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Das geheimnisvolle Gesicht

Das geheimnisvolle Gesicht

Titel: Das geheimnisvolle Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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nicht, denn Gaitner hatte den Finger über die Lippen gelegt und schüttelte stumm den Kopf. Er deutete auf die Tür neben der Rezeption, auf der in matten Goldbuchstaben „PRI AT“ stand. Das v schien ein Gast als Souvenir mitgenommen zu haben. Ernst Tschudi nickte, und beide Männer verschwanden in jenem Gemach, das dem Geschäftsführer, Portier, Rezeptionschef und Telefonisten als Aufenthaltsraum diente.
    Sie schüttelten sich die Hände.
    „Sind Sie unter die Vertreter von Feuerlöschern gegangen?“ fragte Tschudi, um sich im gleichen Augenblick vor
    die Stirn zu klopfen. „Dumme Frage! Dann täten Sie ja nicht so geheimnisvoll!“
    „Wie geht es Ihnen, Herr Tschudi? Sie sehen nicht besonders gut aus!“ Tschudi zuckte mit den Schultern. „Sie kennen mich doch schon so lange, Herr Kommissar. Sah ich je wirklich gut aus?“
    „Na ja, ein kraftstrotzender Adonis waren Sie noch nie... Aber heute kommen Sie mir besonders blaß vor. Immer noch das alte Magenleiden?“
    „Nicht nur das. Seit drei Wochen liegt der Karl im Krankenhaus. Nun muß ich seinen Dienst mitmachen... Das ist schon ganz schön anstrengend. Weil wir gerade vom Dienst reden: Hat man Sie wieder geholt?“
    „Nein, nein“, Gaitner winkte lächelnd ab. „Meine Pensionierung wurde nicht rückgängig gemacht. Ich helfe heute sozusagen nur einem noch im Dienst befindlichen Kollegen. Er ist Privatdetektiv in England!“ Er hatte unwillkürlich die Stimme gesenkt, und Tschudi tat es ihm gleich, als er voller Eifer rief: „Hab ich es mir doch gedacht, daß bei denen was nicht stimmt!“
    „Bei Ihnen wohnt ein gewisser Jack McButton.“
    „Ja, das ist der mit der Perücke. Als er gestern hier ankam, hatte er rote Haare. Jetzt trägt er eine Perücke mit blonden. Verrückt so was...“
    „Und der zweite?“
    „Der mit ihm zusammen anreiste?“
    „Ja. Wie ist sein Name?“
    „Moment, ich hol das Buch... Forster heißt er wohl.“ Ernst Tschudi verließ das Zimmer. Gaitner hörte ihn draußen sprechen. Drei Minuten später kam er zurück und klappte das Buch auf. „Hier, Mike Forster heißt er. Beide aus London... Dieser Forster ist vorhin ziemlich aufgeregt zurückgekommen „Ach.“
    „Ja. Irgendwas muß passiert sein. Er war richtig in Wut und Aufregung. Und er ist auch gleich in das Zimmer von dem anderen gegangen!“
    „Von McButton!“
    „Nein, zu Püttely! Mister McButton ist noch nicht wieder zurückgekommen
    „Moment, Moment...“ Gaitner war echt überrascht. „Wer ist Püttely?“
    Tschudis blasser, knochiger Finger zeigte auf eine andere Zeile des gleichen Blattes: „Roger Püttely aus Genf. Der steckt doch mit den beiden unter einer Decke!“
    Gaitner schüttelte den Kopf. Noch schien er nicht überzeugt von dem, was der andere sagte. „Vermuten Sie das, Herr Tschudi, oder wissen Sie es genau?“
    „Das weiß ich genau!“ beteuerte der. „Erstens kenne ich in diesem Haus das Knarren einer jeden einzelnen Diele und weiß genau, wer in welche Richtung geht, und zum anderen habe ich ganz ernsthafte Beweise. Gestern zum Beispiel hatten die drei in McButtons Zimmer eine laute Unterhaltung. Und heute hat Püttely ein Taxi bestellt, mit dem Forster weggefahren ist.“
    Gaitner nickte.
    „Wollen Sie noch mehr Beweise, Herr Kommissar... ich meine, Herr Gaitner?“
    „Mir kann jeder Hinweis helfen, und mag...“
    „...er noch so mager sein!“ vollendete Tschudi einen von Gaitners früheren Lieblingssätzen. „So ist es!“
    „Sie benutzen alle den gleichen VW!“
    „Ein dunkelblauer mit Zürcher Nummer. Er steht draußen im Hof, ich habe ihn gesehen.“
    „Auf die Nummer habe ich nicht geachtet.“ Er dachte kurz nach und sagte dann: „Ich meine, es ist eine Genfer Nummer. Ja, und dann noch was: Dieser Püttely hat schon dreimal mit London telefoniert!“
    Gaitner fuhr sich durch die schneeweißen Haare. Dieser Hinweis Tschudis hatte es in sich! „Heiliges Kanonenröhrchen“, dachte er, „wenn ich jetzt wüßte mit wem...“ Tschudi lächelte. „Wie gut man sich doch im Laufe vieler Jahre kennenlernt, was Kommissar?“
    „Was meinen Sie damit?“ Gaitner tat unschuldig.
    „Ich kann zwar nicht Schlittschuhlaufen, dafür aber Gedankenlesen. Und aus Ihrem Gesicht entnehme ich, daß Sie gern wüßten, welche Nummer dieser Püttely in London angerufen hat.“ Tschudis Finger deuteten auf einen Eintrag: „Es war diese!“ Johannes Gaitner schrieb sie in sein Notizbuch. Er wollte gerade Dankeschön sagen, als ihm

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