Das Geheimnis von Turtle Bay
sagen wollte. Und er würde dafür sorgen, dass Bree davon erfuhr, sobald sie wieder da war.
Bree lief so schnell zu ihrem Wagen, dass sie auf dem weichen Boden ausrutschte und auf Händen und Knien im Morast landete. Die Wagenschlüssel waren mit Matsch überzogen. Fluchend stand sie vorsichtig auf und wischte den Schlüsselbund an einer bis dahin noch sauberen Stelle ihrer Jeans ab, dann schaute sie sich um.
Einen Moment lang verlor sie in dem Wolkenbruch die Orientierung. Stand ihr Truck noch da, wo sie ihn geparkt hatte?
Natürlich stand er da, gleich da drüben auf dem winzigen Parkplatz. Beim Aufstehen hatte sie sich lediglich in die falsche Richtung gedreht. Verlor sie etwa allmählich den Verstand?
Mit nervösen Blicken nach links und rechts ging sie weiter und ermahnte sich darauf zu achten, wo sie ihre Füße hinsetzte. Jeder Gedanke daran, kehrtzumachen und mit Bess in der Küche zu reden oder auf andere Weise herauszufinden, warum sich Daria regelmäßig hier draußen mit einem Mann getroffen hatte, waren vergessen. Sie musste von hier verschwinden.
Als sie die Wagentür aufzuschließen versuchte, zitterte sie so sehr, dass sie das Schloss verfehlte. Wenigstens spülte der Regen die letzten Reste Schlamm vom Schlüsselbund.
Plötzlich – sie wusste nicht, woher er auf einmal gekommen war – sah sie einen Mann, der zielstrebig auf sie zukam und so wirkte, als sei er aus einem Graben oder dem Sumpf entstiegen. Er war komplett in Schwarz gekleidet, trug Jeans und alte Joggingschuhe, dazu Jacke und Baseballkappe. Den Kragen eines weiteren schwarzen T-Shirts hatte er wie eine Maske vor sein Gesicht gezogen, und in einer Hand hielt er hoch erhoben einen großen Schraubenschlüssel.
13. KAPITEL
Bree tauchte unter dem ersten Hieb mit dem Schraubenschlüssel hinweg und wartete einen zweiten gar nicht erst ab. Woher war dieser Kerl gekommen? Hatte er sich vorhin in der Spelunke aufgehalten?
Sie schrie um Hilfe, doch ein weiterer Donnerschlag übertönte sie. Außerdem würde man drinnen vermutlich sowieso nichts hören, da der Regen zu laut auf das Blechdach trommelte. Spar dir deinen Atem auf, du brauchst ihn noch, wenn du vor ihm wegrennst . Irgendjemand wird schon auftauchen und dir helfen .
In der Hoffnung, dass sie vor ihm die Beifahrertür erreichen würde, lief sie um den Wagen herum und hielt den Schlüssel vor sich ausgestreckt. Sie und Daria hatten an einem Selbstverteidigungskurs teilgenommen, weil Ben darauf bestand, als sie in das Apartment über ihrem Geschäft einzogen. Sie wusste, sie konnte den Schlüssel als Waffe einsetzen, wenn sie ihn fest zwischen die Finger klemmte. Ihr Problem war nur, dass sie es nicht mit einem Schraubenschlüssel aufnehmen konnte.
Der Unbekannte war zu schnell für sie und stürmte vorn um den Wagen herum, dann holte er schon wieder nach ihr aus. Wer war er? Warum tat er das?
Sie wich ihm mit einem Schritt zur Seite aus und wollte zur Eingangstür rennen, aber er holte sie ein, packte sie und riss sie zurück. Diesmal versuchte er nicht, mit seinem Werkzeug auf sie einzuschlagen, sondern drehte Bree von sich weg und legte eine kräftige, schmutzige Hand auf ihren Mund. Seinen Arm hatte er so fest um ihre Taille geschlungen, dass ihr die Luft wegblieb. Als sie ihn zu beißen versuchte, schlug er sie auf den Mund. Ihre Zähne schnitten sich in ihre Unterlippe, und sie schmeckte Blut. Der Mann versuchte, sie in Richtung des Grabens zu ziehen, woraufhin sie ihm den Ellbogen in die Rippen rammte und sich mit den Füßen vom Boden abstieß.
Er verlor dabei das Gleichgewicht und sank mit ihr zu Boden, wo sie Seite an Seite liegen blieben. Wieder schrie sie, aber der Regen auf dem Blechdach ließ ihren Schrei untergehen … untergehen … Entsetzliche Bilder entstanden vor ihrem geistigen Auge: Daria, die unter Wasser im Ruderhaus gefangen war … die nassen Haare von der Strömung mitgezogen … die Hände erhoben, als wolle sie auf sich aufmerksam machen. Plötzlich ging ihr ein anderer Gedanke durch den Kopf. Was, wenn dieser Mann versucht hatte, Daria zu verletzen? Wenn sie nicht gegen das Steuerrad geschlagen war, sondern ein Schraubenschlüssel sie getroffen hatte?
Ihr Angreifer rollte sich zur Seite und sprang auf, gleichzeitig zog er sie wieder hoch. Mit dem Schlüssel stach sie auf sein Handgelenk ein, woraufhin er sie zwar losließ, ihr aber den Weg zur Eingangstür abschnitt. Da sie wusste, dass die Frau sich im rückwärtigen Raum aufhielt, rannte Bree
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