Das geheimnisvolle Tuch
ihn.“
Ihr kullertet Tränen über die Wangen. Sie hatte ihn in ihr Herz geschlossen und nun, da er ihr Leben gerettet hatte, soll er sterben?
Sie streichelte zärtlich über seine Wangen. „Du darfst nicht sterben!“
Er schlug die Augen auf und sah sie an.
„Du siehst aus wie ein Engel. Bin ich denn schon im Paradies?“
Vanessa lächelte.
„So lächelt nur ein Engel“, sagte er und schloss wieder die Augen. „Es ist schön. Was ist mit Xexarus?“
„Er ist tot“, sagte sie.
Ein zufriedenes Lächeln huschte über das Gesicht des Mannes. „Dann war es nicht umsonst.“ Vanessa sah ihn an und sie sah mit feuchten Augen auf den Ring, den er ihr schenkte und sie musste weinen.
„Nicht doch, Mädchen“, tröstete er, als er seine müden Augen wieder etwas öffnete. „Es lohnt nicht der Tränen. Ich bin alt und habe mein Leben gelebt und ich habe noch einmal ein gutes Werk getan. Ich kann beruhigt in das Reich der ewigen. Zauberer eintreten.“
„Du wirst nicht sterben“, sagte Vanessa und beugte sich über ihn.
Ihre salzigen Tränen flossen auf seinen Mund, da sah sie plötzlich durch ihre vom Wasser getrübten Augen, wie die des Magiers anfingen zu leuchten.
Sie wischte ihre trocken und da sah sie den Mann im goldenen Anzug.
Der Magier stand plötzlich auf und seine Kräfte waren stärker als zuvor.
Er fragte die vor Erstaunen starr Stehenden: „Was ist los? Was ist passiert?“
Dann sah er den Magier und es fiel ihm wieder ein: „Ich bin gesund. Welch ein Wunder. Ich spürte Flüssigkeit auf meinem Mund und ich sah etwas Eigenartiges.“
„Den Mann in dem goldenen Anzug“, antwortete Vanessa und nahm vorweg, was er sagen wollte.
Sie berichtete ihm auch von ihrer Wahrnehmung. Und da wussten sie, dass es an Vanessas Tränen und an dem Goldenen gelegen haben musste, dass diese wundersame Kraft wieder in den alten Mann zurückkehrte.
Aber noch eines wussten sie, dass jetzt erst der Kampf um die Existenz von Arganon und dem Heimatstädtchen der drei Erdenkinder begann.
22.Kapitel
Das seltsame Kästchen
Tom hatte es richtig erkannt. Die Welle der Glut kam, wie in einer Zeitlupe, wirklich näher. Sie schwappte nicht stetig auf sie zu, sondern hielt immer wieder an. Es war nur eine Frage der Zeit, wann sie ihre glühende Lava über sie ausbreiten würde.
Ihnen wurde es heiß und die Hitze verstärkte sich noch durch die Wallung des Blutes, das durch ihre Erregung noch mehr pulsierte.
„Was machen wir?“, fragte Tom und die Verzweiflung brachte kaum diese Worte über seine Lippen. „Sieh doch noch einmal in deinem Buch nach!“, sagte er hoffend darauf, es könne noch in letzter Sekunde einen Tipp geben.
„Es ist zu. Da steht nix mehr drin, sonst ließe es sich aufmachen.“
„Ist ein blödes Buch“, meinte Tom verzweifelt.
Die Welle kam wieder ein Stückchen heran, wodurch die Nerven der Jungen noch mehr belastet wurden, was sie am Zittern ihrer Leiber spürten.
„Ich werde jetzt das Wort sagen, ist doch egal. Entweder es klappt oder aber wir werden so oder so gebraten.“
Tom hatte keine Einwände. Er fand sich ebenfalls damit ab, diesen Ort nicht mehr verlassen zu können.
„Mach’s gut, mein Freund.“
Sie umarmten sich und Vinc trat an den feurigen Graben vor dem Tor. Er musste sich überwinden. Nachdem er mehrmals tief durchgeatmet hatte und Toms Nicken zum Einverständnis sah, dieses schicksalhafte Wort zu sagen, verkündete Vinc laut: „Willenskraft.“
Er sah, wie sich die Welle bewegte.
***
Zur gleichen Zeit, auf der anderen Seite, berieten die fünf über ihr weiteres Vorgehen. Sie hatten aber keine Ahnung, welches Wort das Siegel brechen könnte.
Marxusta wies verächtlich auf Xexarus: „Es ist schlimm, dass der da tot ist. Du hättest ihm noch vorher das Wort herauspressen sollen.“ Indem er anschließend Drialin ansah, meinte er zu ihrer Entschuldigung: „Allerdings hätte ich auch so gehandelt wie du. Vanessas Leben war natürlich wichtiger.“ Er stellte sich näher an die Teufelsstatue, aber er sah keinen Ausweg, die Lösung zu entdecken. „Tja, ist wohl nichts zu machen. Es gibt tausende Wörter, nur eines davon sollen wir finden. Und es gibt Buchstaben, aus denen man sinnlose Wörter bilden kann, um ein Wort der Losung zusammenzusetzen. Millionen von Möglichkeiten. Und glaubt mir, der Teufel hat bestimmt auch daran gedacht.“
Sie setzten sich auf den Rand des Sockels. Da sie keinen Rat wussten, unterhielten sie sich über die wundersame
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