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Das Geheimnis von Islay Island

Das Geheimnis von Islay Island

Titel: Das Geheimnis von Islay Island Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morna Helen; Mulgray Mulgray
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vor großen, bösen Männern?«, fragte er, während er sich bückte und sie zwischen den Ohren kraulte.
    Ich hob sie hoch und verstaute sie ohne viel Federlesens im Rucksack. »Was ist bloß in dich gefahren, Gorgonzola?«, zischte ich ihr ins Ohr. Dabei erübrigte sich die Frage. Sie war es leid, ständig ins Cottage eingesperrt zu sein, und wollte mir ihre Unabhängigkeit demonstrieren. Es kommt immer mal wieder vor, dass einer von uns dem anderen sein Benehmen krummnimmt und ihm zeigen will, wo’s langgeht.
    »Der Muschelberg liegt am Straßenrand, gleich hinter der Kirche«, hatte ich gerade noch behauptet. Stimmte aber nicht – zumindest nicht mehr. Als der flechtenbewachsene helle Stein der Kirche von Kildalton auftauchte, erstreckte sich eine scheinbar endlose Grasböschung vor uns, die allenfalls hier und da von einem niedrigen, verkrüppelten Gebüsch unterbrochen wurde.
    Wir stiegen aus. »Das war’s dann wohl mit den Fotos als Beweismaterial«, sagte ich. »Wären wir bloß früher hergekommen …«
    Sandy wühlte mit dem Fuß in den letzten Muschelsplittern. »Wenn McIntyre das Zeug weggeschafft und dabei eine Leiche gefunden hätte, würde es jetzt hier von Polizisten nur so wimmeln.«
    Cameron-Blaik und Waddington waren gestern Abend also doch noch losgefahren, um den Toten wegzubringen. Ich hatte Recht behalten. »Die Leiche kann jetzt sonst wo sein«, sagte ich niedergeschlagen. »Meilenweit weg …«
    »Vielleicht aber auch nur ein paar Meter.« Er musterte die Kirchenruine. »Es war dunkel, sie hatten nicht viel Zeit … und um in diesen felsigen Boden ein Loch zu graben, hätten sie mehr als einen Spaten gebraucht.« Während er mit mir sprach, schritt er die Straße ab. »Wieso sollten sie es sich nicht leicht machen? Warum nicht einen Friedhof benutzen, wenn man ihn vor der Nase hat?« Ich schnappte mir den Rucksack und lief ihm eilends hinterher. Wenn Gorgonzola es gestern geschafft hatte, Winstanleys Leiche aufzuspüren, so gelang es ihr heute vielleicht ein zweites Mal.
    Als Sandy das Tor öffnete, quietschten die rostigen Scharniere. Ansonsten war kein Laut zu hören, nicht einmal das Zwitschern eines Vogels. An den Bäumen hinter der Kirche hingen die Blätter reglos und trocken. Es war, als hielten die Entschlafenen auf dem Friedhof den Atem an …
    Sandy war stehen geblieben und sah sich um. »Wenn ich richtig liege und die Leiche befindet sich hier, dann haben sie die Stelle nicht schlecht gewählt. Mögliche Spuren, die sie hinterlassen haben, würde man den Touristen zuschreiben, die zur Besichtigung herkommen. Manche von denen vergreifen sich wirklich an allem.«
    Ich ließ ihn vorausgehen. »Sind hier viele Touristen?«, fragte ich.
    »Oh ja.« Er strich mit dem Finger über die gemeißelten, schon recht verwitterten Ornamente auf einem besonders imposanten Kreuz. »Sollen tausendzweihundert Jahre alt sein, diese Artefakte. Auf dem hier ist die Ermordung Abels durch Kain dargestellt, und hier haben wir einen Mordversuch – Abraham, der gerade Isaak opfern will. Immer dieselben Geschichten …?«
    Ich stellte den Rucksack ab und holte Gorgonzola heraus.
    Er sah zu ihr hinunter. »Nicht nur zum Drogenschnüffeln, sondern auch zum Leichenschnüffeln ausgebildet, was?«
    »Nein, aber …« Ich erzählte ihm, wie sie auf den unter den Muscheln versteckten Toten reagiert hatte.
    »Ist zumindest einen Versuch wert.« Sonderlich überzeugt klang er nicht.
    Wir sahen zu, wie Gorgonzola sich einen Weg zu drei flachen Platten bahnte, die halb versteckt im Gras lagen.
    Sandy schüttelte den Kopf. »Glaube kaum, dass der Tote unter einer davon zu finden ist. Wäre nicht zu übersehen, wenn sie sich daran zu schaffen gemacht hätten. Nicht mal mit der Brechstange könnten sie eine von diesen jahrhundertealten Platten anheben, ohne das Gras aufzureißen, das so fest mit dem Stein verwachsen ist.«
    Gorgonzola hatte keine Ahnung, dass sie nach einer Leiche suchen sollte. Sie vergnügte sich einfach nur bestens, indem sie sich auf eine unsichtbare Beute stürzte, spielerisch nach einem Insekt schnappte oder es mit der Tatze zu fangen versuchte, um im nächsten Moment vor der Einfriedung zu lauern und unverwandt auf eine Lücke zwischen zwei Steinen zu starren. So vergingen Minuten. Ich sah auf die Uhr. Wie viel Zeit konnte ich ihr noch geben?
    Sandy hatte an der Mauer gelehnt und sich Gorgonzolas Spielchen angesehen. »Tja«, sagte er, »wird langsam Zeit, dass wir uns selbst ein bisschen

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