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Das Geheimnis des Feuers

Das Geheimnis des Feuers

Titel: Das Geheimnis des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Beinen leben zu müssen oder nicht sehen zu können. Sie ging, so schnell sie konnte, weil sie nicht mehr auf dem großen Hofplatz sein wollte, wenn Veronica kam. Außerdem bestand die Gefahr ihr auf der Straße zu begegnen, da Sofia nicht wusste, aus welcher Richtung Veronica kam.
    Es war schon hell.
    Viele Leute waren auf dem Weg zur Arbeit. Sofia ging die staubige Straße in die Richtung, die Veronica ihr beschrieben hatte. Der Chapa (Busse und Laster, die als Transportmittel für die Menschen eingesetzt werden.) nach Boane fährt vom Platz vor der Kathedrale ab. Zuerst gehst du nach links, dann nach rechts und dann immer geradeaus den langen Hügel hinunter. Sofia bog nach links ab und dann nach rechts. Als sie eine Straße überqueren wollte, hupten Autos. Aber sie ging, so schnell sie konnte. Wütend sagte sie zu Xitsongo und Kukula, sie sollten sich beeilen. Hin und wieder musste sie stehen bleiben und Luft schöpfen. Wenn der Weg nun einmal so weit war, dass sie es nicht schaffte? Sie setzte sich wieder in Bewegung, voller Sorge, sie könnte in die falsche Richtung gegangen sein.
    Die Sonne stand schon hoch am Himmel, der Schweiß floss über ihr Gesicht. Aber sie biss die Zähne zusammen und ging weiter. Sie würde nicht aufgeben, sie musste nach Hause. Schließlich erreichte sie den Platz. Eine große weiße Kirche erhob sich auf der anderen Seite. Entlang der Trottoire standen Laster, Leute stiegen aus und ein, mehr Laster rollten heran, beladen mit Leuten, die sich außen anklammerten. Die Laster gingen vorn in die Knie, weil so viele Menschen auf den Ladeflächen waren. Besorgt fragte Sofia sich, wie sie es schaffen sollte hinaufzukommen. Und wenn sie es schaffte, wie sollte sie hinuntergelangen, wenn der Laster in Boane ankam? Aber sie verdrängte ihre Unruhe. Jetzt konnte sie nicht aufgeben. Manuel hatte Veronica wahrscheinlich schon gesagt, dass Sofia nach Hause gefahren war. Umkehren konnte sie jetzt nicht mehr.
    Sie ging zu einer Frau, die auf dem Trottoir saß. Vor sich hatte sie einen Käfig mit Hühnern. Sofia fragte sie, wo die Laster nach Boane abfuhren. Die Frau zeigte mit der Hand und fragte gleichzeitig, warum Sofia Krücken benutzte. War sie hingefallen und hatte sich verletzt? Sofia nickte. Sie ging in die Richtung, in die die Frau gezeigt hatte. Die Frau hatte nicht bemerkt, dass sie künstliche Beine hatte. Das machte sie froh und gab ihr neue Kraft.
    Sie fragte einen Jungen, der an der Tür eines Lasters hing und Fahrgäste herbeirief, ob er nach Boane führe.
    »Matola und Boane«, brüllte er. »Zweitausend.«
    Sofia erschrak. Zweitausend. So viel hatte sie nicht. Sie hatte nur fünfzehnhundert.
    »Ich habe nur fünfzehnhundert!«, rief sie ihm zu.
    »Dann musst du vor Matola aussteigen«, antwortete er und kassierte von anderen Leuten, die auf den Laster drängten. Sofia wurde hierhin und dahin gestoßen, mehrere Male wäre sie fast hingefallen. Sie versuchte wieder nach dem Jungen zu rufen, aber er sah sie nicht, er war von denen in Anspruch genommen, die auf den Laster kletterten. Bald würde die Ladefläche voll sein. Sofia wusste nicht, was sie tun sollte, nur, dass sie unbedingt auf den Laster hinaufmusste. Plötzlich berührte sie jemand. Sie zuckte zusammen und drehte sich um. Da stand eine der Krankenschwestern, die sie aus der Zeit kannte, als sie in dem weißen Krankenzimmer gelegen hatte. Sofia erinnerte sich an ihren Namen: Laurinda.
    »Sofia«, sagte sie, »wohin willst du?«
    »Ich will nach Hause«, sagte Sofia. »Aber mir fehlen fünfhundert.«
    »Die bekommst du von mir«, sagte Laurinda. »Wenn du einmal Geld hast, kannst du es mir ja zurückgeben.«
    »Willst du auch nach Boane?«, fragte Sofia. Laurinda lächelte. »Ich muss ins Krankenhaus«, antwortete sie. »Ich bin gerade angekommen.«
    Der Junge, der an der Tür des Lasters hing, rief, dass der Laster jetzt abfahre. Laurinda schrie, Sofia wolle auch noch mit, und bat die Passagiere auf der Fläche ihr hinaufzuhelfen. Jemand nahm ihre Krücken entgegen und dann spürte sie kräftige Arme, die sie hochhoben. Sie konnte nichts dagegen machen, dass die Capulana aufglitt. Als sie in der Luft hing, konnten viele sehen, dass sie zwei künstliche Beine hatte. Sie wurde zwischen die dicht gedrängten Menschen geschoben und bekam ihre Krücken zurück. Der Junge streckte seine Hand vor und nahm das Geld. Noch ein paar Personen kletterten herauf. Sie hatten Körbe und Kisten und eine meckernde Ziege dabei.
    Dann ruckte

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