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Das geheimnisvolle Tuch

Das geheimnisvolle Tuch

Titel: Das geheimnisvolle Tuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Vehler
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Sinn.“
    „Hier geht etwas Merkwürdiges im Schloss vor. Aber was? Sagt das auch dein Gehirn?“
    Der Kleine schüttelte den Kopf.
    „Das weiß ich erst genau, wenn wir darüber etwas lesen. Da dieses Schloss ein großes Geheimnis birgt, nehme ich an, dass im Turm noch vom Feuer gerettete Bücher liegen, die uns Hinweise geben können, wenn nicht ausgerechnet diese verbrannt sind. Denn, so denke ich, das Feuer wurde gelegt, um einige zu vernichten, die zu irgendeiner Aufklärung führen könnten.“
    Da die Zeit zu einem unkalkulierbaren Faktor wurde, entschlossen sie sich, noch einmal in den Turm zu gehen.
    „Wir müssen wieder über den Hof“, meinte der Kleine.
    „Ist doch verbotene Zone“, warnte der Junge und fügte hinzu: „Komisch. Der Butler hatte uns darauf hingewiesen, wo wir nicht hingehen dürften. Darunter war auch der Hof. Aber als wir vom Turm kamen und er uns hereinließ, tadelte er mich nicht deswegen. Warum sagte er nichts?“
    Zubla kannte auch keine Antwort darauf.
    Sie gingen zur Tür hinab und begaben sich vorsichtig in das Innere des Schlosshofes.
    Er sah aus wie der Kern einer trotzigen Burg, mit unregelmäßigen Pflastersteinen bedeckt
    Bei ihrem nächtlichen Ankommen im Hof hatte er ihn in anderer Erinnerung, denn er meinte, damals auf einem Kiesweg gegangen zu sein
    In Erinnerung waren ihm auch umgebaute Häuschen, in denen er schon übernachtet hatte.
    Unter großer Vorsicht, ohne Bedrohung, erreichten sie den Turm. Was für eine Enttäuschung, als sie keinen Eingang sahen, der ihnen Zutritt verschaffte.
    So oft sie ihn umrundeten, es blieb stets uneindringlich, selbst die Chance, durch eines der Fenster einzusteigen, siechte dahin.
    „Ich glaube, jetzt ist der Zeitpunkt, an dem ich durchdrehe.“ Vinc fuchtelte mit den Armen umher und lief immer wieder an dem Rundbau entlang.
    „Wir waren doch erst vor kurzem aus dem Ding da herausgekommen. Da war doch eine Türe. Stimmt doch, oder?“
    Zubla nickte. Er machte sich Sorgen um den Zustand seines Menschenfreundes.
    „Und jetzt ist keine mehr da. Aus! Weg! Nix mehr!“ Er ließ die Hände, die er zuvor hoch über den Kopf gehoben, seitlich auf die Schenkel fallen. „Scheinbar kommt man aus dem Turm raus, aber nicht rein. Und noch was, was mich langsam irre werden lässt: Als der Turm brannte, fanden wir keinen Ausgang, außer dem Loch.“
    „Damals, als wir alle in den Turm gingen, konnten wir nur durch einen Übergang in ihn gelangen. Ganz oben vom zweiten Stock des Schlosses. Wir sahen damals auch keine Türe hier unten. Ich glaube, es hat sich etwas verändert. Vorhin waren wir ebenfalls aus einer Öffnung gekommen. Oder sind wir an einem falschen Turm?“, sagte Zubla.
    „Siehst du einen, du Schlaumeier? Na, wie wäre es, wenn du mir sagtest, wo der Eingang zum Turm ist?“ Vinc geriet ins Grübeln. „Vielleicht sieht man nur den Ausgang, wenn man sich in ihm befindet. So wird es sein.“
    „Komm mit!“, befahl Zubla.
    Er schritt zielstrebig auf eines der kleinen Gebäude zu, das sich direkt an den Turm anfügte.
    „Hier ist ein Eingang“, sagte er bestimmend.
    „Woher willst du das denn wissen?“
    „Schau dir mal die Tür von diesem Häuschen an und der anderen. Was fällt dir auf?“
    Vinc sah genauer hin, konnte aber nichts feststellen.
    Der kleine Zauberer genoss die Unkenntnis seines Freundes. „Sieh dir mal den Eingang genau an.“
    Trotz dieses Hinweises fiel Vinc nichts auf. Sie gingen dichter an das Gebäude. Nun sah er, was Zubla meinte. Fast unsichtbar hatte der Eingang die Form eines kleinen Turmes, einer Türe mit einem spitzen Dach, die sich knarrend und quietschend öffnen ließ.
    Sie schlossen schnell den Einlass wieder, um dann in vollkommener Dunkelheit zu stehen.
    Im Nachhinein sollte es sich als ein großer Fehler herausstellen.
    Vinc hörte es zuerst, das leise Zischen. Es kam ringsum vom Boden. Die Augen inzwischen an die Dunkelheit gewöhnt, nahmen wahr, dass sich irgendetwas bewegte.
    „Schlangen“, rief der Junge. „Hier wimmelt es von Schlangen!“
    Er blieb reglos stehen, um diese Tiere nicht unnötig zu reizen und ihnen eine Gelegenheit für den tödlichen Biss zu geben, obwohl ihm noch nicht die Art dieser Spezis bekannt war.
    Ihm fiel plötzlich der Traum ein, in dem ihn eine Schlange in den Hals biss. Er stellte in diesem Augenblick fest, dass seine Träume nicht nur eine Folge seiner nächtlichen Fantasie waren, sondern sie zeigten seine Zukunft und wurden zur bitteren Wahrheit.

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