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Das Geheimnis meiner Mutter

Das Geheimnis meiner Mutter

Titel: Das Geheimnis meiner Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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Familienbäckerei sein sollte.“ Sie musterte die gut gefüllte Etagere mit den Petit fours und Trüffelbutter-Kanapees, nahm aber keines. „Ich hatte eine Kolache mit Marmelade. Und innerhalb einer Woche hatten meine Eltern einen Vertrag mit deinen Großeltern geschlossen, um das Camp den Sommer über mit frischen Backwaren zu beliefern.“
    Die Erinnerung erfüllte Jenny mit Wärme und Traurigkeit. Sie fühlte sich so weit entfernt von dieser Welt. Sie sah Helen und Jane zusammen, jünger, als Jenny jetzt war. Wie seltsam, dass sie sich getroffen hatten, dass Helen Janes Hochzeitstorte backte und dass sie beide unwissend in dem Moment Großmütter wurden, als Jenny zur Welt kam.
    „Kanntest du meine Mutter?“, fragte Jenny.
    „Mariska? Oh, ja.“ Sie faltete die Hände im Schoß.
    „Wenn es dir unangenehm ist …“
    „Nein, überhaupt nicht. Ich wünschte wirklich, ich hätte sie besser gekannt. Wenn ich recht informiert bin, hast du sie nicht mehr gesehen, seitdem du sehr jung warst.“
    Bis zu diesem Tag konnte Jenny noch einen Hauch ihres Parfüms riechen – Jean Naté – und die Stimme ihrer Mutter hören: Wir sehen uns, wenn ich zurückkomme. Das hatte sie immer gesagt, bevor sie wegging. Und niemals erklärte sie, wohin sie ging oder wann sie wiederkäme.
    „Helen und Leo waren sehr stolz auf sie“, sagte Jane. „Sie war ein wunderschönes Mädchen – du siehst ihr sehr ähnlich. Sie war klug und hat hart gearbeitet. Und sie mochte es, mit ihrem Vater angeln zu gehen, was mir immer seltsam erschien. Sie kamen das ganze Jahr über hinauf an den Willow Lake.“
    „Warum fandest du das seltsam?“
    „Sie schien mir einfach nicht der Typ dafür zu sein. Sie war reizend und sehr feminin und fest entschlossen, die Welt zu sehen. Ich nehme an, man könnte sie als überlebensgroß bezeichnen“, sagte Jane. „Hübscher, lustiger, liebevoller, wagemutiger. Kein Wunder, dass Philip sich in sie verliebt hat. Ich bin nur überrascht, dass sie es geschafft haben, es den Sommer über geheim zu halten.“
    Der Sommer, in dem Jenny gezeugt worden war.
    „Und die ganze Zeit über“, fragte Jane sanft, „gab es kein Wort von ihr? Nichts?“
    Jenny schüttelte den Kopf. „Es ist, als wäre sie vom Rand der Erde gefallen.“ Sie schenkte sich noch Tee nach. „Wenn ich mich entschließe, dieses Buch zu machen, werde ich auch darüber schreiben.“
    „Ist das dein Wunsch?“
    „Ja.“ Auch wenn sie wusste, mit welchen Erinnerungen sie sich dann würde befassen müssen, wollte sie es tun.
    „Das ist sehr mutig von dir. Als ich jung war, träumte ich davon, meine Gedichte zu veröffentlichen.“
    „Und hast du es getan?“
    Jane lächelte und schüttelte den Kopf. „Es waren wirklich schlechte Gedichte. Dein Vater hat allerdings immer schreiben wollen“, fügte sie hinzu.
    Bei den Worten dein Vater zuckte Jenny innerlich zusammen. Eine ganz neue Verwandtschaft kennenzulernen war, wie versteckte Türen in einem Haus zu finden, in dem man schon immer gewohnt hatte, und zu entdecken, dass sie an Orte führten, von deren Existenz man nichts gewusst hatte. „Ich habe bisher allerdings noch keine Fortschritte gemacht. Hier in der Stadt bin ich so … abgelenkt.“ Jenny konnte nicht anders, als vollkommen ehrlich zu sein. „Philip hat mich Martin Greer vorgestellt, einem Literaturagenten, der glaubt, dass ich tatsächlich ein Buch in mir habe. Außer, er hat das nur aus Respekt vor seinem Freund gesagt.“
    Jane schüttelte den Kopf. „Ich kenne Martin. Er würde niemals so unaufrichtig sein. Er weiß, dass ein Buch aus sich selbst heraus bestehen können muss.“
    „Gut zu wissen.“ Jenny zögerte. „In Wahrheit habe ich Probleme mit dem Projekt“, vertraute sie Jane an.
    „Was für Probleme? Vielleicht kann ich dir dabei helfen?“
    Jenny erinnerte sich an die endlosen stillen Stunden in Avalon. In denen war sie so in ihre Arbeit vertieft gewesen, dass die Zeit unbemerkt verrann. Sie hatte meist bis spät in die Nacht gearbeitet, wenn das einzige Geräusch das Singen des Windes in den Bäumen oder im Frühling das Quaken der Frösche gewesen war. Hier gab es keine Stille. Sie wusste aber auch, dass nicht nur der Lärm sie ablenkte.
    „Ich möchte dir ein Angebot machen“, sagte Jane. „Das ist einer der Gründe, warum ich dich heute sehen wollte. Das Winterhaus oben im Camp Kioga steht leer. Ich würde dir gerne anbieten, darin zu wohnen, so lange, wie du möchtest.“
    Mit einem Klappern stellte

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