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Das Geheimnis des Himmels

Das Geheimnis des Himmels

Titel: Das Geheimnis des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Schoch
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erst recht an. Die Flammen schlugen hoch und vernichteten alles, was einstmals der Stolz der Professorenfamilie gewesen war.

32
    Der Bote prüfte, ob sein dick geschnürtes Bündel sicher in der Satteltasche verstaut war. In den letzten Wochen hatte er immer genügend Post zu besorgen gehabt. Er war dankbar dafür, denn seine Familie konnte die Einkünfte gut gebrauchen – immerhin waren sie zu sechst.
    Vor allem, seit dieser neue Gelehrte in ihre Gegend gezogen war, hatte die Nachfrage nach zuverlässiger Beförderung von Korrespondenz deutlich zugenommen. Nun sollte er sogar Post an die Universität in Wittenberg und an den Hof des Landesfürsten bringen. Das würde seiner Reputation sehr zugutekommen. Und diesen Ruf war er bereit zu verteidigen.
    Deshalb war er äußerst verärgert, als ihm drei Reiter in vollem Galopp entgegenkamen und ihn zum Anhalten zwangen. Noch bevor er seine Waffe ziehen konnte, zielte bereits die scharfe Klinge eines leichten Schwertes in Herzhöhe auf seine Brust.
    „Das würde ich an Eurer Stelle bleiben lassen!“, sprach ihn eine dunkel gekleidete Person an.
    Sofort ließ der Bote seine Klinge zurückfallen. „Was wollt Ihr von mir? Ist das ein Überfall?“
    „Nennt es lieber eine freundliche Einladung.“
    „Ich pflege Einladungen dieser Art nicht anzunehmen.“
    „Dann werdet Ihr Eure Gewohnheit für eine kurze Weile ändern müssen. Zeigt uns Eure Post!“
    „Den Teufel …“ Er kam nicht dazu, den Satz zu Ende zu sprechen, da der zweite Reiter ihn mit einem Hieb zu Boden warf. Sofort richtete der Dritte seine Lanze auf ihn. Da er dieser Behandlung keine Argumente entgegenzusetzen hatte, verhielt er sich ruhig. Auch von den dreien war kein weiteres Wortmehr zu hören. Der Erste war von seinem Pferd gesprungen und hatte sich die Satteltasche des Boten gegriffen. Er leerte sie kurzerhand auf den Boden aus. Dann hielt er inne.
    „Welche Post ist aus Kemberg? Von einem gewissen Magister Stolzig?“
    Da sich die Lanze bedrohlich seinem Hals näherte, zeigte der Bote stumm auf die versiegelten Dokumente.
    „Na, ich wusste doch, dass wir einen Weg finden, unseren Besuch nicht unerfreulich beenden zu müssen.“ Mit diesen Worten ergriff der erste Reiter die Schriftstücke und verstaute sie unter seinem Wams. „Verzeichnet diesen Besuch freundlichst als einen kleinen Betriebsunfall.“ Er überreichte dem verblüfften Boten ein Säckchen mit Münzen und sprengte mit seinen Begleitern davon.
    Es dauerte eine Weile, bis dieser sich so weit beruhigt hatte, dass er seinen Weg fortsetzen konnte. Wie er den Überfall allerdings seinem Kunden erklären sollte, wusste er noch nicht.
    In dem dunklen Saal hatten sich die Mitglieder des Rates der großen Hüterin versammelt. Am Ende des Tisches wartete ein Mann, dessen Gesicht weitgehend von einer Kapuze verhüllt war. Als Ruhe einkehrte, erhob er sich.
    „Wie ihr wisst, haben wir endlich Fortschritte gemacht. Wir kennen den Aufenthaltsort dieses Bernhardi und wissen, dass er bereits das Werk des großen Verblenders fortführt. Aber wir werden seiner habhaft werden und ihn dann unschädlich machen. Zuvor wird er uns noch verraten, wer sonst alles von diesen finsteren Werken weiß.“
    Eine Stimme erhob sich aus der Runde: „Stimmt es, dass Bernhardi im Besitz dieses Teufelsinstrumentes ist?“
    „Jawohl. Und somit haben wir die Gelegenheit, auch dieses endlich den Flammen zu übergeben.“
    „Wie habt Ihr ihn ausfindig gemacht?“
    „Das geschah schnell. Wir brauchten nur die Laufwege der Post zu verfolgen, die von der Familie Bernhardi in Strehla aufgegeben wurde.“
    „An wen ging die Korrespondenz?“
    „An Magister Auerbach von der hiesigen Universität. Häufig auch an einen gewissen Friedrich von der Aue und an einen Karl Stolzig. Letzterer hat sich als Bernhardi herausgestellt!“
    Eine weitere Person meldete sich zu Wort: „Und wenn es ihm inzwischen gelungen ist, Kontakt mit dem Hof aufzunehmen?“
    „Dann werden wir den Kurfürsten überzeugen, dass wir Schaden von seinem Hofe und seinem Ruhm abgewendet haben. Er wird keine Gelegenheit erhalten, vor uns irgendetwas in dieser Sache zu unternehmen. Einen zweiten Fall Luther wird es nicht geben.“
    „Pah, mit welchem Ruhm schmückt sich denn der Kurfürst? Etwa dem, die ketzerischen lutherischen Lehren zu schützen und zu verbreiten?“
    „Dies ist keine Angelegenheit, die allein den Glauben betrifft. Die Grundlage unserer gesamten christlichen Lebensordnung ist

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