Das geheimnisvolle Gesicht
gestellt hat.“ Die Frau im eleganten Lurexanzug sank auf einen Sessel. Die Lippen in ihrem jetzt blassen Gesicht zitterten, als sie sagte: „Entweder sind Sie verrückt oder Sie verwechseln mich!“
Püttely zog die Fotografie aus der Tasche und hielt sie ihr entgegen. Gleichzeitig wechselte er vom Französischen ins Englische: „Die Lady auf dem Bild ist Missis Claire Burton, geborene Lamatin, angeblich umgekommen am 23. September 1971 in Duncan Hill, auferstanden als Madame Bloyer und zur Zeit identifizierbar unter dem Namen Claire Lamatin.“ Die Fotografie entfiel ihren bebenden Fingern.
„Wer schickt Sie?“
„Meinen Lebensunterhalt bestreitet augenblicklich Patrick Mills!“
Ihre Furcht schlug fast augenblicklich in blinden Haß um.
Sie spuckte wütend auf den Teppich. „Das hätte ich mir denken können.“
Püttely blieb ungerührt. „Aber ich bin sicher, daß auch noch andere Leute an Ihrer glücklichen Heimkehr interessiert sind.“
Ihre dunklen Augen funkelten ihn an: „Hat man Sie geschickt, um mich zu dieser glücklichen Heimkehr“ zu überreden? Pech gehabt, mon ami. Ich kehre nicht nach England zurück!“
„Niemand hat geglaubt, daß Sie freiwillig zurückkehren, Madame. Deshalb hat man ja auch mich engagiert. Ich bin ein Meister in der Kunst des Überredens!“ Eben noch klang seine Stimme ironisch, ja, ein bißchen höhnisch, doch jetzt klirrte sie vor gefährlicher Kälte: „Packen Sie Ihre Sachen zusammen, wir werden verreisen!“
Doch so leicht gab sich Claire Burton nicht geschlagen. „Was bilden Sie sich ein, wir sind hier nicht in England.“
„Noch nicht, aber in einigen Stunden, Madame! Ich soll Sie auf die Insel zurückbringen, und ich werde Sie auf die Insel zurückbringen. Und ich verspreche Ihnen, daß sich schon alle auf Ihren Empfang vorbereitet haben.“
„Sie sind verrückt!“ Claire Burton sprang auf und ging zum Telefon. Püttely kreuzte die Arme über der Brust, als sie die Hand auf den Hörer legte. Und er sagte: „Bevor Sie telefonieren, lassen Sie sich über einige Dinge informieren, Madame...“
Es fröstelte sie, trotzdem zischte sie ihn an: „Reden Sie, aber ein bißchen schnell!“
„Der Versicherungsschwindel ist inzwischen aufgeflogen. Polizei und Versicherung wissen Bescheid. Burton ist verhaftet. Heute abend um 20 Uhr 30 landet dieser Mann hier in München.“ Püttely zog ein Polaroidfoto aus der Tasche und hielt es Claire Burton hin. Es zeigte Clifton beim Verlassen des INTERNATIONAL. „Dieser Mann ist ein Interpol-Beamter namens Perry Clifton, der wie ein Bluthund bereits Ihre Spur aufgenommen hat. Sie sollten dankbar sein, daß ich diesem Mann zuvorgekommen bin!“
„Ich habe mir in Deutschland nichts zuschulden kommen lassen. Warum also sollte sich die deutsche Polizei für mich interessieren? Und INTERPOL hat sich bisher noch nie um Versicherungsschwindel gekümmert!“
Püttely nickte anerkennend. „Richtig! Und falls Sie von der deutschen Polizei gesucht und — festgenommen werden, dann nicht wegen Versicherungsschwindels, Madame. Dann sucht man Sie wegen Rauschgifthandels!“
Während Püttely all das sagte, hatte er seiner Tasche eine jener kleinen weißen Tüten entnommen und war damit an den offenstehenden Kleiderschrank getreten. Mit den Worten: „Das wär’s!“ stäubte er ein weißes Pulver (wie sich später herausstellte, handelte es sich dabei um Sacharin) zwischen Kleider, Kostüme und Mäntel.
Claire Burton verfolgte sein Tun wie hypnotisiert. Endlich würgte sie hervor: „Was tun Sie da?“
„Das ist Rauschgift, Madame. Allerfeinstes, gefährliches Heroin. Die deutsche Polizei wird sich über so eindeutige Spuren freuen!“
„Sie sind ein Teufel!“ hauchte Claire und taumelte dem Sessel zu.
Püttely, der sein Werk inzwischen vollendet hatte, wandte sich ihr zu. „Sie haben den Krieg begonnen, Madame. So jedenfalls hat es mir Mills versichert. Und damit Sie sehen, welchen Sinn das alles hat, lassen Sie sich folgendes erklären: In Zimmer 7 auf dieser Etage hat ein gewisser Dr. Bertrand ein Zimmer gemietet. Dr. Bertrand selbst ist zwar noch nicht da, aber ein Bote hat für ihn bereits einen Koffer gebracht, der auch schon in Nr. 7 steht. In diesem Koffer befinden sich noch eine ganze Anzahl solcher hübschen Tüten mit dem kostbaren Inhalt. Und nun, Madame Lamatin oder — wenn Ihnen das lieber ist — Mrs. Burton, kommt der Knalleffekt: Der Portier unten, jener freundliche, gutgenährte Gentleman, ist
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