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Das Geheimnis von Winterset

Das Geheimnis von Winterset

Titel: Das Geheimnis von Winterset Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Candace Camp
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hätte, würden sie oft so in der Bibliothek sitzen - doch dann wäre es ihr möglich, seine Hand zu nehmen und ihren Kopf an seine Schulter zu lehnen. Jede Linie seines Gesichts wäre ihr vertraut, weil sie ungezählte Male zärtlich mit dem Finger seine sinnlichen Lippen, seine geschwungenen Brauen und die gerade Linie seiner Nase nachgefahren wäre ...
    Reeds Augen verdunkelten sich, während er sie ansah, und für einen kurzen Moment war Anna sich sicher, dass er sie jetzt küssen würde. Mit klopfendem Herzen wartete sie und wusste kaum, was sie tun sollte, wenn er sich nun zu ihr beugte. Doch dann wandte er den Blick ab und widmete sich wieder dem Tagebuch, das vor ihnen auf dem Tisch lag. Er blätterte die Seiten durch, bis er die Stelle fand, wo die Aufzeichnungen sich mit dem ersten Mord befassten.
    „Hier ist es."
    Aufatmend schaute Anna sich die Notizen des Doktors an. Sie sah eine detaillierte Zeichnung vom Körper des ermordeten Dienstmädchens. Die Stellen, an denen sie verwundet worden war, waren durch eine Markierung hervorgehoben und an separater Stelle noch einmal in Vergrößerung wiedergegeben. Obwohl sie mit den nüchternen, fachkundigen Kommentaren des Arztes versehen waren, boten die Zeichnungen einen grausigen Anblick. Auf der nächsten Seite hatte er Notizen darüber vermerkt, wo und wann die Leiche gefunden worden war.
    „Sehen Sie einmal ... sie wurde auch auf einem Bauernhof gefunden", bemerkte Anna. „Weller's Point. Das ist eine Pachtstelle auf den Ländereien von Winterset. Es ist nicht derselbe Hof, auf dem man Estelle fand, dennoch ... "
    „Ja, eine eindeutige Ähnlichkeit", stimmte Reed zu. „Jetzt können wir ziemlich sicher sein, dass der Mörder die früheren Verbrechen nachahmt."
    „Lassen Sie uns die zweite Zeichnung anschauen", schlug Anna vor und begann in dem Tagebuch zu blättern.
    Abrupt hielt sie inne und fuhr mit dem Finger über die Mittelnaht. „Hier ... schauen Sie - es sieht so aus, als ob eine Seite herausgerissen worden wäre."
    Reed nickte. „Das ist mir bereits an früherer Stelle aufgefallen." Er blätterte zurück zum Anfang des Buches. „Hier fehlen auch ein paar Seiten ... und hier auch."
    „Wie erklären Sie sich das?"
    Er zuckte mit den Schultern. „Vielleicht hat er sich nur verschrieben oder wollte eine Zeichnung noch einmal genauer anfertigen, und hat die alten Blätter einfach herausgerissen."
    „Es könnte natürlich auch sein, dass er etwas geschrieben hatte, von dem er nicht wollte, dass irgendjemand es liest", gab Anna zu bedenken.
    „Ja." Unverwandt sah Reed sie an. „Halten Sie es für möglich, dass Feltons Vater die Morde vor fünfzig Jahren begangen hat?"
    „Ich weiß es nicht. Aber ich denke nicht, dass er von vornherein über jeden Verdacht erhaben ist. Es wäre möglich, dass die Wunden auch von einem Skalpell verursacht wurden, das in regelmäßigen Abständen angesetzt wurde."
    „Aber warum schreibt er dann hier, dass die Verletzungen viel zu ebenmäßig seien, um von den Krallen eines Tieres zu stammen? Wenn man sich so viel Mühe macht, alle an der Nase herumzuführen und falsche Fährten zu legen, sollte man doch die Wahrheit nach Möglichkeit nicht schriftlich festhalten."
    „Das stimmt allerdings", befand sie und blätterte weiter, bis sie die Zeichnung von dem Bauern fand, der das zweite Opfer gewesen war. Aufmerksam betrachtete sie die Abbildung. „Die Wunden sind ganz anders als die des jungen Johnson ... "
    Reed nickte. „Sie haben Recht. Der Hals des alten Mannes hier ist nicht annähernd so schwer verletzt wie der von Frank Johnson. Daraus können wir schließen, dass der Mörder sich zwar an den früheren Fällen orientiert, sie aber nicht bis in jedes Detail nachahmt. Wahrscheinlich hat er nur von den Morden gehört, aber nie diese Zeichnungen gesehen, die ihm Aufschluss über die genaue Beschaffenheit der Verletzungen gegeben hätten."
    „Damit käme so ziemlich jeder hier in der Gegend als Täter infrage", stellte Anna seufzend fest.
    „Ja, ich gebe zu, dass meine Vermutung nicht wirklich hilfreich ist."
    „Aber die Übereinstimmungen sind so verblüffend, dass, kein Zweifel daran bestehen kann, dass der Täter ganz bewusst die früheren Morde imitiert. Und dafür muss er einen Grund haben."
    Reed stimmte ihr zu. „Das ist die einzige Erklärung - es sei denn, wir schließen uns der landläufigen Überzeugung an, dass die Bestie wieder zum Leben erwacht ist."
    Sie schmunzelte amüsiert. „Ich denke,

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