Das geheimnisvolle Tuch
werde dir etwas über die Untiere sagen. Das sind in Wirklichkeit Wachposten, die von den schwarzen Magiern in diese Gestalten gezaubert wurden. Ich nehme an, diese Wesen sollen nur Furcht einflößen. Wenn sie fliegen, sehen sie mehr und sie können schneller reagieren. Auch denke ich, dass einfache Posten der möglichen Zauberkunst der Zaubererkinder ausgesetzt wären.“
„Du weißt, das hier Zaubererkinder gefangen gehalten werden?“
Er nickte, als er sagte: „Ja. Ich kenne einige von ihnen. Wir hatten bisher immer ein gutes Verhältnis zu den Zauberern. Wir hörten einmal von den Magiern, dass sie eine Feste suchten, für ihre Gefangenen. Da stellten wir unsere zur Verfügung. Unser Plan war es, den Kindern irgendwann zu helfen, bevor sie in unbekannte Regionen gebracht würden, weil sonst niemand ihren Aufenthaltsort kennt.“
„Dann ist das euere Festung und euer Bergwerk?“, fragte Vinc.
„Genau. Nur wussten wir nicht, dass man uns austrickste. Man verjagte meine Leute und nur mich behielt man, als Pfand sozusagen. Ich bin der König der Zwerge.“
Er schwieg einen Moment, so als erwarte er eine Ehrerbietung, aber Vinc war zu gespannt auf weitere Ausführungen des Zwergs. So fuhr denn Gerason, als er keine ehrende Geste des Jungen sah, weiter fort: „Diese Kreaturen wachen auch über mich.“
„Aber du hättest doch einfach fliehen können, dann wären sie doch gegen euch machtlos.“
„Eben nicht! Sie haben noch ein Pfand gegen mich. Es ist mein holdes Weib, das sich in einem Verlies der Stadt befindet.“
Vinc sah die Stirne von Gerason in Sorgenfalten und sagte voller Tatendrang. „Dann müssen wir sie befreien!“
„Wird nicht einfach sein. Zunächst müssen wir erst uns befreien und das wird schwierig. Wir wollen doch die Kinder nicht zurücklassen.“
Sie dachten über einen Plan nach, und standen sich schweigend gegenüber.
„Mich interessiert besonders, was die Alte so treibt“, sagte auf einmal Gerason. „Da es unsere Festung ist, kenne ich mich auch in den Räumen gut aus. Gistgrim verschwindet oft in der Küche und hält sich dort stundenlang auf. Was mag sie wohl dort machen?“
„Ich denke, sie bereitet mit dem Personal das Essen für uns vor“, vermutete der Junge.
„Das Merkwürdige aber ist, es gibt kein Personal. Der Tisch ist immer gedeckt, wenn wir kommen“, entgegnete Gerason und fuhr fort: „Wir müssten zu dieser Küche, vielleicht finden wir etwas, was uns bei unserer Flucht behilflich sein könnte. In dem Haupthaus gibt es keine Wachen, sie würden sonst, da sie keinen Unterschied nachts zwischen Freund und Feind erkennen können, auch die Oberin angreifen.“ Er deutete auf die Erde, auf der Steine umher lagen. „Stecke dir welche ein, keine großen, sondern kleine, damit du viel tragen kannst.“
Vinc verstand zwar nicht den Sinn dieser Anordnung, aber er befolgte sie.
Der Zwerg öffnete langsam die quietschende Tür, sie hörten, wie eine Kralle auf dem Holz nach unten rutschte.
Das Wachtier schien noch in der Nähe gesessen zu haben und hatte beim Öffnen seinen Angriff gestartet. Gerason ließ den Eingang einen Spalt offen und warf einen Stein seitlich hinaus. Sie hörten die Wache wegflattern.
Nun erkannte Vinc den Sinn vom Einsammeln der Steine. Sie öffneten die Tür ganz und warfen die kleinen Kiesel in alle Richtungen, wodurch die Wachen zu den Geräuschen flogen.
Vinc und Gerason erreichten den Eingang des zentralen Gebäudes.
Wegen blinden Vertrauens untereinander sowie der Ehrlichkeit des Zwergenvolkes befanden sich keine Schlösser an den Türen, so konnten sie ungehindert eintreten.
Sie schlichen durch den Empfangsraum. Im Essensaal gebot der Zwerg an einer massiven Eichentür halt. Er deutete Vinc an, er möge sich neben die Tür stellen, während er sie sachte öffnete und im Eingang verschwand, um kurze Zeit später wieder aufzutauchen und dem Jungen anzudeuten, er möge ihm folgen.
Über einem lodernden Feuer im Kamin hing ein Kessel, aus dem Dampf entstieg. Pfannen und Töpfe vervollständigten die Küchenutensilien. Es standen verschiedene Truhen umher und etliche Regale befanden sich an den Wänden. Als sie von einer Türe her Geräusche hörten, legten sich schnell hinter die Kästen.
Die Oberin erschien und schritt eilends zum Ausgang der Küche, an dem sie noch einmal stehen blieb, in den Raum schaute, so als spüre sie die Anwesenheit der beiden, die kaum zu atmen wagten, und sie verschwand nach draußen.
Sie eilten
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