Das Geheimnis des Felskojoten (German Edition)
bist du geeignet. Du darfst die Feder also getrost annehmen.«
Serena blickte zu Shane hinüber. War es ihm recht, dass seine Großmutter sie so sehr in die Gebräuche seines Stammes miteinbezog?
Er lächelte ihr aufmunternd zu.
Daraufhin streckte Serena zaghaft die Hand aus und nahm die kleine Adlerfeder ehrfürchtig entgegen.
»Ich danke dir sehr, Catherine.«
XIII
W as ist das für ein Geräusch?« Serena fuhr erschrocken zusammen. Etwas donnerte mit großer Wucht auf das Hausdach.
»Regen«, sagte Großmutter Storm Hawk und spähte aus dem Fenster. »Und Wind. Das Unwetter hat uns erreicht.«
Serena ging zu ihr und schaute ebenfalls nach draußen. Dicke Tropfen fielen vom Himmel, und die schlanken Espen bogen sich wild im Wind.
»Ich verstehe das nicht«, murmelte sie. »Der Wetterbericht hat überhaupt nichts von Regen gesagt, geschweige denn von einem Unwetter. Ganz im Gegenteil, es sollte heute den ganzen Tag über sonnig sein.«
»Regen ist gar nicht gut«, sagte Shane. »Komm, Reena, wir müssen hier weg, bevor die Senke sich in ein Schlammbad verwandelt!«
»So schnell wird das doch wohl nicht geschehen?«
»Du hast eben noch kein Unwetter in der Prärie erlebt«, meinte er.
Plötzlich begann Tiger laut zu bellen und rannte aufgeregt zur Haustür. Er beruhigte sich überhaupt nicht wieder.
Großmutter schob die Gardine vorsichtig ein Stück zur Seite und spähte erneut aus dem Fenster.
»Jemand hatte sich dort hinter den Büschen versteckt«, bemerkte sie. »Zwei Männer in dunklen Anzügen. Der Regen muss sie aufgescheucht haben.« Sie warf Shane einen vielsagenden Blick zu.
»Zwei Männer in dunklen Anzügen? Ich weiß, wer das ist«, meinte Shane. »Komm, Reena, jede Sekunde zählt.« Er zog sie zur Haustür.
»Shane, warte!«, rief Serena. Auch sie konnte sich denken, wer die Männer waren. »Wir können doch unmöglich mit diesen Typen im Schlepptau nach Writing-on-Stone fahren. Sollte Fabian wirklich dort sein, dann führen wir sie direkt zu ihm. Außerdem haben wir kein Auto. Hast du das vergessen?«
Der Wind wurde immer stärker. Er heulte jetzt wie eine Furie um das kleine Holzhaus. Serena spürte, wie er an den dünnen Wänden riss.
»Können wir uns deinen Wagen ausleihen, Grandma?«, bat Shane.
Der Regen trommelte mittlerweile so stark auf das Blechdach des Hauses, dass Serena Schwierigkeiten hatte, seine Worte zu verstehen.
»Könnt ihr«, erklärte seine Großmutter bereitwillig.
Shane lächelte sie schon dankbar an, als sie noch hinzufügte: »Aber nur, wenn ihr Tiger mitnehmt.«
»Wie bitte?« Shane starrte seine Großmutter fassungslos an. »Was sollen wir denn mit dieser Sofadekoration unterwegs anfangen? Die Sache ist ernst. Tiger wird uns nur im Weg sein!«
Großmutters Miene verdunkelte sich.
»Ich weiß, wie ernst die Situation ist. Deswegen sollt ihr Tiger ja mitnehmen. Und nur damit du es endlich weißt, Junge: Tiger ist viel mehr als eine Sofadekoration.« Sie funkelte Shane ärgerlich an. »Es bleibt dabei: Entweder ihr nehmt Tiger mit, oder ihr sucht euch ein anderes Auto.«
»Grandma …«, begann Shane, einen beinahe verzweifelten Ausdruck im Gesicht. Aber Serena löste das Problem für ihn. Kurzerhand hob sie den kleinen Hund hoch und griff nach ihrer Tasche.
»Tiger kommt mit«, erklärte sie. »Catherine, Helen, habt vielen Dank für alles.« Dann öffnete sie die Haustür. Eine Windböe wehte herein und ließ Serena frösteln.
»Reena, ich bitte dich!«, rief Shane ihr nach.
»Du hast gesagt, wir dürfen keine Zeit verlieren«, meinte sie. »Dann tu es auch nicht.«
Sie ließ Shane stehen und lief mit Tiger auf dem Arm durch den heftigen Regensturm zu Großmutters altem Buick. Sie riss die Fahrertür auf und sprang hinters Lenkrad.
»Du sitzt hier«, erklärte sie Tiger und schob ihn in die Mitte der Sitzbank.
Da erschien Shane neben ihr.
»Rück rüber«, rief er durch den Sturm und drängte sich hinters Lenkrad. »Ich fahre.«
Serena war kaum auf den Beifahrersitz gerutscht, als Shane auch schon Gas gab. Serena griff nach Tiger und nahm ihn schützend auf den Schoß.
Shane schoss die nasse, unbefestigte Einfahrt viel schneller hinunter, als es angebracht gewesen wäre. Der Wagen schlitterte im Schlamm gefährlich von einer Seite zur anderen.
Serena klammerte sich erschrocken an den Türgriff und drückte Tiger an sich. Sie warf einen flüchtigen Blick aus dem Rückfenster. Die Einfahrt war kaum wiederzuerkennen. Die Wagenreifen
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