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Das geheimnisvolle Tuch

Das geheimnisvolle Tuch

Titel: Das geheimnisvolle Tuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Vehler
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Wesen angegriffen wurde und blutend auf den Boden fiel.
    Rexina sah es mit Entsetzen. Aus einer Wunde am Kopf von Vinc floss Blut. Das Wesen, wohl als Aufpasser eingesetzt, somit seiner Pflicht gefolgt, setzte sich zurück auf das Gebälk.
    Rexina, der Gefahr trotzend, beugte sich über Vinc und sah eine Blessur auf der Stirne, wohl von den scharfen Krallen des Wesens herrührend.
    Die Sprüche, die Wunden heilen konnten, hatte sie noch nicht gelernt, aber sie hatte schon einen von ihrem Vater gehört, wenn sie beim Herumtoben sich verletzt hatte und Trost suchend zu ihm lief.
    Sie überlegte und überlegte, aber im Moment fiel er ihr nicht ein. Auch wusste sie, dass sie ihn gar nicht sprechen könnte, denn dieser Wächter auf dem Balken reagierte scheinbar auf Stimmen und machte durch einen Angriff jede Unterhaltung zunichte.
    Sie zog den Ohnmächtigen etwas zur Seite und streute Stroh über das Rot. Sie merkte, dass der Verlust des Blutes schlimmer aussah, als er war. Zu gleicher Zeit stellte sie fest, dass der Wächter nicht auf Bewegungen reagierte.
    Sie legte sich auf ihr Lager und sann nach dem heilenden Spruch, der ihr aber aus dem Gedächtnis entschwunden war.
    Sie bemerkte, wie ihr ein kleines Zettelchen mit einer Mitteilung zugeschoben wurde. Durch das spärliche Licht konnte sie es nicht entziffern, so schlich sie vorsichtig, fast gleitend, an das Fenster und las: „Ich bin Larin, der Sohn von Larus. Die Stadt wird von den Magiern beherrscht. Die Leute in den Kutten, die das Gericht bildeten, waren nicht Bürger der Stadt, sondern die dreizehn Führer der Magier. Irgendwann erzähle ich dir es. Die Tinte geht zu Ende.“
    Sie sah sich um, konnte aber nicht den Urheber dieses Schreibens feststellen.
    Da Rexina auch bei Vinc nichts ausrichten konnte, was einer Heilung entsprach, auch sie der Erschöpfung nahe war, legte sie sich zur Ruhe auf das Strohlager. Ab und zu wurde sie wach und sah nach dem Jungen, der ruhig und tief schlief.
    Am nächsten Morgen stand der Zwerg im Eingang und rief zum Frühstück.
    Rexina sah zuerst nach ihrem neuen Freund und stellte fest, dass die Wunde verschlossen war.
    Der Zwerg erblickte die Blessur und meinte nur. „Geredet, was?“
    Sie nickte und blickte zum Balken. Das Untier war nicht mehr da.
    „Bleib erst einmal liegen, wir bringen dir Essen mit“, sagte Gerason zu dem Verletzten.
    Sie gingen zu dem länglichen Bau in der Mitte, den Rexina mit ihrem Begleiter zuvor schon einmal betreten hatte, durchquerten den leeren Raum und kamen in einen größeren Saal mit einer Essentafel, an der mehrere Kinder saßen.
    Auf der Stirnseite unten nahm der Zwerg platz, an der Oberen saß bereits die Oberin. Sie stand auf und bat energisch um Ruhe.
    „Ich habe heute von dem unglaublichen Vorfall in der Unterkunft zwei gehört. Ich betone noch einmal und das gilt nicht nur für unsere Neuankömmlinge, dass Reden in den Unterkünften ausdrücklich verboten ist. Der dies getan hat, wurde von dem Wachtier unverzüglich bestraft. Er soll froh sein, dabei nicht den Tod gefunden zu haben. Ich werde ihn deswegen noch gesondert bestrafen. Er ist heute von der Arbeit befreit und ich werde über sein weiteres Schicksal nachdenken. Da wir in den letzten Tagen besonders viel geschafft haben, bin ich geneigt, in Anbetracht der großen Ausbeute einen freien Spieltag zu gewähren.“
    Der Jubel der Kinder wurde übertönt von der schrillen Stimme der Oberin „Dies ist einmalig und soll euch zu noch größeren Anstrengungen anspornen. Ich werde daher alle Wachvögel von den Baracken und Höfen fernhalten und sie nur in den Außenbereichen wachen lassen. Ich mache euch aber aufmerksam, dass jeder Fluchtversuch tödlich endet. Die Tiere werden jeden umbringen, der sich nicht danach richtet. Das Sprechen ist heute an allen Orten erlaubt, ohne nach einer Erlaubnis zu fragen. Aber denkt daran, dass unsere Horcher jedes Wort hören können. Und zur besonderen Überraschung habe ich einen Minnesänger eingeladen, der ein paar Balladen vortragen wird.“
    Ein dünner Mann mit einer Laute in der Hand, in ein grünes Kostüm gekleidet, an dem Schellen hafteten, trat ein.
    Dankbar lauschten die Kinder seinen musikalischen Ausführungen.
    Rexina schaute währenddessen in die Runde und erblickte einige der Zauberlehrlinge ihrer Schule. Sie ahnte, dass sich hier in Wirklichkeit das Gefangenenlager der schwarzen Magier befand. Sie mischten Kinder des einfachen Volkes mit denen der Zauberer. Sie beschuldigten

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