Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Geheimnis von Summerstone - Die furchtlosen Vier

Titel: Das Geheimnis von Summerstone - Die furchtlosen Vier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gitty Daneshvari
Vom Netzwerk:
Wochen vor der Abreise zum Phobinasium waren für Lulu, Madeleine, Theo und Garrison eine Zeit voll Angst und schlimmer Befürchtungen gewesen. So war es sehr verständlich, dass die vier nur Minuten nach dem Verlassen des Busbahnhofs fest schliefen. Madeleines verschleierter Kopf wippte im Rhythmus der Schlaglöcher vor und zurück. Theo rann ein gleichmäßiger Speichelfaden aus dem linken Mundwinkel auf sein Hemd. Garrisons Gesicht war an die Scheibe gedrückt, was die Form seiner Augen und Ohren verzerrte. Lulu hatte selbst im Schlaf noch eine missbilligende Miene.

    Schrilles Quieken riss die vier wieder aus dem Schlaf. Einer nach dem anderen öffnete die Augen und wusste nicht, was los war. Drei kleine, dicke Eichhörnchen schmückten die Windschutzscheibe des stehenden Vans. Zum Glück waren die pelzigen, braunen Geschöpfe nicht tot, sondern nur ein wenig benommen. Den Sheriff brachte das nicht aus der Ruhe. Er drehte sich zu den Schülern um und zwinkerte ihnen zu.
    »Was zum Teufel ist das?«, kreischte Theo.
    »Nichts Beängstigendes, nur ein paar fliegende Eichhörnchen.«
    »Verzeihung, Sheriff, ich bin zwar keine Zoologin, aber ich versichere Ihnen mit allem Respekt, dass Eichhörnchen nicht fliegen können«, erklärte Madeleine.
    »Ja, da hast du recht. Ich sollte sie wohl besser Flughörnchen nennen. Sie springen von Baum zu Baum und setzen dabei eine Haut zwischen ihren Vorder- und Hinterpfoten wie einen Gleitschirm ein. Aber wie ihr seht, können sie nicht besonders gut zielen. Jedes Mal, wenn ich hier entlangfahre, knallen mindestens fünf Eichhörnchen gegen meinen Minibus. Zum Glück sind es robuste kleine Gesellen, sodass es ihnen nicht viel ausmacht.«
    »Ein bisschen wie Theo«, murmelte Garrison vor sich hin.
    Theo schnitt Garrison eine Grimasse, aber dann entdeckte er die Welt außerhalb des Vans. Garrison, Lulu
und Madeleine folgten seinem entgeisterten Blick. Es war so dunkel, wie man es vielleicht am späten Abend erwarten könnte, aber nicht am Morgen. Ihre Augen suchten nach einem Stück Himmel, doch sie sahen keines. Lulu fühlte ein Zucken hinter ihrem linken Auge und ihre Atemzüge wurden kürzer und mühsamer.
    »Sind wir unter der Erde?«, fragte Lulu und fasste an ihr Auge.
    »Ganz und gar nicht, das sind nur Kletterpflanzen, die kein Licht durchlassen.«
    Dicht belaubte Ranken wuchsen zwischen den Bäumen auf beiden Seiten der Straße nach oben, sodass ein Tunnel entstand.
    »Äh, wann kommen wir hier wieder heraus?«, fragte Lulu gepresst.
    »Sehr bald«, sagte der Sheriff beruhigend und ließ den Motor an.
    Madeleine hob ihren Schleier und kniff die Augen zusammen, damit sie das Kopfsteinpflaster der Straße besser sehen konnte. Als wären die dicht stehenden Bäume, die wuchernden Schlingpflanzen und das Dämmerlicht nicht schon unheimlich genug, standen noch jede Menge handgeschriebene Schilder herum, die vor dem Betreten des Waldes warnten.
    »Was sind denn das für Kletterpflanzen, die so dicht wachsen?«, fragte Garrison und strich sich die blonden Locken aus seiner gebräunten Stirn.
    »Klebeschlingpflanzen. Sie können mit ihrem Saft
einen Mann festhalten. Eine Zeit lang hat man daraus einen extrastarken Klebstoff gewonnen, aber das hat auf Dauer nicht funktioniert«, sagte der Sheriff vage.
    »Was ist passiert?«, fragte Madeleine.
    »Hat zu viele Männer gekostet.«
    »Sind sie gestorben?«, fragte Theo verschreckt.
    »Schlimmer. Ihre Haare klebten an den Schlingpflanzen fest. Die Männer mussten sich die Köpfe kahl rasieren. Manche hatten so hässliche Köpfe mit Dellen, Beulen und Muttermalen, dass sie von ihren Frauen verlassen wurden. Das sprach sich herum und bald wollte niemand mehr in die Nähe des Waldes kommen. Daher musste die Fabrik schließen.«
    »Und hier liegt das Phobinasium? Das ist ja nicht gerade sehr kinderfreundlich«, piepste Theo nervös.
    »Keine Sorge, die Schule ist nicht hier unten«, antwortete der Sheriff ruhig.
    Die Straße endete plötzlich auf einer von der Sonne beschienenen Lichtung am Fuß eines grau gesprenkelten Granitfelsens, der senkrecht in die Höhe ragte.
    »Die Schule liegt oben auf dem Berg. Der Wald umgibt nur den Felsen«, fuhr der Sheriff fort.
    »Was? Und wie kommen wir dort hinauf? Ich bin kein gelernter Bergsteiger«, sagte Theo mit einem Anflug von Atemnot. »Ich weiß, dass wir alle irgendwann einmal sterben müssen, aber ich will nicht beim Hochklettern auf einen Berg sterben und schon gar nicht ohne

Weitere Kostenlose Bücher