins Unendliche zu erstrecken.
    Serena verfiel in eine Art Trance. Sie nahm kaum mehr wahr, was um sie herum geschah. Auch die Hitze, die wie Feuer auf ihrer Haut brannte, der Schweiß, der in Strömen über ihren Körper floss, und der aromatische Rauch, den Großmutters Kräuter verbreiteten, schienen nur noch wie durch einen dichten Schleier in ihr Bewusstsein vorzudringen.
    Schließlich verstummte Großmutters Gesang. Serena erinnerte sich kaum noch daran, was als Nächstes geschehen sollte. Alles, was sie fühlte, war eine glühende Hitze – sie ging nicht nur von den Lavasteinen in der Mitte der Hütte aus. Der gesamte Boden schien in Flammen zu stehen.
    Dann hörte sie plötzlich, wie Shane leise, aber deutlich zu singen begann.
    Das Gebet! , schoss es ihr durch den Kopf. Es ist an der Zeit für das Gebet.
    Sie wartete, bis Shane geendet hatte, schloss die Augen und versuchte, noch weiter in sich zu kehren. Tief in ihrem Herzen suchte sie nach den richtigen Worten, die auszudrücken vermochten, wonach sie suchte und warum sie Hilfe brauchte.
    »Lieber Gott«, flüsterte sie schließlich. »Und Great Spirit . Ich liebe meinen Bruder Fabian sehr. Er steckt in schlimmen Schwierigkeiten. Bitte helft mir. Helft mir, ihn zu finden.« Dann fügte sie hinzu: »Und bitte helft mir, den Traum zu verstehen, den ich jede Nacht habe, seit ich am Bear Butte gewesen bin. Ich weiß, er soll mir etwas sagen, etwas mitteilen. Aber ich verstehe nicht, was es ist. Ich danke euch von ganzem Herzen.«
    Sie hatte keine Ahnung, ob das, was sie gesagt hatte, für eine Zeremonie dieser Art angebracht gewesen war. Aber es waren die Worte, die ihr in den Sinn gekommen waren. Die einzigen Worte. Erst jetzt, als sie es überdachte, fiel Serena auf, dass sie ihr Gebet auf Ungarisch gesprochen hatte – in der Sprache ihrer Mutter, der Sprache, die sie als Kind als erste gelernt hatte.
    In der Schwitzhütte herrschte absolute Stille. Dann, ganz unerwartet, begann Großmutter Storm Hawk zu sprechen. Ihre klare Stimme war voll Sorge.
    »Ich habe die Stimmen der Geistwesen vernommen. Und sie verdichten sich alle zu einem: einer Warnung. Shane und Serena, ihr habt etwas begonnen, das nicht mehr aufzuhalten ist. Mit eurer Suche nach Fabian habt ihr etwas den Kampf angesagt, und dieses Etwas kennt keine Gnade. Es ist ein uraltes Böses, das nie geendet hat und das uns alle vernichten kann.« Sie hielt einen Augenblick inne. »Es gibt kein Zurück für euch, ihr müsst weitermachen, müsst zu Ende führen, was ihr begonnen habt. Aber seid auf der Hut: Einzig die Gnade von Great Spirit kann euch zu Erfolg verhelfen. Der kleinste Fehler wird euch euer Leben kosten. Doch nun geht. Die Zeit drängt.«
    Serena hörte, dass Großmutter sich erhob. Kurz darauf wurde die Plane beiseitegeschoben, die den Eingang verdeckte, und Catherine Storm Hawk ließ die beiden jungen Leute in der Schwitzhütte zurück.
    »Schaffst du es allein nach draußen?«, fragte Shane leise.
    Serena wandte sich vorsichtig zu ihm um. In ihrem Kopf drehte sich noch immer alles, aber das wollte sie sich unter keinen Umständen anmerken lassen.
    »Natürlich«, erwiderte sie mit fester Stimme. Doch sie war froh, dass sie sowieso nur auf allen vieren durch die Öffnung nach draußen kriechen konnte.
    Dort musste sie ihre Augen vor dem Licht des frühen Morgens abschirmen. Nach der absoluten Dunkelheit der Schwitzhütte war selbst dieses sanfte Licht zu grell.
    Serena richtete sich langsam auf. Der Wind strich wie eine eisige Hand über ihren heißen Körper und ihr schweißnasses Haar. Gänsehaut überkam sie. Sie konnte nicht sagen, ob der Wind sich nur deshalb so kalt anfühlte, weil sie aus der Hitze

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