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Das Geheimnis von Islay Island

Das Geheimnis von Islay Island

Titel: Das Geheimnis von Islay Island Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morna Helen; Mulgray Mulgray
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zum anderen musste ich jetzt auch noch die Wetterlage in Betracht ziehen. Es konnte also durchaus sein, dass ich mit der Fähre von Islay fliehen musste.
    Das widersprach Gerrys Planung. Bei der Einsatzbesprechung hatte er mit seinem Stift einen Kreis gekritzelt. »Sie nehmen nur dann die Fähre, wenn Sie aus irgendeinem Grund nicht fliegen können.« Ein Querstrich vervollständigte die Kritzelei – eine klare Botschaft: Zutritt verboten.
    »Was ist denn auf einmal mit dem geheiligten Spesenetat passiert?«, hatte ich gewitzelt.
    Er hatte nicht gelächelt, sondern nur einen genervten Seufzer von sich gegeben.
    »Also wirklich, Deborah, überlegen Sie doch selbst. Die Sache ist höchst einfach. Moran wird vor nichts zurückschrecken, wenn er Sie für eine Bedrohung hält. Ich nenne das Kind beim Namen, damit Sie begreifen, in welcher Gefahr Sie sich befinden, wenn Sie ihn identifizieren. Falls Sie mit der Fähre abreisen, kann ich Ihnen allenfalls einen Mann zuteilen, der als Ihr Bodyguard fungiert, doch weder er noch Sie werden wissen, wer unter den vielen Passagieren zu Morans Männern – oder auch Frauen – gehört. Auf dieser zweistündigen Überfahrt gibt es zu viele Gelegenheiten für einen Hinterhalt. Sagen Sie selbst. Hab ich Recht?«
    Ich hatte genickt. Gerry hatte immer Recht. Ermittler in Zivil, die ihm unterstanden, hatten guten Grund, ihm für seine akribische, vorausschauende Planung dankbar zu sein, die selbst die unwahrscheinlichsten Vorkommnisse berücksichtigte. Seinen Spitznamen »Nummer Sicher« hatte er sich redlich verdient.
    »Sie verlassen die Insel also mit dem Flugzeug, weil das der sicherste Weg ist. Ihre Sicherheit hat bei mir höchste Priorität. Um also dafür zu sorgen, dass Ihre Abreise reibungslos verläuft …« Er zählte die einzelnen Punkte an den Fingern ab. »Erstens: Vom Tag Ihrer Ankunft an wird auf jedem Flug von Islay ein Sitz unter dem unverfänglichen Namen Smith gebucht. Zweitens: Mit der Maschine, die Sie tatsächlich nehmen, werden nur Passagiere fliegen, die im Voraus gebucht haben, während alle Standby-Plätze gestrichen werden. Drittens: Am Flughafen brauchen Sie nichts weiter zu tun, als ein Codewort anzugeben, um die Sicherheitskontrollen zu passieren. Sie brauchen also keinen Ausweis auf den Namen Smith. Viertens: Sie werden von wartenden Passagieren ferngehalten und gehen als Erste an Bord.«
    Gerry hatte minutiös festgelegt, wie ich die Insel verlassen sollte, doch bis jetzt hatte ich meinerseits noch nichts für mein eventuell nötiges Untertauchen vorbereitet. Ich konnte nicht noch länger damit warten. Ich würde mich heute darum kümmern, sobald ich mit der Arbeit fertig war.
    Bevor ich Gabrielle das Tablett brachte und während Ann-Marie im Erdgeschoss mit Staubwischen beschäftigt war, nutzte ich die Gelegenheit, um mich in Changs Zimmer zu schleichen. Ich machte mir nicht die Mühe, mich auf den Boden zu legen und unters Bett zu winden, sondern schlug nur den Volant hoch und warf einen kurzen Blick auf die Latten, der mir, wie ich vermutete, bestätigen würde, dass sie das wertvolle Drogenpäckchen mitgenommen hatte.
    Hatte sie nicht. Es war noch da, und sosehr ich auch überlegte, fiel mir keine triftige Erklärung dafür ein.
    Ich musste meine Entdeckung Gerry melden. Bislang hatte ich ihm noch nicht einmal von dem vermutlichen Tauschhandel Whisky gegen Drogen berichtet, und Winstanleys Anschuldigung gegen Sir Thomas und der unerwartete Aufbruch der Drogendealerin Chang hatten die Situation nochmals verschärft.
    Ich plante die Fahrt genau: Ich würde Gabrielle Bescheid geben, dass ihr Bad fertig war, und dann mit dem Wagen zu der Telefonzelle in Bowmore fahren – also weit genug von Allt an Damh entfernt.
    Doch es kam ein bisschen anders. Bevor ich auch nur das Bad einlassen konnte, liefen die Dinge aus dem Ruder. Als ich Gabrielle das Frühstück aufs Bett stellte, beklagte sie sich wie gewöhnlich über das Wetter, das Frühstück und die Anordnung auf dem Tablett. Ich ließ es über mich ergehen und dachte, ich könnte endlich los.
    Ich hatte noch die Hand am Türknauf, als sie rief: » Un moment , Dorward. Dieser imbécile , Winstanley, ’at mir den Tag ruiniert, gründlisch ruiniert!« Sie schlug kräftig mit dem Teelöffel auf das gekochte Ei und zerbrach die Schale. Das Dotter lief zähflüssig an der Seite herunter und bildete auf dem Tuch des Tabletts eine klebrige Lache. Ihre Miene verfinsterte sich. »Weil Thomas und Waddington ihn

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