Das Geheimnis des Felskojoten (German Edition)
mutlos.
Draußen am Horizont ging die Sonne an einem wolkenlosen Himmel auf. Es würde wieder ein schöner Tag werden. Doch Serena hatte an diesem Morgen kein Auge dafür.
»Natürlich wird es das«, meinte Shane mit ruhiger Stimme. »Der Schlüssel dazu liegt in deinem Traum.«
»In meinem Traum? Aber ich habe keine Ahnung, was der Traum mir sagen will.«
»Dann werden wir es herausfinden. Jetzt, beim Fahren. Wir haben nichts anderes zu tun.« Er sah flüchtig zu ihr hinüber. »Hast du dich schon mal gefragt, warum du in deinem Traum in einer Gärtnerei bist? Ich meine, du könntest genauso gut in einer Bäckerei oder in einem Kaufhaus sein. Aber du bist in einer Gärtnerei.«
Serena sah ihn erstaunt an.
»Ich habe keinen Schimmer«, gab sie ehrlich zu.
»Was macht man in einer Gärtnerei?«, half Shane ihr auf die Sprünge. »Was wolltest du dort? Du hast nach etwas gesucht.«
»Der Mann und ich haben nach einer speziellen Pflanze gesucht«, begann Serena vage. »Und das macht man doch normalerweise auch in einer Gärtnerei. Man kauft Blumen, Sträucher, Pflanzen …«
»Das ist richtig. Und in der letzten Nacht hast du endlich erfahren, um welche Pflanze es sich handelt.«
»Moss Campion«, sagte Serena. »Den Namen werde ich nie vergessen. Aber ich weiß nicht einmal, wie die Pflanze aussieht.«
»Moss Campion ist ein niedrig wachsender Bodendecker mit kleinen, sternartigen rosa Blüten. Wie jede Pflanze hat auch sie einen bevorzugten Standort. Moss Campion wächst zumeist in den alpinen und subalpinen Regionen der Rocky Mountains«, erklärte Shane. »Ich habe sie dort schon oft gesehen.«
»In den Rocky Mountains – also ganz in unserer Nähe.«
»Genau. Und ich glaube nicht, dass dir der Name letzte Nacht rein zufällig offenbart worden ist.« Shane sah sie vielsagend an.
»Du meinst, die Pflanze gibt uns einen Hinweis darauf, wo sich Fabians Ziel befindet?«
»So ist es«, erwiderte Shane. »Aber das ist noch nicht alles. Überleg doch mal, was man mit den Pflanzen macht, die man in der Gärtnerei kauft.«
Serena blickte ihn verwirrt an.
»Man nimmt sie mit nach Hause, gräbt ein Loch und setzt sie in die Erde.«
Shane lächelte zufrieden. Dann bemerkte er Serenas verdutztes Gesicht.
»Verstehst du nicht?«, fragte er. »Ein Loch … in der Erde … in den Rockies.«
Plötzlich hellte sich Serenas Gesicht auf.
»Eine Höhle«, rief sie. »Eine Höhle in den Bergen … Irgendwo in den Rocky Mountains.«
Gleich darauf verschwand das Lächeln von ihrem Gesicht.
»Die Rocky Mountains beginnen irgendwo in Alaska und ziehen sich bis nach Mexiko. Wie sollen wir Fabian da finden?«
»Richten wir uns nach den Tatsachen«, forderte Shane sie auf. »Wir haben Fabian in Kanada getroffen. Und ich bin die Person, die dir hilft, den Traum zu deuten. Ich kenne Moss Campion ausschließlich von meinen Streifzügen in den kanadischen Rockies.«
»Aber das würde bedeuten, dass der Traum mir Tipps gibt, die ich entsprechend meinen derzeitigen Umständen verstehen kann«, wunderte Serena sich.
»Das ist immer so, Reena«, beruhigte Shane sie. »Wir sind ein Produkt unserer Umwelt. Also, wir gehen von den kanadischen Rocky Mountains aus.«
»Das ist immer noch ein riesiges Gebiet, um nach einer Höhle zu suchen.«
»Du gibst zu schnell auf«, stellte Shane fest. »Ist dir nicht aufgefallen, wie scheinbar nebenbei Fabian gestern nachgefragt hat, als ich von dem merkwürdigen eingezäunten Gelände sprach, auf das ich bei meiner Arbeit im Banff National Park zufällig gestoßen bin?«
Serena schüttelte den Kopf.
»Und warum betonst du zufällig so komisch?«
»Mein Volk glaubt nicht an Zufälle«, erklärte Shane. »Deshalb.«
Serena versuchte, seine Worte zu verarbeiten.
»Und überleg weiter«, forderte Shane sie auf. »Fabian hat gesagt, dass der Konzern , wie er es nannte, an dem Ort, zu dem er unterwegs ist, vielen Menschen schreckliche Dinge antut, Experimente. Was ist mit dem Mann in deinem Traum geschehen?«
Er sah sie abwartend an.
»Er ist verschwunden«, erwiderte sie zaghaft. »Spurlos verschwunden. Es war, als hätte er nie existiert.«
Shane nickte.
»Spurlos verschwunden – als er nach dem Moss Campion fragte.«
Serena erschauerte, als ihr die Bedeutung seiner Worte bewusst wurde.
»Sie halten Menschen in dieser Höhle gefangen«, sagte sie mit bebender Stimme. »Eingezäunt wie Tiere … und benutzen sie für irgendwelche Versuche – ohne dass jemand davon ahnt.«
»Der
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