Das Geheimnis von Melody House
schließlich Matt in die Arme gelaufen.” Darcy stockte.
“Bist du dir sicher, dass es nicht Matt war, der dir nach draußen gefolgt ist? Vielleicht ist er ja auf halber Strecke umgekehrt und zum Haus zurückgegangen”, erwog Adam.
“Er behauptet, nicht draußen gewesen zu sein”, sagte Darcy.
“Du klingst nicht überzeugt.”
“Ich bin aber überzeugt … ich möchte es jedenfalls sein”, gab Darcy kleinlaut zurück. “Adam, wie gut kennst du Matt? Du warst doch mit seinem Großvater befreundet, richtig?”
Adam lächelte sie an. “Ja. Wir waren enge Freunde und haben oft ganze Nächte auf der Veranda gesessen und uns über Gott und die Welt unterhalten. Er hat nicht an das Übersinnliche oder an Geister geglaubt, obwohl er zugeben musste, dass hier in diesem alten Haus Dinge passierten, die er sich nicht erklären konnte. Aber es war nichts Schlimmes … nichts, was man als bedrohlich hätte einstufen können. Nur solche Geschichten von Besuchern, die behaupteten, im Salon einen Soldaten in Bürgerkriegsuniform gesehen zu haben, oder dass ab und zu eine Tür wie von Geisterhand auf- und zugemacht wurde. Manchmal gab es irgendwo in einem Zimmer einen kalten Luftzug, den man sich nicht erklären konnte. Er war trotzdem felsenfest überzeugt davon, dass sich für alles, was in dem Haus passierte, eine logische Erklärung finden lassen würde, wenn man nur lange genug danach suchte. Der Soldat beispielsweise war schlicht ein verkleideter Mensch. Und die Kälte? Nun, das Haus ist alt. Da zieht es schon mal durch die Ritzen. Und die Türen öffnete seiner Meinung nach ebenfalls der Wind. Matts Großvater hat sich diese Spukgeschichten gern angehört und sie mit einem Lachen abgetan.”
“Warst du deshalb so scharf drauf, hier Untersuchungen anstellen zu dürfen? Weil du das Haus von früher kennst?”
“Mehr oder weniger”, erwiderte Adam ausweichend.
Darcy spürte die Vagheit in Adams Antwort, und das machte sie stutzig. Ihres Wissens nach hatte Adam ihr noch nie die Unwahrheit gesagt, und sie glaubte auch jetzt nicht, dass er sie anlog. Sie hatte nur einfach das Gefühl, dass er ihr nicht die ganze Wahrheit sagte.
Bevor sie nachhaken konnte, redete Adam bereits weiter: “Ihr seid also zusammen ins Haus gegangen und habt euch dort voneinander verabschiedet, oder wie ging es weiter?”
Er hatte sie überrumpelt, und Darcy spürte, dass sie rot wurde. “So ähnlich”, sagte sie.
“Darcy?” Adam sah sie streng an, als ahnte er, was sie zu verbergen hätte.
Für einen Moment hatte sie wieder dieses schreckliche Gefühl, die Geschichte ihres Traums selbst nachzuerleben, … erst die Leidenschaft … dann die Gewalt.
Aber Matt hatte ihr nicht weh getan.
“Adam, ich muss diesen Traum noch einmal träumen, einfach, um noch klarer zu sehen. Irgendetwas daran lässt mich nicht los, und ich glaube, der Schlüssel zu dem Rätsel ist zum Greifen nah.”
Adam nickte. “Dann versuchen wir es am besten noch mal mit Hypnose. Aber vorher möchte ich mir die Bänder ansehen. Warum ruhst du dich in der Zwischenzeit nicht ein bisschen aus?”
Er wollte sich die Bänder allein anschauen, das war offensichtlich. Aber sie ging ebenso davon aus wie er, dass nichts darauf zu sehen sein würde.
“Gute Idee. Ich könnte ein bisschen Ruhe gebrauchen”, sagte Darcy und rieb sich die Augen. “Aber vergiss nicht, dass wir uns um halb eins unten im Foyer treffen.”
“Ich werde pünktlich sein.”
Nachdem er das Zimmer verlassen hatte, ging Darcy nach unten. Im Haus war alles ruhig. Auf Zehenspitzen schlich Darcy zur Tür und schlüpfte nach draußen. Sie hatte beschlossen, sich die Stallungen näher anzusehen.
Es dauerte einen Moment, bis sich ihre Augen an das schummrige Licht gewöhnt hatten, und so wäre sie vor einer der Boxen fast in Carter hineingelaufen.
“Hallo, Darcy, haben Sie vor auszureiten?”
Darcy schluckte trocken, und ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Einen Moment hatte sie doch tatsächlich befürchtet, ihrem Verfolger aus der vergangenen Nacht in die Arme gestolpert zu sein.
“Nein … ich wollte eigentlich nur mal kurz nach den Pferden sehen.” Das Pferd in der Box, vor der sie standen, hieß Midnight Blue, und der Hengst war tatsächlich so blauschwarz wie der Himmel um Mitternacht.
“Ist das Ihr Pferd?” fragte Darcy.
“Nein, mir gehört keins davon. Aber wenn ich hier reite, nehme ich immer ihn”, erklärte Carter und tätschelte dem Hengst liebevoll den Kopf.
“Wirklich
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