Das Geheimnis von Ella und Micha: Ella und Micha 1 - Roman (German Edition)
wir noch, doch es ist heiß, und ich werde sekündlich saurer auf meinen Dad. Schließlich trete ich zurück und werfe den Schraubenschlüssel klappernd auf den Boden. Diesmal fragt Ethan nicht nach.
»Lass uns heute Abend eine Party veranstalten«, sage ich, weil ich unmöglich still sein kann. »Eine große, wie die am Abend nach dem Schulabschluss.«
»Willst du ernsthaft die Nacht noch mal wiederaufleben lassen?«, fragt Ethan, der aus der Motorhaube auftaucht. »Denn ich muss das eigentlich nicht haben.«
Ich gehe raus ins Sonnenlicht, fest entschlossen, auf andere Gedanken zu kommen. »Was man nicht mehr weiß, macht einen nicht heiß, stimmt’s?«
»Ich glaube nicht, dass du noch so eine Nummer brauchst.« Ethan kommt zu mir, und wir sehen die Einfahrt hinunter zu einem alten Mann, der einen Einkaufswagen schiebt. »Es gibt haufenweise Momente in meinem Leben, an die ich mich gerne erinnern würde – für die ich alles geben würde, um mich zu erinnern. Ich habe so ungefähr ein Jahr meines Lebens verloren. Es ist besser, einen halb klaren Kopf zu behalten. Außerdem klingt das überhaupt nicht nach dir. Was ist los?«
»Nichts ist los«, stöhne ich und fahre mir mit den Fingern durchs Haar. »Ich denke bloß laut nach.«
Ethan geht in die Garage zurück und widmet sich wieder dem Motor. Etwa im Abschlussjahr fing er an, mit diesen Leuten an der Schule herumzuhängen, die eine richtig schräge Sicht auf die Welt hatten und gerne herumsaßen, high wurden und herumphilosophierten. Irgendwie endete es damit, dass Ethan sich mit ihnen anfreundete, und binnen einem Monat hatte er die Schule geschmissen und landete knietief in der Scheiße.
Ein Jahr später beschloss er, sich Hilfe zu suchen. Er räumte sein Leben auf, brach mit Gewohnheiten und arbeitete wie ein Bekloppter, um den Schulstoff aufzuholen. Er war einen Jahrgang unter uns, schaffte aber den Abschluss mit unserem Jahr. Wenn man ihn so ansieht, denkt man das gar nicht.
Die Seitentür von Ellas Haus fliegt auf, und Lila kommt heraus. Sie sieht fertig aus, wenn auch nicht mehr so schlimm wie gestern Abend. Jetzt schaut sie hinüber zum Haus auf der anderen Straßenseite, wo im Vorgarten gerade ein ziemlich raues und sehr lautes Footballspiel stattfindet. Dann schweift ihr Blick zu meinem Haus ab, und ihre Augen werden größer, als sie sieht, dass ich sie beobachte.
Sie winkt zaghaft von der obersten Stufe aus. »Hi, Micha!«
»Wie geht’s?«, erwidere ich nickend. »Ist Ella schon auf?«
Sie hält eine Hand über ihre blauen Augen, weil die Sonne so grell ist, und sieht hinauf zu Ellas Fenster. »Ja, und sie will gleich rauskommen. Sie redet noch mit ihrem Bruder.«
»Er benimmt sich hoffentlich nicht wie ein Arsch, oder?«
»Ich weiß nicht, wie sich ein Bruder wie ein Arsch benimmt, weil ich keinen habe.« Sie lächelt verkrampft.
Auf dem Weg zum Zaun ziehe ich meine Jeans hoch. »Brüllen sie sich an?«
Lila schüttelt den Kopf und kommt mir entgegen. Dabei zupft sie sich eine blonde Haarsträhne aus dem Mund. »Aber Ella brüllt sowieso nicht, oder?«
Ich lehne meine Arme auf den Zaun. »Kommt darauf an, über welche wir reden.«
Lila wirkt verblüfft. »Wie kann ich sie seit acht verdammten Monaten kennen und gar nichts über sie wissen? Das muss doch einiges über mich aussagen, oder?«
Mir tut sie leid. »Ich glaube, dass Ella dir auf keinen Fall zeigen wollte, wer sie hier war. Das ist nicht deine Schuld.«
Sie sieht mich misstrauisch an. »Ehrlich gesagt, kommt es mir so vor, als würde sie das mit jedem außer dir machen.«
»Wir kennen uns auch schon ewig«, erwidere ich. »Wir haben eine entspannte Beziehung.«
Ihre blauen Augen blitzen vielsagend. »Eine, in der du sie im Auto befummelst?«
»Willst du vielleicht Ärger machen?«, frage ich. Sie wird mir immer sympathischer.
»Kann gut sein.« Sie lehnt sich über den Zaun, sodass sie in die Garage sehen kann. »Ist das Ethan?«
Ich trete einen Schritt zurück, damit sie einen besseren Blick hat. »Ja, er bastelt am Wagen.«
»Na, da gehe ich mal hin und helfe ihm.« Bei ihrem Grinsen leuchtet ihr ganzes Gesicht auf, und sie springt über den Zaun, kreischt allerdings auf, als sich ein Schuh im Draht verfängt.
Ich bemühe mich, sie nicht auszulachen, hake ihren Schuh los, und sie geht in die Garage, wo sie Ethan überrascht. Die Tür zu Ellas Haus öffnet sich wieder, und meine Aufmerksamkeit gilt ganz ihr, als sie ins Sonnenlicht tritt.
Sie trägt ein enges,
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