Das Geheimnis von Melody House
“Ach du liebe Zeit, bitte, entschuldigen Sie. Ich habe mich so gefreut, Adam zu sehen, dass ich alles andere vergessen habe. Warten Sie einen Moment, ich hole Ihnen Kaffee, meine Liebe.”
“Penny, ich bin eine erwachsene Frau. Ich kann mich selbst um meinen Kaffee kümmern”, versicherte Darcy.
“Aber Penny ist eine Südstaatengastgeberin der großzügigsten Art”, sagte Adam und schaute sie mit einem Blick an, der zu sagen schien:
Lass Penny den Kaffee holen
.
“Ich mache es wirklich gern”, beteuerte Penny und verließ lächelnd das Zimmer.
“Nun?” Adam schaute sie fragend an. “Was geht hier vor?”
“Ehrlich, Adam, ich weiß es nicht. Normalerweise ist eine unerlöste Seele froh, wenn sie endlich zur Ruhe kommt. Aber da ist irgendetwas, das ich nicht definieren kann.”
“Hat Josh dir nicht helfen können?”
Es hatte lange gedauert, bis Adam den Tod seines Sohnes schließlich akzeptiert hatte. Allerdings hatte Darcy seit vielen Jahren den Verdacht, dass es Adam schmerzlich berührte, dass sie mit seinem verstorbenen Sohn in Kontakt treten konnte und er nicht. Er nahm es ihr nicht übel, das nicht, aber sie glaubte doch, dass er darunter litt.
Sie schüttelte langsam den Kopf. “Nein, und das ist wirklich seltsam. Es ist fast, als ob er dieses Haus hier nicht betreten könnte. Als ob es ein Hindernis gäbe … er hat mir geholfen, Amys Schädel zu finden. Ich konnte genau sehen, wie der Mord passiert ist. Aber jedes Mal, wenn ich versuche, hier im Haus Kontakt mit ihm aufzunehmen, klappt es nicht.”
“Das ist wirklich sehr seltsam”, bemerkte Adam.
Darcy wollte gerade noch etwas hinzufügen, als Penny zurückkam.
“Hast du schon mit Matt gesprochen?” fragte Darcy, nachdem sie ihre Tasse dankend entgegengenommen hatte.
“Nur kurz. Als ich ankam, war er gerade auf dem Weg ins Büro”, sagte Adam.
“Ich kann mir vorstellen, dass er sich sehr gefreut hat, dich zu sehen. Wie du weißt, war er ja anfangs von mir nicht besonders angetan.”
“Ja, er hat sich gefreut, aber das ist normal. Du weißt ja, dass ich mit seinem Großvater befreundet war.” Adam unterbrach sich und musterte sie. “Und deine Anwesenheit hier beunruhigt ihn.”
“Ach ja?” fragte Darcy betont beiläufig.
“Er hat Angst, dir könnte etwas passieren.”
Aus irgendeinem Grund spürte Darcy nicht die Fürsorge in diesem Satz, sondern fühlte sich vielmehr abgeschoben. Und das nach der gestrigen Nacht! “Adam, ich bin durch eine morsche Bodendiele gefallen und habe mich nicht verletzt. Matt glaubt nicht an Geister – warum um alles in der Welt sollte er dann fürchten, dass mir etwas zustoßen könnte?” sagte sie heftiger als beabsichtigt.
Adam zog nur minimal die Augenbraue hoch, während sein Blick sie daran erinnerte, dass Penny zuhörte.
“Matt ist überzeugt, dass hier ein höchst lebendiger Mensch seinen Schabernack treibt”, mischte sich Penny ein.
“Ich weiß nicht, ob ich den Versuch, jemanden zu verletzen oder gar zu töten, als Schabernack bezeichnen würde”, erwiderte Adam.
Penny machte eine ungeduldige Handbewegung. “Matt ist eben so, wie er ist. Er glaubt einfach nicht an Geister. Für ihn kann das alles nur von einem Menschen aus Fleisch und Blut kommen.”
Darcy schwieg einen Moment verunsichert. Kürzlich nachts auf dem Balkon war sie auch davon überzeugt gewesen, dass der Schlag auf den Kopf nicht von einem Gespenst herrührte.
“Hast du es schon mit Sensoren, Kameras und Tonbändern versucht?” erkundigte sich Adam bei Darcy.
“Nein. Du kennst mich doch. Ich verzichte erst mal eine gewisse Zeit auf technische Hilfsmittel.”
“Ja, ich weiß. Aber glaubst du nicht, dass du langsam damit anfangen solltest?”
Sie nickte, wenngleich sie auch froh war darüber, dass bisher in ihrem Zimmer noch keine Überwachungs- und Messgeräte installiert waren.
“Ich werde später Jenner anrufen – wie ich gehört habe, arbeiten wir mit seiner Firma zusammen”, sagte Adam. “Aber fürs Erste möchte ich mir die Stelle in dem Wald ansehen … Wenn Sie uns entschuldigen, Penny.”
Darcy und Adam gingen an den Stallungen vorbei und hatten sich bereits ein ganzes Stück vom Haus entfernt, als Adam das Wort ergriff: “Also, wie siehts aus? Was glaubst du, was in diesem Haus vor sich geht?”
“Na ja. Hier herrscht schon eine große Unruhe! Auf jeden Fall gibt es einen unerlösten Soldaten aus dem Bürgerkrieg. Aber das ist ein guter Geist, wie mir scheint. Vielleicht fühlt
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