Das Geheimnis von Ella und Micha: Ella und Micha 1 - Roman (German Edition)
ihr tun, die ich noch mit keiner getan habe, die mir wichtig war.
»Was schaust du so?« Sie zieht ihr Tanktop wieder nach unten.
Tatsächlich hat sie keinen Schimmer, wie schön sie ist. Hat sie nie gehabt. Sogar in ihrer Punk-Goth-Phase sah sie unglaublich gut aus.
Ich schüttele den Kopf, kann nicht aufhören, sie anzusehen. »Nichts. Ich denke nur nach.«
Sie knallt die Beifahrertür zu, und wir gehen über den vollen Parkplatz. Dabei will ich meine Hand unten auf ihren Rücken legen, aber sie weicht aus und geht auf Lilas andere Seite, sodass ihre Freundin zwischen uns ist.
Vielleicht stelle ich es doch nicht so geschickt an, wie ich dachte.
ELLA
Wenn er mich weiter so ansieht, löst sich meine Selbstbeherrschung in eine Pfütze aus heißer, dampfender Flüssigkeit auf. Micha hat die durchdringendsten Augen aller Zeiten, deren Farbe und Intensität dem Meer gleichen. Er flirtet mit mir, wie er es früher schon immer im Scherz machte – und ich spielte mit.
Aber dies hier ist irgendwie anders, heftiger und realer. Mir kommt es vor, als würde er mir sein Herz vor die Füße werfen, und so war er früher nie. Jedenfalls nicht bei mir. Ausgenommen an dem Tag, an dem ich fortging.
Das Café ist sogar für einen Samstagnachmittag verblüffend voll. Sämtliche Sitznischen und Tische sind besetzt. Auf der Bühne spielt ein Typ mit strähnigem braunem Haar Keyboard und singt ein bisschen schief. Die Bedienungen an der Kaffeetheke haben reichlich zu tun, denn die Schlange zieht sich über die ganze Ladenlänge bis zur Tür hin. In der Ecke sitzen Leute mit aufgeklappten Laptops und arbeiten.
»Wo sollen wir uns hinsetzen?«, fragt Lila, die sich umsieht. »Hier ist nichts mehr frei.«
Micha entdeckt Ethan und Renee an einem Ecktisch und winkt ihnen zu. »Das Platzproblem ist gelöst«, sagt er, nimmt meine Hand und führt uns zu ihnen.
Renee ist klein, hat dunkelrotes Haar und sehr dick aufgetragenen Eyeliner. Ihre braunen Augen wandern sofort zu Michas und meinen verschlungenen Händen. Ich will meine Hand wegziehen, aber Micha hält sie nur fester.
»Hi, Ella.« Ihre dunkelroten Lippen formen ein gekünsteltes Lächeln. »Was hast du so getrieben?«
»Nicht viel«, antworte ich knapp, denn bei Renee sind schlichte Sätze am besten.
»So sieht man sich wieder«, sagt Ethan grinsend zu Lila, wobei sich seine Grübchen zeigen, und rückt ihr einen Stuhl hin. »Du hast also entschieden, noch ein bisschen zu bleiben.«
Lila sieht ihn an, während sie sich hinsetzt. »Danke. Ich muss wohl, denn letzte Nacht hat jemand meinen Wagen verwüstet.«
Micha lässt sich auf den letzten freien Stuhl am Tisch sinken und will mich auf seinen Schoß ziehen. Ich schaue mich um, ob irgendwo noch ein Stuhl ist, aber es ist so voll, dass die Leute schon an den Wänden stehen.
»Ich beiße nicht, Ella May.« Micha provoziert mich, das erkenne ich an seinem Blick. »Es sei denn, du bittest mich darum.«
Alle am Tisch beobachten mich. Da ich keine Szene machen will, hocke ich mich auf Michas Schoß. Ethan sieht ihn verwundert an, was Micha nicht beachtet, sondern sich einen Scone aus dem Korb auf dem Tisch nimmt.
Er beißt ab und fragt: »Und wann ist Offene Bühne?«
Ethan zieht die dunklen Brauen zusammen. »Wieso? Willst du etwa wieder spielen? Wenn ja – das wurde aber auch verdammt noch mal Zeit.«
»Was heißt wieder spielen?«, frage ich und nehme mir ebenfalls einen Scone. »Hat er irgendwann aufgehört?«
Ethan schiebt seine Hemdsärmel nach oben, stützt die verschränkten Arme auf den Tisch und sieht Micha mit diesem Geheimcode-Blick an, den ich noch nie verstanden habe. Ich drehe mich zu ihm, was ich sofort bereue, denn er mustert mich viel zu eindringlich. Für einen Moment bin ich verwirrt.
»Hast du aufgehört zu spielen?«, frage ich ihn. »Warum? Ist es nicht mehr dein Traum?«
Achselzuckend schlingt er die Arme um meine Taille. »Ohne dich, die mir zuschaut, ist es nicht dasselbe.«
»Es gab immer mal Zeiten, in denen ich dir nicht zugeschaut habe.« Ich lege meine Hände auf seine Schultern. »Auch als ich noch hier gewohnt habe.«
Er schüttelt den Kopf, so dass ihm das blonde Haar ins Gesicht fällt. »Das stimmt nicht. Du hast keinen einzigen Auftritt verpasst.«
Eigentlich muss ich nicht mal nachdenken, denn er hat recht. »Ich will nicht, dass du aufhörst, dein Leben zu leben, weil ich nicht mehr hier bin.«
»Und ich will nicht, dass du woanders bist als hier.« Er drückt mich, und ich
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