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Das geheimnisvolle Tuch

Das geheimnisvolle Tuch

Titel: Das geheimnisvolle Tuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Vehler
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Zirkel. Er machte sich keine weiteren Gedanken über den Sinn und Zweck eines solchen Gegenstandes in einem Labor, sondern es interessierte ihn nur die spitze Stahlnadel, mit der der Zirkel auf eine Fläche gestellt werden konnte, um den Halt für das Ziehen eines Kreises zu geben. Er stach mit der Spitze fest in Toms Hinterteil, sodass dieser mit einem „Au“ nach vorne sauste und dabei Vanessa umwarf. Im letzten Augenblick konnte Vinc den Flammen entfliehen.
    Erst einmal entfernten sie sich von dem unförmigen Eingang und flüchteten weiter ins dunkle Innere.
    Zubla zauberte eine Fackel. In ihrem unruhigen Schein sahen sie kahle grobe Höhlenwände. Sie sanken erschöpft auf den feuchtkalten Steinboden.
    „Du konntest gar nicht so fest gesteckt haben, wenn dich so ein leichter Stich nach vorne sausen ließ“, stellte Vinc fest.
    „Von wegen, leichter Stich. Ich dachte, mir würde mit einer Mistgabel in den Hintern gestochen“, sagte Tom und setzte sich demonstrativ nur auf eine Backe. „Mit was hast du denn zugestochen?“
    Vinc zeigte den Zirkel, den er instinktiv in die Hosentasche gesteckt hatte.
    „Was sucht denn ein Zirkel in einem Labor?“, überlegte Vanessa.
    „Da wäre noch eine Frage: Wieso befand sich dieses Loch in der Wand? War der Brand im Turm vorausgesehen und extra ein Fluchtloch in die Wand gehauen worden?“, fragte Vinc nachdenklich. Doch darauf wusste natürlich keiner eine Antwort. Er sah, dass Vanessa etwas in der Hand hielt. „Was hast du da in dem Fläschchen?“, fragte er.
    „Keine Ahnung“, antwortete sie. „Es lag neben dem Loch. Habe es einfach mitgenommen.“ „Genau wie der Zirkel“, murmelte Vinc. Im Nachhinein wunderte er sich noch, dass er sich an der Spitze nicht verletzte, nachdem er ihn in die Hosentasche steckte. „Irgendeine Macht beschützt uns. Sie will nicht, dass uns etwas passiert“, sagte er.
    Vanessa betrachtete sich die gelbe Flüssigkeit genauer, die das Fläschchen enthielt. Sie öffnete es und roch daran, sah einen nach dem anderen an, stand auf und sah zu den Sitzenden hinunter. „Wer seid ihr?“
    Tom und die anderen sprangen auf und stellten sich um Vanessa so, dass sie sich in der Mitte der kleinen Schar befanden.
    „Ich glaube, mich tritt ein Pferd“, sagte Tom und trat näher an seine Schwester heran. Er fuhr mit der Handfläche vor ihrem Gesicht auf und ab, als wolle er sie aus einer Trance herausholen. „Ich bin es! Dein Brüderchen!“, sagte Tom.
    Sie sah ihn an, wehrte seine Handbewegungen ab und sagte: „Ich habe keinen Bruder.“
    „Du bist ja vollkommen meschucke. Du machst doch einen Scherz?“, fragte Tom.
    „Ich glaube nicht“, meinte Vinc, und ehe Vanessa reagieren konnte, riss er ihr das Fläschchen aus der Hand. „Ich werde auch einmal daran riechen. Mal sehen, was das bewirkt.“
    Kaum dass er es beschnuppert hatte, bemerkte er, wie sich sein Inneres verwandelte. Er sah in dem Gang kleine Lichter, die hin und her tanzten. „Du, Rexina? Wo sind wir denn?“, fragte er Vanessa.
    „Wie kommst du denn so plötzlich hierher?“ Vinc reagierte nicht auf ihre Frage.
    „Da sind ja Drialin, Zubla und Trixatus. Wenn Trixatus hier ist, dann ist Thomas auch nicht weit.“
    Drialin zog Tom am Hosenbein: „Rieche an der Flasche! Es bewirkt, dass du in die Gedanken des Thomas versetzt wirst, der in dir ist.“
    „Ich soll daran riechen? Niemals! Dann bleibe ich ewig so. Ich will nicht im Mittelalter leben. Ich will meinen Fernseher. Ich will meine Hamburger. Ich will …“ „Du willst ewig hier bleiben? Ohne die anderen?“, unterbrach ihn Drialin.
    Kaum hatte sie es gesagt, riss Tom Vinc das Fläschchen aus der Hand und zog die Dämpfe, die herauskamen, tief in sich hinein.
    „Da ist ja auch Thomas“, stellte Vinc, nun im Geiste Vincent, fest.
    „Wie sehen wir nur aus? Komische Kleidung“, meinte Rexina, vorher Vanessa.
    „Wo sind wir?“, fragte Tom, der auch wieder vom Geist Thomas beherrscht wurde.
    „Wie kamen wir hierher?“, forschte Vincent.
    Drialin und ihre Koboldfreunde, die in beiden Welten leben konnten, versuchten ihre Menschenfreunde aufzuklären. Sie merkten, dass dies zwecklos war. Die Sinne der in der Zeit des Mittelalters lebenden Kinder konnten dies nicht in sich aufnehmen und auch nicht vorstellen..
    Da sie nicht erkannten, wo sie sich momentan befanden, vertrauten sie sich der Führung Trixatus an, der die Gabe besaß, Gegenden einige hundert Meter im Voraus zu sehen. Nur durften sich keine

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