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Das Geheimnis des weißen Bandes

Das Geheimnis des weißen Bandes

Titel: Das Geheimnis des weißen Bandes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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Treffen im Diogenes Club habe ich ein, zwei Leute angesprochen, die in verschiedenen Ministerien arbeiten. Ich nahm an, das House of Silk sei eine kriminelle Vereinigung, und wollte herausfinden, ob sie bei der Polizei oder bei den Geheimdiensten bekannt ist und von ihnen beobachtet wird. Aber die Leute, mit denen ich geredet habe, konnten mir absolut nicht helfen. Zumindest haben sie das gesagt.
    Heute Morgen aber erlebte ich eine äußerst unangenehme Überraschung. Als ich meine Wohnung verließ, stand vor der Tür eine Kutsche, die mich in aller Eile nach Whitehall brachte. Mit wem ich dort gesprochen habe, darf ich euch nicht sagen, aber der Name wäre euch sicher bekannt, denn es handelt sich um einen engen Mitarbeiter des Premierministers. Ich sollte vielleicht hinzufügen, dass es sich bei diesem Mann um jemanden handelt, den ich sehr gut kenne und dessen Urteil ich niemals in Frage stellen würde. Er war allerdings keineswegs erfreut, mich zu sehen, und kam gleich zur Sache. Er fragte mich, warum ich mich nach dem House of Silk erkundigt hätte und was ich damit bezweckte. Sein Benehmen war äußerst feindselig, Sherlock, und ich musste sehr genau nachdenken, ehe ich antwortete. Ich beschloss von Anfang an, deinen Namen nicht zu erwähnen – sonst hätte wahrscheinlich schon jemand anderes vor mir an deine Tür geklopft. Allerdings macht es wahrscheinlich ohnehin keinen großen Unterschied, weil die Leute ja wissen, dass wir verwandt sind. Sicher stehst du längst unter Verdacht. Jedenfalls habe ich bloß gesagt, dass einer meiner Zuträger den Namen im Zusammenhang mit einem Mord in Bermondsey erwähnt hätte und dass er mich neugierig gemacht hätte. Daraufhin fragte er nach dem Namen meines Informanten, und ich habe rasch etwas erfunden. Gleichzeitig habe ich den Eindruck zu erwecken versucht, dass meine ursprüngliche Erkundigung wirklich nur eine ganz beiläufige Frage gewesen sei. Daraufhin schien er sich etwas zu entspannen, wählte seine Worte aber immer noch mit großem Bedacht. Er sagte, das House of Silk sei tatsächlich Gegenstand polizeilicher Untersuchungen, was auch der Grund dafür sei, dass meine Frage an ihn weitergeleitet worden sei. Die Ermittlungen seien an einem kritischen Punkt angelangt, und jede Einmischung von außen könne schweren Schaden anrichten. Ich glaube nicht, dass auch nur ein Wort davon wahr war, aber ich tat so, als wäre damit alles erledigt für mich, und drückte mein Bedauern darüber aus, dass meine zufällige Erkundigung solchen Aufruhr ausgelöst hatte. Wir haben unser Gespräch noch einige Minuten lang fortgesetzt und nach dem Austausch von ein paar Höflichkeiten und einer abschließenden Entschuldigung meinerseits habe ich mich verabschiedet. Die Sache ist, Sherlock, Politiker auf dieser Ebene wissen, wie sie einem klarmachen, was sie erwarten, ohne selbst viel preiszugeben, und jener Gentleman war ausgesprochen erfolgreich darin, mir zu vermitteln, was ich jetzt dir nahelege. Du musst die Ermittlungen fallenlassen! Der Tod eines Straßenkindes mag tragisch sein, doch er ist unwichtig, wenn es um Größeres geht. Was immer das House of Silk sein mag, es geht um eine Sache von nationaler Bedeutung. Die Regierung beschäftigt sich damit, und du hast keine Ahnung, welchen Skandal du auslösen und welchen Schaden du anrichten kannst, wenn du dich weiter einmischst. Verstehst du?«
    »Du hast dich sehr klar ausgedrückt.«
    »Und du wirst dich auch daran halten?«
    Holmes griff nach einer seiner schwarzen Orientzigaretten und hielt sie einen Augenblick in der Hand, als zögerte er, sie zu entzünden. »Das kann ich nicht versprechen«, sagte er schließlich. »Da ich mich für den Tod dieses Kindes verantwortlich fühle, kann ich schwerlich darauf verzichten, seinen Mörder zur Strecke zu bringen. Seine Aufgabe war zwar nur, einen Mann in einem Hotel zu beobachten, aber wenn ihn das zum Opfer einer Verschwörung gemacht hat, dann habe ich keine andere Wahl, als der Sache nachzugehen.«
    »Ich habe befürchtet, dass du das sagst, Sherlock, und ich finde es sehr ehrenwert. Aber lass mich noch etwas hinzufügen.« Mycroft stand auf. Er hatte es offenbar eilig. »Wenn du meinen Rat ignorierst und dabei in Gefahr gerätst, dann kann ich dir nicht mehr helfen. Die bloße Tatsache, dass ich in deinem Auftrag Fragen gestellt habe, bedeutet, dass mir jetzt die Hände gebunden sind. Bitte lass dir die Sache gut durch den Kopf gehen.Das hier ist keins deiner kleinen Rätsel

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