Das geheimnisvolle Tuch
Gebäude herumzuschleichen, um zu sehen, ob es noch in der Nacht etwas zu entdecken gäbe. Sein gefährlicher Entschluss, das oberste Stockwerk zu erkunden, prägte sich in ihm ein und ließ ihn nicht mehr los.
Auf dem Weg nach oben ging ihm der Traum noch einmal durch den Kopf. Er wusste, dass alle bisherigen in Erfüllung gegangen waren. Er erreichte den Aufgang mit der warnenden Tafel. Er zögerte. Was sollte er tun? Es wagen?
Die Leitung der Schule war sich wohl sehr sicher, dass die Schüler es nicht riskieren würden, diese Tafel zu ignorieren, denn es wurde weder von Marxusta verboten noch stand es in der Hausordnung, diesen Bereich nicht zu betreten. Was mochte sich dort befinden, was zu sehen mit dem Leben bezahlt würde?
Vinc Neugier wuchs und er wollte gerade einen Schritt nach oben wagen, als er eine Stimme hinter sich hörte
„Tu es nicht!“ Glases musste seine Absicht bemerkt haben. Oder beobachtete er Vinc? War er sein Leibwächter? Sollte er ihn niemals aus dem Auge lassen?
„Hast du mich erschreckt“, sagte Vinc vorwurfsvoll. Er flüsterte weiter. „Wieso bist du hier?“
„Ich habe deine Träume gesehen.“
Vinc glaubte, sich verhört zu haben. „Was hast du?“
„Ich kenne deinen Traum. Wie du mit den Ungeheuern kämpfst und auch, dass du irgendwo im Feuer bist.“
„Das erkläre mir bitte, nicht jetzt, man könnte uns belauschen.“
„Keine Angst. Marxusta hat sich zur Ruhe begeben. Aber du hast Recht. Man könnte uns ertappen. Komm mit auf meine Kammer.“
Im Zimmer vom Glases konnte Vinc kaum seine Neugier bändigen.
„Ich habe mich vor euerem Zimmer aufgehalten, als du den Traum hattest.“ Er erzählte von seinen Fähigkeiten des Gedankenlesens. „Ich will dir nun etwas beichten. Ich stamme von den Zwergen ab, die du schon kennst. Gerason ist ein Verwandter von mir. Ich wurde von Xexarus, dessen Diener ich bin, hierher gebracht.“
„Du bist Xexarus Sklave?“, fragte Vinc noch einmal, so als wollte er damit andeuten, sich wohl verhört zu haben.
Der Kleine nickte. „Aber gezwungenermaßen. Er ist ein böser Magier. Ich kann auch seine Gedanken lesen und ich weiß, er will euch aus Rache töten. Aber was ich vor kurzem erfuhr, erfüllt mich mit großer Sorge. Das Land der Zauberer, also auch die Heimat der Zwerge, wurde zerstört. Die Bewohner sind alle in die Stadt geflüchtet. Auch die gläserne Stadt ist Opfer der Zerstörung.“
„Wer ist denn ihr Feind und von wem wurde sie zerstört? Xexarus ist doch hier.“
„Nicht von Xexarus. Ich weiß nicht von wem. Ich konnte es nicht aus den Gedanken des Magiers lesen oder er weiß es selbst nicht.“
Vinc saß ruhig und starrte regungslos sein Gegenüber an.
„Du sagtest, sie sind alle in die Stadt geflüchtet. Warum nicht in die Festung der Zwerge?“, wollte Vinc wissen. „Dort wären sie in den Minen sicherer.“
Der Kleine zuckte die Achseln. „Ich werde dir etwas beichten.“ Er schob sich unruhig hin und her. Vinc sah den innerlichen Gewissenskampf des Kleinen. Nach langem Zögern sprach er: „Das Buch. Ich sollte es dir geben. Xexarus befahl es mir.“
Also doch, seine Vermutung fand nun den Beweis.
„Ich konnte nicht anders. Er hat mich einmal damit erwischt und seitdem erpresst er mich. Außerdem, als sein Diener muss ich seinen Befehlen gehorchen, denn er kann mich jederzeit vernichten. Keiner würde sich darum kümmern, ob ich dabei den Tod fände.“
Vinc begann das Gehörte erst einmal innerlich zu verdauen. Er ahnte schon lange, dass mit Glases etwas nicht in Ordnung war, aber er hoffte auch, sich zu irren, um ihn doch als Verbündeten zu haben. Da er Xexarus hörig war, schied wohl das Letztere aus.
„Was wollte er denn mit diesem Buch bezwecken?“, wollte Vinc wissen.
„Du sollst ergriffen und anschließend verbannt werden.“
„Oder getötet“, fügte Vinc an.
„Nein. Er hätte bei der Abstimmung gegen das Töten gestimmt. Es gibt einen Plan, den er verfolgt. Er will seinen Turm im Zauberland wieder zurück haben, denn er möchte erneut die Macht dort besitzen, aber irgendwer hat ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht. Keiner weiß, wer hinter der Zerstörung vom Zauberland steckt.“
Der Kleine hielt inne und sah Vinc an. Er sah die Erregung und das Flackern in den Augen des Jungen. Er wusste, dass der menschliche Gesprächspartner entschlossen war, in das Zauberland zurückzukehren, um zu sehen, was geschehen war.
„Ich hätte da eine Frage. Ist denn Arganon nicht
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