Das Geheimnis von Orcas Island
…«
»Ich habe ihn gefunden.« Mae machte für Dolores Platz am Herd. »Aber es war eine Zeit lang sehr verwirrend. Und dann die Dinnerschicht … Wir hätten ein zusätzliches Paar Hände gut gebrauchen können.« Über Charitys Kopf hinweg zwinkerte sie Ronald zu. »Wir werden alle mächtig froh sein, wenn Doc sein Okay gibt. Dolores, lass den Schinkenspeck knusprig werden.«
»Er ist knusprig.«
»Nicht genug.«
»Soll ich ihn verbrennen?«
Charity lächelte und nippte an ihrem Tee. Es war schön, wieder dabei zu sein.
Es war bereits Nachmittag, als Charity Ronald wieder sah. Sie hatte einen Bleistift hinter dem Ohr, einen Notizblock in einer Tasche und einen Staublappen in der anderen, und sie stürmte den Flur entlang zu ihren Räumen.
»Hast du es eilig?«
»Oh.« Sie blieb lange genug stehen, um ihn anzulächeln. »Ja. Ich habe ein paar Papiere in meinem Zimmer, die im Büro sein sollten.«
»Wozu das?« Er zupfte am Staublappen.
»Eins der Zimmermädchen ist an Grippe erkrankt. Ich habe es nach Hause geschickt.« Sie blickte zur Uhr und runzelte die Stirn. Sie konnte etwa zwei Minuten für ein Gespräch erübrigen. »Ich hoffe nur, dass Bob nicht das Gleiche hat.«
»Was ist mit Bob?«
»Ich weiß nicht. Er sieht einfach nicht gut aus.« Charity warf ihr Haar zurück, ließ damit die schlanken Goldspiralen an ihren Ohren tanzen. »Jedenfalls fehlt uns ein Zimmermädchen, und heute kommen Gäste für die Häuser 3 und 5. Die Garsons sind heute Morgen aus Zimmer 5 ausgezogen. Sie verdienen nicht gerade eine Medaille für Sauberkeit.«
»Der Arzt hat gesagt, dass du dich heute Nachmittag eine Stunde hinlegen sollst.«
»Ja, aber … Woher weißt du das?«
»Ich habe ihn gefragt.« Ronald zog das Staubtuch aus ihrer Tasche. »Ich reinige Haus 5.«
»Sei nicht albern. Das ist nicht deine Aufgabe.«
»Meine Aufgabe ist es, Sachen in Ordnung zu bringen. Ich werde Haus 5 in Ordnung bringen.« Er nahm ihr Kinn zwischen zwei Finger. »Wenn ich damit fertig bin, komme ich hinauf. Wenn du dann nicht im Bett liegst, hole ich dich.«
»Das klingt ja wie eine Drohung.«
Er beugte sich hinab und küsste sie hart. »Das ist es auch.«
»Ich bin völlig verängstigt«, sagte sie und rannte die Treppe hinauf.
Es lag nicht daran, dass Charity die Anordnung des Arztes missachten wollte. Ein kurzer Nachmittagsschlaf stand nur ganz unten auf ihrer Liste all der Dinge, die sie zu erledigen hatte.
Dazu kam außerdem noch, dass Bob zerstreut und durcheinander war. Besorgt, dass er krank war oder sich mit einem privaten Problem herumschlug, übernahm sie die Hauptlast seiner Arbeit.
Zweimal fasste sie ernsthaft den Entschluss, eine Pause einzulegen und in ihre Räume hinaufzugehen, und beide Male wurde sie von eintreffenden Gästen aufgehalten. Sie vertraute darauf, dass Ronald Haus 5 in Ordnung gebracht hatte, und führte ein frisch verheiratetes Paar hinein.
»Von hier haben Sie einen herrlichen Ausblick auf den Garten«, bemerkte Charity, während sie verstohlen prüfte, ob frische Handtücher da waren. Ronald hatte sie auf die Stange gehängt, wie es sich gehörte. Das Bett war mit militärischer Präzision gemacht worden, an der sie nichts aussetzen konnte.
»Jeden Nachmittag um fünf Uhr wird Wein im Gesellschaftsraum serviert. Wir empfehlen Ihnen, einen Tisch zu reservieren, wenn Sie bei uns das Dinner einnehmen möchten – vor allem, da heute Sonnabend ist. Das Frühstück wird zwischen halb acht und zehn serviert. Wenn Sie …« Charity brach ab, als Ronald eintrat. »Ich komme gleich«, sagte sie ihm und wandte sich wieder an die Flitterwöchner.
»Entschuldigung.« Ronald nickte beiden freundlich zu, bevor er Charity auf die Arme hob. »Miss Ford wird woanders gebraucht. Genießen Sie Ihren Aufenthalt.«
Sobald Charity den ersten Schreck überwunden hatte, wehrte sie sich. »Bist du verrückt geworden? Lass mich runter!«
»Das habe ich vor – sobald wir bei deinem Bett angekommen sind.«
»Du kannst doch nicht einfach …« Ihre Worte endeten in einem Aufstöhnen, als er sie durch den Gesellschaftsraum trug.
Zwei Männer, die auf dem Sofa saßen, stellten abrupt ihr Gespräch ein. Eine Familie, die gerade von einem Spaziergang zurückkehrte, starrte von der Tür aus herüber. Miss Millie und Miss Lucy unterbrachen ihr tägliches Scrabble-Spiel am Fenster.
»Ist das nicht höchst romantisch?« bemerkte Miss Millie, während Ronald mit Charity im Westflügel verschwand.
»Du hast mich
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