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Das Geheimnis von Islay Island

Das Geheimnis von Islay Island

Titel: Das Geheimnis von Islay Island Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morna Helen; Mulgray Mulgray
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Sie stapften zum Wasser hinunter und luden ihre Last neben dem Haufen mit den Päckchen ab. Whisky schien plausibel. Auf diese Weise hatten sie auf beiden Strecken eine Nutzlast – Drogen rein, Whisky raus.
    Ich versuchte mich ein wenig in Mathematik. »Zehn Kartons mit je zwölf Flaschen … das sind einhundertzwanzig Flaschen. Da Sie auf Islay leben, kennen Sie sich bestimmt mit Whisky aus. Eine ungefähre Vorstellung davon, was diese Ladung da wert sein könnte?«
    Er überlegte einen Moment. »Eine Flasche mit Qualitätswhisky bringt so zwischen vierzig und sechzig Pfund, manchmal auch mehr. Der kleine Stapel da könnte also ungefähr siebentausend Pfund wert sein – sehr vorsichtig geschätzt.«
    »Hmm«, sagte ich. »Das ist wirklich nicht viel. Kinkerlitzchen. Für Drogenringe wird es erst interessant, wenn es um mehrere Hunderttausend geht.«
    Sandy lachte leise. »Andererseits könnten die Flaschen da ein Vielfaches wert sein. Wenn man bedenkt, dass es bei einem letzten Fass eines fünfzig Jahre alten Balvenie um sechstausend Pfund die Flasche geht … falls das Flaschen sind, die aus den letzten paar Fässern einer dichtgemachten Destillerie abgefüllt sind, dann haben wir da drüben vielleicht über eine halbe Million vor Augen.«
    Und dafür würde sich Louis Moran durchaus interessieren.
    Inzwischen hatten sie damit begonnen, die Päckchen in den Schuppen zu schaffen. Der Mann auf dem Boot verschwand in der Kabine und kam mit Eisenstangen sowie einem Netz zurück.
    »Dachte mir schon, dass sie Probleme damit bekommen, die Kartons an Bord zu hieven«, flüsterte Sandy. »Das wird ein Flaschenzug sein.«
    Die kleinen Päckchen wurden verstaut, der Schuppen mit einem Vorhängeschloss gesichert, dann die schweren Kartons nacheinander zur Yacht hinausgetragen, in das Netz am Flaschenzug verfrachtet und jeweils zwei auf einmal an Bord gehoben – in dieser Nacht eine reibungslose Sache, die sich bei hohem Seegang zweifellos schwieriger gestaltete. Selbst in dieser ruhigen Nacht neigte sich das Boot unter dem Gewicht der in den Netzen baumelnden Kartons.
    Nur eine halbe Stunde nachdem sie in die Bucht eingefahren war, glitt die Yacht schon wieder hinaus. Als das leise Brummen des Motors verebbt war, wandten wir uns zum Gehen. Da, wo die Kartons gestanden hatten, strömte die Flut herein und spülte sämtliche Spuren, die irgendetwas oder irgendjemand hinterlassen hatte, fort.

8
    M ir blieben nur wenige Stunden Schlaf bis zu meinem Dienstantritt am Morgen. Dreißig Minuten bevor der Wecker geklingelt hätte, tappte mir Gorgonzola mit der Pfote behutsam, aber beharrlich auf die Wange.
    »Rrrrunter«, brummte ich, schob sie vom Bett und zog mir die Decke über den Kopf.
    Ich wusste, dass sie nicht aufgeben, sondern es wieder versuchen würde. In Hab-acht-Stellung lag ich da und wartete … doch ich hatte mich geirrt. Ich entspannte mich und war gerade dabei, wieder einzudösen, als sie mit einem Plumps erneut auf meinem Bett landete. Schwere Pfoten tapsten zu meinen Füßen hinunter. Ein fester, runder Kopf schob sich unter den Rand der Decke, und ein haariger Körper grub sich einen Tunnel, dann schmiegte er sich behaglich an meinen Rücken. Als rhythmisches Schnarchen durch die Daunen drang, versuchte ich erfolglos, die wenigen verbliebenen Minuten Schlaf aufzuholen.
    So war es nicht verwunderlich, dass ich bei meinem Aufbruch zum Frühstück im großen Haus ein wenig missmutig war. Würde es überhaupt Frühstück geben? War der Koch noch da, oder hatte Sir Thomas ihn nach dem feurigen Mahl am Abend vor die Tür gesetzt? Als ich den Kies überquerte, bekam ich die Antwort – jemand pfiff Flower of Scotland . Irgendwie war der Mann mit seinem Streich davongekommen.
    Ich stieß die Tür auf mit einem fröhlichen: »Immer noch da, Chef ? Kann ich reinkommen?«
    Er sah von dem Topf auf, in dem er den Porridge rührte. »Sicher, und das Frühstück ist fast fertig.« Dann pfiff er weiter.
    Als ich mich setzte, fegte Ann-Marie herein und ließ krachend die Tür zur Diele hinter sich zufallen. »Da guck sich einer an, wie prächtig er gelaunt ist nach der Sache mit dem Abendessen gestern.« Sie setzte sich, beugte sich über den Tisch und formte die Worte mit den Lippen: »Mal ganz was anderes.«
    Ich sah von einem zum anderen. »Was ist denn nun passiert ? Ich war mir sicher, dass Sir Thomas explodieren würde.«
    Sie kicherte. »Ist er ja auch, oder zumindest die Chilis auf seiner Zunge. Du hast echt was

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