Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis von Winterset

Das Geheimnis von Winterset

Titel: Das Geheimnis von Winterset Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Candace Camp
Vom Netzwerk:
Herz immer deinem Verstand unterzuordnen, aber ich kann das nicht!"
    „Kit! Willst du damit andeuten, dass ... empfindest du etwas für Miss Farrington?" Der bloße Gedanke bereitete ihr Unwohlsein, und unwillkürlich drückte sie die Hand auf ihren Bauch.
    Kit sah sich um. „Dies ist wohl kaum der geeignete Ort, um darüber zu sprechen."
    Er ging weiter die Treppe hinunter, Anna drehte sich um und folgte ihm. In der Eingangshalle griff sie nach seinem Arm, führte ihn in den Salon und schloss die Tür hinter sich.
    „Also gut", sagte sie und sah ihn an. „Dann reden wir hier darüber. Du bist also dabei, dich in Miss Farrington zu verlieben?"
    „Nein. Vielleicht. Ich weiß es nicht", erwiderte Kit ratlos. „Ich mag sie, und ich bin gerne mit ihr zusammen. Ist es denn zu viel verlangt, wenn ich gerne ein wenig Zeit in Gesellschaft einer reizenden jungen Dame verbringen möchte?"
    „Nein, natürlich nicht." Anna konnte ihren Bruder von ganzem Herzen verstehen, und ihre Miene war voller Mitgefühl. „Du hättest es wirklich verdient ... "
    „Ja, aber ich kann es nicht haben", rief Kit aufgebracht und wandte sich abrupt ab. „Glaubst du denn, ich wüsste nicht genau, dass es unmöglich ist?"
    „Oh Kit ... " Anna spürte Tränen in sich aufsteigen. „Es tut mir leid. Ich hätte dich nicht danach fragen sollen. Ich will dich nicht bevormunden. Es ist nur so, dass ich ... dich vor einem gebrochenen Herzen bewahren möchte", schloss sie, und ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
    „Damit es mir nicht so ergeht wie dir?", fragte Kit und drehte sich zu ihr um.
    Anna erstarrte. „Ich weiß nicht, was du meinst."
    „Komm schon, Anna. Ich kenne dich jetzt seit vierundzwanzig Jahren, und du kannst mir nichts vorspielen.
    Obwohl ich nicht hier war, als es passierte, so habe ich mir doch mittlerweile meinen Reim auf alles machen können. Ich habe gesehen, wie ihr beide gestern Abend zusammen getanzt habt -und mir ist auch nicht entgangen, wie du den Rest des Abends bemüht warst, ihm aus dem Weg zu gehen."
    Anna wusste nicht, was sie sagen sollte. Auf einmal fühlte sie sich müde und erschöpft und ließ sich in einen Sessel sinken.
    „Wünschst du dir nicht manchmal, du könntest alles einfach hinter dir lassen?", fragte Kit mit bewegter Stimme.
    „Würdest du nicht am liebsten dein Pflichtgefühl zum Teufel jagen und nur dein eigenes Glück verfolgen? Mir zumindest ist sehr oft danach zumute."
    „Du weißt aber genau, dass wir das niemals tun dürfen", entgegnete Anna.
    „Ich will es aber nicht mehr wissen!", brauste Kit auf. „Ich will nicht für immer so leben. Du vielleicht? Ist dir ein halbes Leben genug?"
    „Natürlich nicht!", erwiderte Anna ungehalten. „Natürlich will ich mehr. Nur heißt das nicht, dass ich es auch bekommen könnte."
    „Aber natürlich kannst du das!"
    „Ja, wenn ich mich nicht darum kümmere, was sein wird und nur an mich selbst denke!" Anna sprang auf und stellte sich vor ihren Bruder. „Ich weiß genau, dass du ebenso wenig wie ich selbst so verantwortungslos handeln würdest."
    „Was ist das Leben denn wert, wenn einem Liebe und Glück nicht vergönnt sind?", entgegnete Kit. „Wo ist dann der Sinn von allem?"
    „Wir haben unsere Pflichten und unsere Verantwortung", stellte Anna fest. „Es kann sehr befriedigend sein, zu wissen, dass man das Richtige tut."
    „Und das soll reichen?"
    „Manchmal muss es eben reichen", ließ Anna ihn wissen, doch ihre Stimme war voller Bedauern.
    „Ich weiß nicht, ob mir das genügt", sagte Kit, drehte sich auf dem Absatz um und verließ den Salon.
    Fröhlich pfeifend überquerte der junge Mann die kleine Brücke. Er war achtzehn Jahre alt und hatte einen vergnüglichen Abend verbracht. In der Schenke hatte er mit seinen Freunden beisammengesessen und viel gelacht, und das Mädchen, das ihnen die Getränke gebracht hatte, hatte ihn auf eine Weise angelächelt, die in seinen Augen eine ziemlich eindeutige Einladung gewesen war. Vielleicht würde er das nächste Mal länger bleiben, und dann könnte er der Kellnerin anbieten, sie nach der Arbeit nach Hause zu bringen ...
    Aber heute Abend musste er selbst sehen, dass er nach Hause kam, denn morgen erwartete ihn wieder ein anstrengender Tag auf dem Feld. Sein Vater würde ihm das Fell über die Ohren ziehen, wenn er erst im Morgengrauen betrunken nach Hause kam.
    Jetzt taumelte er ein wenig und musste sich am Brückengeländer festhalten. Er kicherte leise und stellte fest, dass er

Weitere Kostenlose Bücher