Das Geheimnis von Summerstone - Die furchtlosen Vier
offensichtlich unzuverlässig. Er holt Socken heraus«, blaffte Theo und ging mit ausgestreckter Hand auf den Hund zu.
Als er nur noch wenige Zentimeter von der Socke entfernt war, streckte der Sheriff den Arm aus und schnappte sie sich. Er fuhr rasch mit der Hand in die Socke und zog ein flaches, schwarzes Handy heraus. Aller Augen richteten sich auf Theo, der sofort die Hände in die Luft warf.
»Man hat mir eine Falle gestellt!«, rief Theo theatralisch.
»Theo?«, fragte Mrs Bartholomew ungläubig.
»Mom, ich weiß nicht, was diese Leute hier noch für fiese Tricks draufhaben, aber wir müssen schnellstens hier weg«, sagte Theo mit ernster Miene.
»Ich stelle dir diese Frage nur ein einziges Mal: Woher hast du das Handy?«
»Das ist ein abgekartetes Spiel. Der sogenannte Sheriff und der Hund stecken dahinter …« Theo brach ab, lenkte dann unter dem unerbittlichen Blick seiner Mutter ein und sagte: »Es ist unmenschlich, einen ganzen Sommer ohne Telefon zubringen zu müssen. Man braucht ein Telefon. Es ist so notwendig wie Wasser oder Luft!«
»Es tut mir wirklich leid, Sheriff. Ich weiß nicht, woher er dieses Handy hat. Sein eigentliches hatte ich schon an mich genommen«, erklärte Mrs Bartholomew und ignorierte Theo völlig.
»Vom Schwarzmarkt! Ihr habt mich ja gezwungen, dorthin zu gehen«, sagte Theo zornig.
»Du hast es auf der Straße gekauft?«
»Na ja, nicht wirklich. Aber so gut wie.«
»Theo?«, sagte Mrs Bartholomew drohend mit wachsendem Ärger.
»Also gut. Ich hab’s bei eBay gekauft. Das ist auch gefährlich.«
»Um Himmels willen, Theo«, sagte Mrs Bartholomew verlegen.
Ohne weitere Umstände hob Madeleine ihren Schleier, küsste ihre Eltern auf die Wange und stieg in den Van. Sie nahm den linken Sitz in der letzten Reihe, zog ihren Schleier herunter und sprühte einen Kreis um ihre Füße. Garrison, der sich von niemandem zu verabschieden brauchte, folgte Madeleine rasch und wählte den Sitz auf der rechten Seite.
Lulu wandte sich ihren Eltern zu und wusste nicht recht, wie sie sich verabschieden sollte. Mr Punchalower entschied die Sache, indem er die linke Hand für einen herzlichen Händedruck von seinem BlackBerry hob. Lulu verdrehte die Augen, schüttelte ihm die Hand und näherte sich ihrer steifen Mutter. Sie
glaubte, dass ihre Mutter sie gerne umarmt hätte, sich jedoch vor ihrem Vater nicht traute. Das redete sich Lulu jedenfalls ein, während sie die kalte und knochige Hand ihrer Mutter in der ihren hielt.
Als Lulu ebenfalls saß, umarmte Theo seine Mutter, schluckte die Tränen hinunter und kletterte in den Kleinbus. Dieser Verzicht auf jegliche Dramatik überraschte alle, einschließlich Theo selbst. Vielleicht half ihm diese Reise ja, reifer zu werden. Während ihm dieser Gedanke durch den Kopf ging, presste er sein Gesicht an die Scheibe und heulte los. Ganz offensichtlich musste die Reife noch etwas warten.
8
Jeder hat vor etwas Angst: Optophobie ist die Angst davor, die Augen zu öffnen
A ls der Kleinbus anfuhr, hämmerte Theo mit den Fäusten ans Fenster. Er musste an die vielen Gefängnisdramen denken, die er mit seiner Großmutter vor ihrem Tod angeschaut hatte. Panik erfasste Theo, als er sich vorstellte, dass er seine Mutter vielleicht nie mehr wiedersehen würde. Er vergrub das Gesicht in den Händen, sehr zum Verdruss von Lulu und Garrison, die sich vielsagende Blicke zuwarfen. Madeleine schien alles völlig egal zu sein. Allerdings war es beinahe unmöglich, durch den Schleier und die Wolke von Insektenspray hindurch ihren Gesichtsausdruck zu erkennen.
»Hey, ich hab zwar begriffen, dass du Angst vor Spinnen hast, aber ich kippe von diesen Dämpfen gleich um«, sagte Garrison.
Madeleine errötete vor Scham und nickte, ehe sie sich dem Fenster auf der anderen Seite zuwandte.
»Haben Sie ein Handy, Sheriff?«, fragte Theo mit tränenüberströmtem Gesicht.
»Ja, aber das ist nur für Notfälle.«
»Das ist ein Notfall. Ich muss mich vergewissern, dass meiner Mom nichts passiert ist.«
»Theo, deiner Mom ist nichts passiert. Sie hatte ja noch nicht mal Zeit, den Parkplatz zu verlassen! Hör auf zu heulen!«, rief Lulu.
»Du benimmst dich wie ein Baby«, fügte Garrison hinzu. »Erbärmlich!«
Theo bemühte sich krampfhaft, mit dem Weinen aufzuhören, damit Lulu und Garrison ihn nicht noch einmal anfauchten, aber er schaffte es nicht. Je mehr er sich anstrengte, desto schwieriger wurde es. Theo schloss die Augen und weinte weiter.
Die
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