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Das geheimnisvolle Tuch

Das geheimnisvolle Tuch

Titel: Das geheimnisvolle Tuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Vehler
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kann, wie wir weiter vorgehen sollen. Es ist sowieso alles merkwürdig. Wir wurden erwartet. Aber von wem?“ Er stand auf und ging zu ihr. „Wir müssen uns von unsrer Angst befreien. Es vernebelt sonst unsere Gedanken. Ich denke, wir müssen die Bücherei finden. Mir geht auch immer ein bestimmtes Buch im Kopf umher. Ich kann es bloß noch nicht einordnen. Ich habe es in dunkler Erinnerung.“
    „Das Buch mit dem Bild des Engels und den verbundenen Augen und das Abbild des Bösen. Wurztresa hat es uns doch gesagt, das wir es finden sollen.“
    Vinc sah zum Fenster und konnte einen der Schlosstürme sehen. Die schartenartigen Öffnungen und das flackernde Licht erweckten den Eindruck blinzelnder gelber Augen, die er schon einmal sah. Er wusste auch wo. Damals als sich das Waldhaus verändert hatte, dessen gelbe Fenster ihn so beeindruckt hatten.
    „Ich werde einmal die erlaubten Gebiete durchsuchen, vielleicht finde ich die Bibliothek“, sagte er entschlossen.
    „Ich gehe mit.“
    Eigentlich war es ihm nicht recht. „Es ist besser, du bleibst auf deinem Zimmer.“
    „Auf keinen Fall“, meinte sie trotzig. „Da habe ich nur Angst. Ich gehe mit.“
    „Also gut, aber nicht so. Zieh dich wenigstens um.“ Sie sah auf das Nachthemd
    „Na ja, wie ein Gespenst möchte ich nicht herumlaufen, obwohl auch du wie eins aussiehst.“
    Vinc lachte. Jetzt erst merkte er, dass auch er auch noch in der Nachtkleidung war. Sie verabredeten sich vor der Türe des Nachtgemachs des Mädchens.
    Sie schien eine Ewigkeit zu brauchen, sich umzuziehen, denn Vinc stand bereits etliche Zeit vor ihrer Türe. Er klopfte, erst leise und dann immer lauter, dann heftiger werdend, dagegen. Als er keine Aufforderung zum Eintreten bekam, öffnete er besorgt den Eingang. Auf dem Bett lag ihr Nachthemd als Zeugnis, dass sie sich umgezogen hatte. Wo war sie? Er war sofort nach seinem Umkleiden hierher geeilt, er hätte ihr begegnen müssen. Die Spanne war zu kurz, um ungesehen zu verschwinden, zumal sie sich ja auch ent- und ankleiden musste. Er suchte das Zimmer ab, fand jedoch keinen Anhaltspunkt ihres Verbleibens. Ein unheimliches Gefühl beschlich ihn.
    Er meinte einen Luftzug zu spüren, konnte aber, wie so oft, eine Täuschung sein. Das weitere Suchen im Zimmer brachte ihm keine neuen Erkenntnisse, wo Vanessa sein könnte.
    So entschied er, das Schloss in den erlaubten Gebieten zu erforschen, aber die eindringliche Warnung des Dieners, andere Regionen nicht zu betreten, im Hinterkopf behaltend.
    Die meisten Türen, die er in der ersten Etage zu öffnen versuchte, waren verschlossen. Er sah sich zunächst einmal die Bilder, die an der Wand hingen, genauer an.
    Er sah zum ersten Mal ihre Ebenbilder genauer. Er meinte, je länger er drauf blickte, so lebendiger wurden sie. Aber das war wohl der unruhige Schein der Fackeln, der diesen Eindruck entstehen ließ.
    Ihm überkam ihn ein eigenartiges Gefühl, so als stände jemand hinter ihm. Er meinte eine eiskalte Hand zu spüren, die ihm in das Genick fassen wollte. Er blickte hinter sich und sah nur den leeren Flur.
    Er betrachtete sie erneut.
    „Das ist die Ahnengalerie der Balduinsteins“, hörte er hinter sich jemand sagen.
    Erschrocken drehte er sich um und sah den alten Diener, der unbemerkt hinter ihn getreten war. „Ich wollte nur fragen, ob der junge Herr noch einen Wunsch hat?“
    Vinc verneinte.
    „Dann wünsche ich eine gute Nacht. Und denkt daran: Haltet euch von den verbotenen Gebieten fern. Es könnte euch das Leben kosten.“
    „Wieso?“
    Der alte Mann sah im tanzenden Schein der Fackel, die er in der Hand hielt, unheimlich aus. Die Reflexion des kleinen Feuers ließ sein Gesicht verformen und zu einer Fratze werden, bei deren Anblick dem Jungen eine Gänsehaut überlief. Aber das Lichtspiel der Fackel in der Dunkelheit ließ sowieso alles gespenstisch erscheinen. Ohne ein weiteres Wort zuckelte der Diener von dannen.
    Es reizte Vinc, trotz des Verbotes, die anderen Zonen zu betreten, zumal ihm die Erlaubten nichts brachten. Er überlegte, welche er sich wohl vorknöpfen wolle. Ein innerlicher Kampf zwischen Angst und Trotz entstand. Das alte Spiel des Zaubers, das nicht Zulässige zu erforschen, das noch mehr lockte, wenn jemand es nicht wollte.
    Außerdem konnte er bisher nicht Vanessa finden, das irgendwo sein musste.
    Die Umstände ihres Verschwindens, die Entdeckung der Ebenbilder, ließen ihn unruhig, ja sogar etwas argwöhnisch werden. So überlegte er denn, in

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