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Das Geheimnis von Winterset

Das Geheimnis von Winterset

Titel: Das Geheimnis von Winterset Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Candace Camp
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des Hauses hinauf, wo sich die Galerie befand, und hob seinen Finger dann noch ein wenig höher und ein wenig nach links, um auf vier kleinere Fenster zu deuten, die allesamt mit schmiedeeisernen Stäben vergittert waren. „In seinem Schlafzimmer sind sie auch. Es ist der alte Lord, der wie früher mitten in der Nacht auf und ab geht. Ich habe ihn schon oft gesehen."
    „Sie haben dort Licht bemerkt?", hakte Reed nach und runzelte die Stirn. „Wann war das?"
    „Oh, schon bevor Sie hierher zurückgekehrt sind, Mylord. Und natürlich nicht jede Nacht. Sie gehen nicht jede Nacht um, und seit Sie wieder hier sind, war auf einmal Ruhe. Wahrscheinlich ist der alte Lord ein bisschen schüchtern."
    „Und wie lange geht das schon so?", fragte Reed weiter.
    Grimsley ließ sich diese Frage lange durch den Kopf gehen, neigte dann nachdenklich den Kopf zur Seite und sagte schließlich: „Vielleicht ein Jahr ... mehr oder weniger." Er lächelte ein wenig entschuldigend. „Sie müssen wissen, dass ich nicht mehr so sehr auf die Zeit achte."
    „Ja, natürlich. Trotzdem vielen Dank, Grimsley."
    Der alte Mann nickte und schien zufrieden zu sein, denn er kehrte ohne zu zögern zu dem Busch zurück, an dem er gerade gearbeitet hatte, und nahm seine Heckenschere wieder auf. Reed bot Anna erneut seinen Arm, und sie schlenderten weiter durch den Garten.
    Sobald sie außer Hörweite des alten Gärtners waren, sah Anna Reed vielsagend an und bemerkte trocken: „Nun sehen wir also auch noch Gespenster ..."
    Er lachte. „Das hatte mir gerade noch gefehlt. Als ob es nicht völlig genügte, dass eine menschenmordende Bestie hier ihr Unwesen treibt ... "
    Sie drehte sich nach dem Haus um. „Halten Sie es für möglich, dass Grimsley tatsächlich Lichter dort oben gesehen hat?"
    Reed zuckte mit den Schultern. „Es ist durchaus möglich. Das Haus hat lange leer gestanden. Vielleicht ist jemand dort eingebrochen - wenngleich es nirgends danach aussah, als wäre etwas gestohlen worden. Und wozu sonst sollte man sich zu einem leeren Haus Zugang verschaffen?"
    „Soweit ich weiß, stehlen Gespenster auch nicht", bemerkte sie spitzfindig.
    Schmunzelnd antwortete er: „Machen Sie sich ruhig lustig darüber. Meine Schwester Olivia hat eines Tages angefangen, ganz emsthaft an die Existenz von Geisterwesen zu glauben."
    „Wirklich?" Anna blickte interessiert zu ihm auf.
    „Ja, ich werde Ihnen die Geschichte eines Tages erzählen - aber sie jagt einem wirklich eine Gänsehaut über den Rücken."
    „Oh, besten Dank, aber ich glaube, davon habe ich im Moment wirklich genug", erwiderte sie trocken.
    „Allerdings muss ich gestehen, dass ich Grimsleys Geschichte nicht ganz so glaubwürdig finde wie die meiner Schwester", meinte Reed. „Zum einen war es gar nicht das Schlafzimmer Lord de Winters, auf das er deutete, sondern die Räume der Kinder. Haben Sie die Gitter bemerkt?"
    Anna nickte. Es war weithin üblich, die Fenster zu vergittern, damit die Kinder nicht herausfallen konnten.
    „Und zum andern halte ich es für sehr unwahrscheinlich, dass der alte Lord - oder meinetwegen auch der Lord und seine Lady - nach so langer Zeit friedlicher Grabesruhe sich auf einmal vor gut einem Jahr entscheiden, hier als Geister umzugehen."
    „Ja", stimmte Anna nachdenklich zu. „Die beiden sind nun schon mehr als vierzig Jahre tot. Sie starben wenige Jahre, nachdem die Morde sich ereignet hatten."
    „Wie sind die beiden umgekommen?", wollte Reed wissen.
    „Sie sind im Sommerhaus von einem Feuer überrascht worden. Meine Mutter war noch ganz klein, als sie starben -
    gerade einmal drei - und sie konnte sich später gar nicht mehr an ihre Eltern erinnern. Sie wurde von ihrer Tante großgezogen, der Schwester meiner Großmutter, die in London lebte."
    „Ihre Mutter ist nicht hier in der Gegend aufgewachsen?", fragte er überrascht.
    „Nein. Mein Onkel, der zehn Jahre älter war als meine Mutter, besuchte das Internat, als seine Eltern starben. Von gelegentlichen Aufenthalten der Familie abgesehen, muss das Haus also bereits nach dem Unglück mehrere Jahre leer gestanden haben. Mein Onkel ist erst zurückgekehrt, als er seine Schulzeit in Eton beendet hatte, und meine Mutter ist bis zu ihrem Debüt bei ihrer Tante in London geblieben."
    „Dann hat sie Ihren Vater wahrscheinlich auch in London kennengelernt?"
    „Nein. Nach ihrer ersten Saison kam sie nach Winterset, um ein paar Monate bei ihrem Bruder zu bleiben, und in dieser Zeit ist sie meinem Vater

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