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Das geheimnisvolle Tuch

Das geheimnisvolle Tuch

Titel: Das geheimnisvolle Tuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Vehler
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Hindernisse wie Steinwände oder Mauern davor befinden.
    Um sie herum tanzten ständig Lichter. Einige schwebten vor den Gesichtern, dabei erkannte Vincent, alias Vinc, ihr Aussehen. Er glaubte zunächst nicht, was er erblickte, deshalb meinte er zögerlich: „Das sind ja kleine Wurzeln.“
    „Ja, ich sehe es auch“, bestätigte Rexina, alias Vanessa.
    „Die kommen so dicht vor die Augen, dass ich fast nichts mehr sehe!“, schimpfte Thomas, alias Tom.
    „Macht sie zu!“, befahl Zubla. „Sonst erblindet ihr.“ Er besaß die Gabe, sich in Wesen hineinzudenken und ihre Charaktere zu erkennen. Es war das erste Mal, dass er es anwendete. Nicht einmal sein Herr, Vincent, wusste davon. Aber er wusste, wenn Zubla so etwas befahl, hatte er einen triftigen Grund. „Tut, was er sagt!“, befahl Vincent.
    „Nehmt uns auf die Schultern, dann können wir euch leiten. Uns machen diese Wesen nichts aus“, sagte Trixatus.
    Thomas, Vincent und Rexina wussten, in dem Moment, wo sie die Augen schlossen, dass sie den Gnomen auf Gedeih und Verderb ausgeliefert waren. Ihr Vertrauen zu ihnen war zwar groß, da es aber unberechenbare Wesen blieben, bestand trotzdem ein gewisses Risiko, falsch gelenkt zu werden und womöglich in einen Abgrund zu stürzen. Wollten sie jedoch nicht erblinden, dann blieb ihnen keine andere Wahl, als ihnen zu vertrauen.
    Der Boden, auf dem sie schritten, war glatt, sodass sie nicht befürchten mussten, zu stolpern.
    „Vor uns verbreitert sich der Gang zu einer Höhle“, sagte Trixatus vorausschauend.
    Kurze Zeit später kam das Grüppchen dort an.
    „Wer seid ihr? Noch niemals sah ich solche hässliche Wesen wie euch!“, hörte die kleine Gesellschaft eine brummige tiefe Stimme. Sie wagten noch nicht, ihre Augen zu öffnen, zu tief saß die Angst, nichts mehr sehen zu können.
    „Verzeiht, auch ich sah noch nicht so eine gewaltige Person, wie Ihr es seid. Ihr seht aus wie eine riesige Wurzel. Ihr seht lustig aus, natürlich viel schöner als wir“, hörte Vincent Drialin sprechen.
    Der Brummige lachte. Nachdem er sich beruhigt hatte, meinte er mit einem versöhnlichen Ton: „Du gefällst mir. Doch ihr seid in ein Reich gekommen, das ihr nie mehr verlassen werdet. Es sei denn …“ „Es sei was?“, unterbrach Thomas vor Erregung.
    „Schweig, du hässliches Monster! Noch eine Unterbrechung und ich töte dich gleich!“, wetterte erbost der Unbekannte. Seine Stimme wurde grell. Sie hallte durch die riesige Höhle, wobei sie sich mehrmals wiederholte, so als wären Hunderte von diesen riesigen Wesen ringsum.
    „Ihr sagtet: ’Es sei denn’, darf ich wissen, was Ihr damit meint?“, fragte Drialin.
    Das Wesen beruhigte sich wieder. „Ich versprach mich. Ihr werdet für immer hier bleiben müssen. Ihr befindet euch im Reich der Unendlichkeit. Kein Sterblicher darf es je verlassen. Ihr könnt die Augen öffnen“, sagte er, diesmal wieder mit einem ruhigen brummigen Tonfall.
    Sie taten es. Sie sahen nicht mehr die Irrlichter. Sie erblickten nun das vor sich, was Drialin bereits sagte: eine riesige Wurzel, die weit oben mit der Decke der Höhle verwachsen zu sein schien. In ihrer Mitte befand sich nur angedeutet ein Mund, darüber zwei große Augen, die hin und her rollten. Eine Nase und Ohren fehlten.
    „Ich heiße Wurztresa. Ich bin der Herrscher über die Wurzeln und damit über alle Pflanzen. Die Lichter, die ihr anfangs gesehen habt, sind die Seelen der abgestorbenen Wurzeln.“ Er hielt inne und wartete einen Augenblick. Vielleicht erhoffte er Fragen von den Gästen zu hören, aber keiner wagte, angesichts seines Zornesausbruches vorher, eine zu stellen.
    „Nun gut. Ich habe mich vorgestellt. Nun seid ihr an der Reihe, bevor ich euch töten lasse. Ich möchte wissen, wen ich in das Reich der Ewigkeit schicke.“
    „Wir sind Menschen und kommen von Arganon“, sagte Vincent.
    Wurztresa verzog seine Mundwinkel dermaßen, dass sie fast unten am Wurzelende waren. „Menschen!“, schrie er. „Und ihr wagt euch zu mir! Ein Grund mehr, euch zu töten!“ Seine Wut schien unermesslich zu sein. „Ihr, die ihr nur Leid und Elend über unsere Pflanzen bringt. Die, die ihr die Wälder abholzt nur der Gier wegen, damit ihr durch das Land reich werdet. Ihr seid verflucht!“ Er schrie so laut, dass den Anwesenden die Ohren dröhnten. „Ich persönlich werde euch töten!“, tobte er und um seine Statur blitzte es heftig.
    Die Kinder wichen aus Angst davor zurück, eine der Entladungen könnte sie

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