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Das Geheimnis von Winterset

Das Geheimnis von Winterset

Titel: Das Geheimnis von Winterset Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Candace Camp
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leerem Blick an. „Das ist schon sehr lange her, Miss. Ich erinnere mich nicht mehr daran."
    „Hatten Sie an jenem Sonntag frei, Mrs. Parmer?", erkundigte sich Reed.
    „Oh nein. Ich habe gearbeitet. Wir haben nicht alle jeden Sonntag freibekommen, denn irgendjemand musste sich ja auch um die Familie kümmern."
    Anna warf Reed einen kurzen Blick zu. Sie waren alles andere als zufrieden mit den Antworten, die sie bekommen hatten, aber ihr fiel auch nichts ein, was sie die Frau noch fragen konnte. Reed zuckte unmerklich mit den Schultern, als ob es ihm genauso ginge. Dann wandte er sich erneut an Mrs. Parmer.
    „Vielen Dank, dass Sie Zeit hatten, sich mit uns zu unterhalten. Ich hoffe, dass wir Sie nicht allzu sehr gestört haben."
    „Oh nein, ganz und gar nicht." Die alte Frau lächelte Reed fast ein wenig verschmitzt an, und Anna stellte amüsiert fest, dass sie wohl keinesfalls zu alt war, um für seinen Charme noch empfänglich zu sein.
    Sie verabschiedeten sich von Mrs. Parmer, stiegen auf ihre Pferde und ritten von dem kleinen, adretten Häuschen fort. Anna sah fragend zu Reed hinüber.
    „Hatten Sie auch das Gefühl ... " Sie überlegte, wie sie beschreiben sollte, was sie während ihres Besuches empfunden hatte.
    „Dass sie etwas vor uns verbergen wollte?", schlug Reed vor.
    „Ganz genau!", rief Anna. „Sie haben es also auch bemerkt. Ich hatte das Gefühl, dass sie uns nicht alles sagt, was sie weiß."
    „Sie hat sehr ausweichend reagiert", stimmte Reed zu. „Auf die Frage nach dem Gerede der Dienstboten wollte sie gar nicht eingehen."
    „Ja, und erinnern Sie sich an ihre Bemerkung, dass es ihr nicht anstehe, sich über solche Dinge Gedanken zu machen? Als ob das nicht jeder täte ... "
    „Die Sache ist nur die", fuhr Reed fort, „dass ich mir nicht erklären kann, warum sie etwas verbergen will. Was hätte sie nach all den Jahren noch zu verlieren? Alle Beteiligten dürften mittlerweile tot sein. Wem würde es schaden, was sie zu erzählen hätte?"
    „Ich weiß es nicht, aber das Gespräch war wirklich sehr unergiebig. Die ganze Zeit dachte ich, wir müssten nur die richtige Frage finden, um Mrs. Parmer endlich zum Reden zu bringen. Nur wollte mir einfach nichts einfallen."
    Sie ritten bis zu einem kleinen Gasthof, wo sie ihre Pferde unterstellten und sich einen privaten Speiseraum nahmen, um noch etwas zu Mittag zu essen, bevor sie sich auf den Weg zum Amtsgericht machten. Der Wirt zeigte sich sehr beflissen, denn wenngleich er sie beide nicht kannte, so verriet ihm doch ein kurzer Blick auf ihre Kleidung und ihre Pferde, dass er hier ein gutes Geschäft zu erwarten hatte.
    Das Zimmer, in das er sie führte, war recht angenehm, aber so klein, dass es unweigerlich eine Atmosphäre der Vertrautheit schaffte. Anna kam in den Sinn, dass sie und Reed in diesem Raum so ungestört waren wie nie zuvor, denn sowohl auf Winterset als auch auf Holcomb Manor waren stets Hausdiener in der Nähe gewesen. Doch hier, nachdem die Dienstmädchen ihnen das Essen serviert und dann die Tür hinter sich geschlossen hatten, waren sie und Reed völlig abgeschieden von der Welt. Das Zimmer lag im hinteren Teil des Gasthofs, und durch die geöffneten Fenster drang die laue Sommerluft herein und das friedliche Zwitschern der Vögel, manchmal auch das entfernte Geräusch einer vorbeifahrenden Kutsche oder das Gelächter eines der Stallburschen.
    Anna schaute zu Reed hinüber, der gerade den Braten zerlegte. Sie mochte es, ihn so unbemerkt beobachten zu können ... Ihr Blick wanderte hinab zu seinen Händen, die so kraftvoll und geschickt zugleich waren ... dann wieder hinauf zu seinen Armen, wo sie die Muskeln sehen konnte, die sich unter dem Stoff seines Gehrocks leicht bewegten ...
    „Anna?"
    „Wie bitte? Oh ... " Ein wenig erschrocken merkte sie, dass Reed ihr eine Scheibe des Bratens hinhielt. Sie errötete und reichte ihm rasch ihren Teller. „Entschuldigen Sie, aber ich war in Gedanken ... bei den Morden."
    „So?", fragte er ein wenig amüsiert.
    „Ja", bekräftigte Anna. „Und ich habe mich gefragt, ob wir mit unseren Nachforschungen überhaupt etwas erreichen." Dies war ein Gedanke, der ihr in den letzten Tagen tatsächlich des Öfteren gekommen war. „Selbst wenn wir etwas über die Morde von damals herausfänden - und ehrlich gesagt weiß ich nicht, warum uns gelingen sollte, was zu der Zeit niemandem gelungen ist -, würde es uns denn im Falle Estelles und Frank Johnsons überhaupt weiterhelfen?"
    „Das

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