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Das Geheimnis des Walfischknochens - Roman

Das Geheimnis des Walfischknochens - Roman

Titel: Das Geheimnis des Walfischknochens - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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hatte sie sich vorgenommen, nichts zu essen, das Kontakt mit einem Fischernetz gehabt hatte. Darauf war ihr der Appetit nach dem Zusammenstoß an der Rezeption gründlich vergangen.
    Die Verlegenheit über das begrenzte Angebot stand Trude ins Gesicht geschrieben. »In der Hauptsaison ist die Auswahl natürlich größer, das Restaurant heißt schließlich nicht umsonst ›Leileckerland‹ – also Schlaraffenland auf Plattdeutsch. Nur im Augenblick …« Sie deutete mit dem Kopf in Richtung der spärlich besetzten Tische. »Das verstehen Sie doch bestimmt, ja? Dafür sind der Fisch und die Meeresfrüchte fangfrisch! Das bekommt man auf den anderen Inseln nicht geboten, das können Sie mir glauben. Die müssen alles vom Festland beziehen. Unsere Ware ist sogar selbst geräuchert, mein Neffe Mattes macht das, den haben Sie ja schon kennengelernt.« In diesem Moment flackerte die Erkenntnis in Trudes Augen auf. »Das hat Ihnen also den Appetit verdorben! Wie unglücklich, das muss Mattes unbedingt wiedergutmachen, dafür werde ich sorgen. Aber jetzt besorge ich Ihnen erst einmal einen Toast mit Rührei und Speck, da hatte dieser freche Kerl auf keinen Fall seine Finger dran, das verspreche ich Ihnen.«
    »Bitte keine Umstände, es ist nur …«
    »Nicht doch, ich habe schon verstanden. Ich werde ihm auf den Kopf zusagen, dass er mit Ihnen nicht so umspringen darf, ganz gleich wie verrückt Sie Auto fahren. Mattes ist manchmal schrecklich unsensibel. Und stur! Stur ist er auch, aber das wird ihm dieses Mal nicht helfen. Schließlich bin ich seine Tante, da schuldet er mir doch wenigstens Respekt – und Ihnen als meinem Gast ebenfalls.«
    Es gelang Greta nicht, sich aus dieser unangenehmen Situation herauszureden, denn wenn Trude Hayden einen Entschluss gefasst hatte, dann gab es daran nichts zu rütteln. Offenbar war sie der Auffassung, dass ihrem Neffen gründlich die Meinung gesagt gehörte, so entrüstet, wie sie klang. Anstatt Greta beizustehen, lehnte Arjen sich im Stuhl zurück und schaute sich das Spektakel mit einem Schmunzeln an.
    »Warum hast du mir nicht geholfen, sie von ihrem Rachefeldzug abzubringen?«, fragte Greta, nachdem Trude endlich einen Schluss gefunden hatte und in die Küche verschwunden war.
    »Nun, ich hatte den Eindruck, dass du nichts dagegen hättest, noch einmal an diesen jungen Ennenhof zu geraten. Und ganz gleich, was unsere Gastgeberin in ihrer Rage zu erreichen glaubt, zweifle ich daran, dass du mit einer zerknirschten Entschuldigung dieses Burschens rechnen darfst. Der hat nicht den Eindruck gemacht, als wäre er gut darin, nachzugeben oder sich zu entschuldigen.«
    »Für diese Klarsicht muss man kein Hellseher sein, das war schließlich offensichtlich«, schnaufte Greta. »Ab jetzt werde ich Acht geben müssen, damit mir auf der Straße nicht rein zufällig eine Angelrute gegen den Hinterkopf knallt oder die Fischabfälle versehentlich in meinem Kleiderschrank zwischengelagert werden. Wie lange wollen wir eigentlich auf Beekensiel bleiben?«
    Arjens Miene strahlte ungebrochen gute Laune aus, als wäre Gretas Elend bloß ein großer Spaß. »Warum fragst du? Würde es dir gefallen, aufgrund der netten Einheimischen eine Weile hierzubleiben?«
    Egal wie sehr diese Andeutungen zu Arjens Stimmung beitrugen, nun reichte es. »Du bist mein Großvater – oder hast du das zufälligerweise vergessen? Das ist nicht witzig. Und ich finde es unfair von dir, mich damit aufzuziehen.«
    »Du meinst, mit deinem Interesse an Mattes Ennenhof?«
    »Da hast du wohl was nicht richtig mitbekommen, mein werter Herr Großvater.« Gretas Stimme klang gepresst, was Arjen jedoch wenig beeindruckte.
    »Nun tu mal nicht so, mein Kind. Ich habe schon immer ein gutes Gespür für die Liebe gehabt. Denk nur daran, wer dich darauf aufmerksam gemacht hat, dass die Chemie zwischen deiner Mutter und Pastor Roder stimmt. Wenn sich zwischen den beiden während unserer Abwesenheit nicht ein festes Band entwickelt, fress ich einen Besen. Du darfst ruhig auf den jungen Ennenhof schimpfen – wie du mitbekommen hast, bin ich kein Freund dieser Familie –, aber mach dir nicht selbst was vor. In der letzten Woche hat dich nichts anderes interessiert als Fahrrouten, Ausflugsziele und Restaurantführer, vermutlich bist du sogar mit einem Reiseführer ins Bett gegangen. Diese Konzentration auf unsere Ausflugsziele hat dir gewiss dabei geholfen, nicht über das nachdenken zu müssen, was in Zürich passiert ist – obwohl das

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