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Das Geheimnis des Scriptors

Das Geheimnis des Scriptors

Titel: Das Geheimnis des Scriptors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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sei, und war nicht bereit, über die Angelegenheit zu sprechen. Wir erhaschten einen Blick auf seine Frau Aline, die auf einem Korbstuhl in ihrer Unterkunft saß, vollkommen verschreckt. Unsere erhobenen Stimmen an der Tür veranlassten sie, ihren Umhang über den Kopf zu ziehen. Aulus und ich wurden von Banno aus der Wohnung ausgeschlossen, da er den Eingang blockierte. Er war sichtlich nervös, als hätte ihn heftige Furcht gestreift.
    Banno und Aline würden noch in dieser Stunde nach Rom aufbrechen, und falls sie auf ihrem Weg, Italien zu verlassen, nach Ostia zurückkamen, würden sie nur durchfahren und sich direkt an Bord ihres Schiffes begeben. Möglicherweise würden sie es sogar vorziehen, erst in Puteoli an Bord der Spes zu gehen oder sogar die lange Überlandroute in den tiefen Süden wählen und sich in Brundisium mit dem Schiff treffen.
    Leise sagte ich: »Nur wenn Sie uns erzählen, was Sie wissen, wird es die Möglichkeit geben, diesen Kriminellen das Handwerk zu legen.«
    Darauf erwiderte Banno noch leiser, damit seine Frau es nicht mitbekam: »Sie werden es erfahren, wenn ich mit Ihnen rede. Wir wollen nicht ermordet werden.«
    Ich bot an, für ihren Schutz zu sorgen. Er schlug mir die Tür vor der Nase zu.

    Wir kehrten zum Schiff zurück. Diesmal hatte der Kapitän Abwehrmaßnahmen ergriffen. Ein Matrose behauptete, der Kapitän sei an Land gegangen, niemand wisse, wohin. Wir waren sicher, dass Antemon unter Deck schmollte, konnten aber nicht nachsehen. Ein extrem großer Deckmann, der ein Tau in einer Weise aufrollte, die seinen Bizeps zeigte, ließ uns erkennen, dass ein unerlaubtes Herumschleichen auf der Spes nicht ratsam war.
    Da wir nicht mit dem Kopf voran zwischen einer Reihe eng gestapelter Amphoren eingequetscht werden wollten, mit einer schweren Reihe weiterer obendrauf, machten wir uns auf den Heimweg.

    Es war Heimkehrzeit für alle, die tagsüber in Portus arbeiteten. Abgestoßen von der Schlange, die auf die Fahrt zurück über die Isola wartete, führte ich Aulus zu der Caupona, bei der Gaius Baebius und ich vor zwei Tagen geplaudert hatten. Ein geschnitztes Schild mit hochgestelltem Schwanz deutete darauf hin, dass sie den Namen Delphin trug. Als willkommenen Anblick für Reisende wies sie einen großen Weinvorrat und eine anständige Reihe von Töpfen mit diversen Gerichten auf. Ich nahm an, dass hier hauptsächlich Frühstück serviert wurde, wenn morgens die ersten Arbeiter eintrafen, und auch zu dieser abendlichen Stoßzeit gab es viele Gäste.
    Da ich nichts zu verlieren hatte, fragte ich den Wirt, was er über Entführungen gehört habe. Er behauptete, nichts zu wissen, gab die Frage aber laut an seine Stammgäste weiter. Diese Entenmuscheln taten alle instinktiv verblüfft. Für sie waren wir aalglatte Stadtjungs. Als ich berichtete, eine gerade angekommene wohlhabende Frau sei erst an diesem Tag gegen Lösegeld freigelassen worden, schüttelten sie die Köpfe und verkündeten, das sei ja schrecklich. Aber allmählich gaben ein, zwei von ihnen zu, gehört zu haben, dass solche Dinge passierten. Nachdem Aulus eine Runde ausgegeben hatte (er borgte sich das Geld von mir mit der Ausrede, das seien Geschäftskosten), verloren einige ihre Skrupel, und wir freundeten uns so weit an, wie ich es mit kurzgewachsenen, verschwitzten Männern sein wollte, die den ganzen Tag Behälter mit Fischsoße herumschleppten.
    Schließlich konnten sie sich an mindestens drei Entführungsfälle erinnern. Da die Opfer auf Geheimhaltung bestanden, konnte es noch viele mehr geben. Einzelheiten waren dürftig. Frauen wurden entführt, ihre männlichen Verwandten wurden unter Druck gesetzt. Die allgemeine Bedrohung bestand darin, dass die gegen Lösegeld freigelassenen Frauen traumatisiert waren. Die Tendenz ging dahin, Ostia rasch zu verlassen.
    »Wisst ihr, wer dahintersteckt?«
    »Müssen Ausländer sein.« Jeder, der nicht aus Ostia stammte, war für diese Bande ein Ausländer. Das bedeutete, dass die Entführungen nicht zu dem uralten Stibitzen, Blaumachen, Schnorren, Beschwindeln, Trödeln und Verbummeln gehörten, betrachtet als normale Handelsgepflogenheit von langen Generationen untereinander verheirateter Familien, die in den Häfen arbeiteten.
    Ein knorriger Schauermann mit einer schiefen Schulter meinte, jemand habe das Problem den Vigiles gemeldet. »Gebt diesen Jungs aus Rom was anderes, worüber sie nachdenken können!«, sagte er und grinste zahnlos. Diese Männer, die auf den Kais und

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