Das geheimnisvolle Tuch
schweifte er ab. Ihm fiel ein, dass angeblich Marxusta die Zeit gestoppt habe. Jedoch hier in der Epoche, in der sie sich befanden, waren die Zeitfresser noch aktiv.
Er wusste nun nicht mehr, wann sie das grausame Spiel beendet und wann sein Auftrag gescheitert sein würde. Er versuchte sich noch mehr in die Vergangenheit zurückzuversetzen, aber es blieben Lücken. Überhaupt schien er nur an das denken zu dürfen, was er im Moment brauchte, was ihn an die Vergangenheit erinnerte, alles andere, wie die Schule oder Erinnerungen an seine Freunde und Bekannte, wie auch an seine Person, waren gelöscht. Und so kam ihm noch ein Gedanke. Wenn er wirklich in die Vergangenheit zurück versetzt wurde, dann kann er ja auch nicht wissen, was in der Zukunft war. Sein Name, woher er kam, ließ ihn in das Nichts gehen. Doch nun wollte er nicht weiter darüber nachdenken, denn das wurde ihm zu kompliziert. Was zählte, war der Moment, der genug Überraschungen bereit hielt.
Die Erinnerung an Vanessa und an Drialin brachte ihn wieder in die Wirklichkeit. Die Sorge um die beiden machte ihn fast verrückt. Er wollte das Stundenglas aus der Tasche holen, aber da fiel ihm ein, dass die Wache es abgenommen hatte. Mit den Büchern und dem Glas der Zeit.
„Willst du noch etwas wissen?“ Die Stimme Rexinas ließ ihn aus den Gedanken aufschrecken. „Ja, wie viele der Zeitfresser gibt es?“ Er wusste, die Frage würde sie wohl kaum beantworten können, wie aber überrascht war er, als sie dennoch eine Zahl nannte.
„Ich glaube, es wurden fünf ins Land geholt. Nur haben die sich inzwischen vermehrt durch die Umstände, die ich bereits schilderte.“
„Also vermehren sie sich von Seele zur Seele wie die Seelenräuber?“
„Ja, und sie müssen zusehen, dass sie wieder Seelen bekommen, also werden sie auch zu Seelenräubern. Dies ist eine Spirale ohne Ende und irgendwann wird es zu Ende sein, da es keine Seelen mehr gibt und sie werden woanders welche suchen.“
Vinc schauderte es bei diesem Gedanken, aber er verzichtete im Moment auf weitere Fragen. Sie waren ermüdet und so versuchten sie, ein wenig zu schlafen.
Er bekam, wie so oft, seine Albträume. Er sah wieder den Engel mit den verbundenen Augen und die Fratze des Ungeheuers. Diesmal redete der Unhold mit ihm: „Vergiss nicht deinen Auftrag. Ich gebe dir eine Fristverlängerung. Aber denke stets daran, es kann jederzeit vorbei sein. Irgendwann, irgendwie und irgendwo. HOHOHO!“
Dann sah Vinc einen dunklen Wald mit einer Höhle. Ein runzliges Gesicht und eine Kugel. Er sah ein Unwesen über sich. Nicht wie immer nach solch einem Traum, wachte er schweißgebadet auf, sondern diesmal durch einen unsanften Tritt in die Seite. Er sah einen Wächter über sich.
„Los, aufstehen!“
Die beiden Weggefährten hatten sich bereits erhoben. Sie wurden aus der Zelle geführt, durch einen Wachraum geleitet, wo Vinc seine Schultertasche in einer Ecke liegen sah. Als er kurz stehen blieb, um sie zu mustern, wurde er durch Stoßen aufgefordert, weiter zugehen.
Sie schritten nach draußen und überquerten einen Marktplatz, um dann Stufen zu einem auffälligen Fachwerkhaus hinaufzugehen, dem Rathaus des Städtchens.
In dem dunklen Raum, in den sie traten, standen einige Stühle und kleinere Tische für wartende Bürger, bevor sie zu der Obrigkeit vorgelassen wurden.
Die Drei und ihre Wachen durchquerten den Wartesaal, betraten einen großen Raum mit einem massigen Tisch in der Mitte und etlichen Stühlen davor. An der Stirnseite, etwas entfernt von dem Tisch, befanden sich Sitze, drei an der Zahl. Sie wurden zu ihnen geführt und man befahl ihnen, davor stehen zu bleiben.
Einige Zeit später erschienen einige Männer, gekleidet in roten Roben. Nur einer, wohl eine Person in einem anderen Rang, hatte eine hellblaue an. Nachdem sie Platz genommen hatten, auch Vinc, Zubla und Rexina, begann der Mann in der blauen Kleidung zu reden: „Ihr befindet euch vor der höchsten Strafschaft. Jeder Ungehorsam uns gegenüber wird mit dem Tode geahndet.“ Er sah die Gefangenen mit aller Strenge an. „Euer Vergehen ist nicht unerheblich und bedarf der schwersten Bestrafung. Ihr seid noch jung an Jahren, aber das schützt euch nicht und fällt auch nicht in das Gewicht. In unserer Stadt herrschen strenge Gesetze und sie sind bei einem Verbrechen wie dem eurigen ohne Gnade und Rücksicht anzuwenden.“
Die Freunde wurden bei diesen Sätzen unruhig, denn sie wussten nicht, welche Strafe dafür
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