Das Geheimnis des Highlanders (German Edition)
Schau.
Auf der vorletzten Stufe blieb sie stehen, sodass sie mit ihm auf Augenhöhe war. Er musste mehrmals schlucken, da er kein Wort herausbekam.
„Jocelyn, du siehst …“, begann er. Nein, nicht schön in jenem Sinne, der auf Kenna zugetroffen hatte. Jocelyn war auf eine natürlichere, sinnlichere Art anziehend. Dann schaute er ihr ins Gesicht und entdeckte die wahre Jocelyn. „Du siehst aus, als würdest du dich unbehaglich fühlen.“
16. KAPITEL
Als sie kurz ihren Blick abwandte, wusste er, es waren nicht die Worte, die sie hatte hören wollen. Doch er glaubte, auch den Anflug eines Lächelns zu entdecken.
„Das ist richtig.“ Sie betrachtete ihr Gewand und tastete nach ihren Haaren. Schließlich nickte sie. „Ich komme mir vor, als wäre ich nicht ich selbst.“
Connor nahm ihre Hand und zog sie zu sich. Als sie sich neben ihn stellte, bemerkte er einen verlockenden Duft, entweder von einem Parfum oder ihrem Badewasser. „Du magst dich unbehaglich fühlen, aber du siehst wunderbar aus, Lady MacLerie.“
„Danke für das Kompliment“, erwiderte sie leise, als sie sich dem großen Saal näherten. Als sie entdeckte, wie viele Gäste dort versammelt waren, blieb sie abrupt stehen.
„Geh weiter und lächele“, sagte er und führte sie weiter. Er kannte den wirklichen Grund für dieses Festmahl, auch wenn sie von diesem nichts ahnte. Rhona und Jean mochten glauben, dass sie auf seiner Burg etwas zu bestimmen hätten, doch ohne seine Erlaubnis wäre all dies hier nicht zustande gekommen. „Ich weiß, unsere Ehe nahm keinen glücklichen Anfang, da ich deinen Bruder als Geisel hielt und du meinen Stellvertreter auf dem Weg nach Broch Dubh verprügelt hast.“ Sie lachte nervös, während sie zwischen ihm und den Aberdutzenden von Gästen hin und her schaute.
„Meine Tante hat sich in den letzten Tagen wiederholt aufgeregt“, fuhr er fort, „und sich meinen Onkel als Verstärkung dazugeholt, um mir vorzuhalten, dass du nicht auf angemessene Weise im Clan aufgenommen wurdest. Sie verlangte von mir, diese Nachlässigkeit aus der Welt zu schaffen und zu Ehren unserer Heirat ein Fest zu geben.“
Sie hatten fast die Tafel erreicht, an der die Ältesten mit Duncan sowie Tante Jean und Rhona saßen, doch es schien so, als würde Jocelyn noch immer jeden Moment ohnmächtig werden. Die Atmosphäre war zum Zerreißen angespannt, da sich eine gebannte Stille über den ganzen Saal gelegt hatte, kaum dass sie eingetreten waren. Er konnte fast hören, was sie über Jocelyn dachten: Aus dem hässlichen Entlein war ein atemberaubender Schwan geworden.
„Ich dachte, nach unserer heutigen Unterhaltung wäre es hierfür genau der richtige Zeitpunkt. Außerdem können wir so unsere neue Übereinkunft besiegeln.“ Er führte sie weiter und hoffte, dass sie die Tafel erreichten, bevor er nicht mehr wusste, womit er sie noch von ihrer Nervosität ablenken sollte. Sie wurde spürbar ruhiger, als sie an Rurik vorbeischritten, der an einem der Nebentische saß.
„Ihr seht großartig aus, Jocelyn“, raunte er ihr gerade laut genug zu, damit sie ihn verstehen konnte. Andere Gäste kicherten, als sie Rurik vernahmen, aber ihre Miene verriet, wie sehr sie diese Worte zu schätzen wusste. Endlich an der Tafel angelangt, erhoben sich alle anderen, bis Connor und sie sich gesetzt hatten. Ihr Mann ließ ihre Hand noch nicht los, sondern wartete Duncans Ausführungen ab.
„Laird, Lady“, begann der und hob seinen Becher hoch. „Es ist Tradition, dass man eine neue Braut im Clan der MacLeries willkommen heißt, indem man ihr die Geschichte unserer Familie erzählt. Leider ist unser Barde spurlos verschwunden, und keiner von uns kann sich an diese Geschichte erinnern.“
Die Gäste im Saal lachten schallend, da sie schon seit Generationen keinen Barden mehr auf der Festung gesehen hatten und jeder die Tradition des Clans nur zu gut kannte.
„Daher bleibt mir nichts anderes übrig, als der Braut und dem Bräutigam meine besten Wünsche für ihre unlängst stattgefundene Heirat mit auf den Weg zu geben.“ Am Ende rief Duncan laut: „Ein MacLerie! Ein MacLerie!“
Alle im Saal stimmten mit ein und wiederholten: „Ein MacLerie! Ein MacLerie!“
Duncan und die anderen setzten sich, nur Connor blieb stehen. Den ganzen Tag hatte er überlegt, mit welchen Worten er sie begrüßen sollte, doch es war ihm einfach nichts eingefallen, daher beschränkte er sich auf einen prägnanten Salut: „Auf die Lady!“
Jeder im Saal
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