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Das geheimnisvolle Tuch

Das geheimnisvolle Tuch

Titel: Das geheimnisvolle Tuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Vehler
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Der Junge tat wie befohlen und spürte des Zwerges Mund an seinem Ohr. „Wollt ihr nicht fliehen?“
    Voller Argwohn hörte Vinc diese seltsamen Worte eines Aufsehers, der versuchte, ihn zu einer Flucht zu überreden Er ging das Risiko ein und bestätigte, dass er dies gerne tun möchte.
    „Ich werde euch helfen“, sagte der Zwerg.
    „Wie?“, wollte der Junge wissen, immer noch auf der Hut.
    „Nicht jetzt. Ich werde es euch rechtzeitig wissen lassen, wann und wo.“ Er stand auf und schlug Vinc auf den Rücken. „Genug gefaulenzt! Weitermachen!“, befahl er.
    So schufteten die Kinder wieder den ganzen Tag.
    Am Abend an der Essentafel suchte Vinc vergeblich nach dem Zwerg, doch dieser war, wie eigentlich sonst immer, nicht anwesend.
    „Kinder, ich habe euch etwas mitzuteilen.“ Die Oberin erhob sich und sah mit ihren stechenden Augen in die Runde „Euer Aufseher, der Gerason, wurde abgelöst. Wir werden uns von ihm trennen müssen. Statt seiner wird ein Assistent der Magier die Aufsicht übernehmen. Ich darf euch vorstellen: Jimias, Sohn von Xexarus.“
    Ein hässlich aussehender junger Mann erschien, dessen Ähnlichkeit mit dem Magier verblüffend war und noch einem glich er wie aufs Haar.
    Vinc schaute noch genauer und er war fast überzeugt, Jim vor sich zu sehen. Jim, den Bandenchef vom Bund der Gerechten.
    „Ihm ist unbedingt Folge zu leisten! Der Zwerg wird wieder zu seinem Volk zurückkehren. Er lässt alle grüßen und bedauert, sich nicht verabschieden zu können.“
    Vinc saß unbeweglich, er wusste nicht so recht, wie er dieses einstufen sollte. Was war geschehen? Erst bot ihm Gerason die Flucht an und nun musste er plötzlich weg? Eine innere Stimme sagte ihm, dass hier was nicht stimmte. Ihr keifendes Organ ließ ihn aus den Gedanken hochschrecken.
    „Ich denke, er sollte ein paar Worte an euch richten.“ Sie wies mit einer Bewegung den Magiersohn an, er möge beginnen. Er, der inzwischen neben der Oberin stand, könnte im Aussehen auch ein Sohn von ihr sein. Sein schwarzes Haar und die Hakennase sahen wie von Gistgrim abkopiert aus.
    „Ich werde euch lehren, wie Gehorsam aussieht. Ich werde nicht so lasch sein wie der Zwerg. Er ist einfach verschw ...“
    Sie unterbrach ihn: „Genug der Worte. Jeder begibt sich in sein Lager.“
    Vinc wusste, was Jimias beinahe ungewollt verraten hätte, nämlich, dass der Zwerg verschwunden sei. Ob es zu Gerasons Plan zählte, ihnen bei der Flucht zu helfen?
    Vinc wollte am Abend in der Unterkunft gerne mit seinen Freunden reden, aber er konnte es nicht, ohne der Gefahr ausgesetzt zu sein, erneut von dem Wachvogel angefallen zu werden. Er mochte schon einige Zeit geruht haben, als er an seinem Arm gerüttelt wurde. Eine kleine Hand hielt ihm den Mund zu. Er sah den Bart über seinem Gesicht und erkannte Gerason, der den Finger an den mit Haaren verdeckten Mund hielt, zum Zeichen des Schweigens. Er deutete ihm an, auf der Erde kriechend zu folgen.
    Oben in den Lüften kreisten die Unholde, die den Hof in der Nacht bewachten. Der Zwerg deutete an, Vinc möge seine Schuhe ausziehen und zeigte nach oben und an sein Ohr.
    Vinc verstand, was er meinte, er solle verratende Geräusche vermeiden. Scheinbar sahen diese Kreaturen des Nachts nichts, sondern reagierten nur auf Geräusche, aber sie konnten dadurch auch nicht Freund und Feind auseinander halten.
    Sie schlichen an den Turm, der in das Bergwerk führte. Als Gerason die Türe öffnete, sauste ein Untier herab. Es hätte fast den ins Innere flüchtenden Zwerg erwischt. Vinc entging auch nur mit knapper Not dem Angriff.
    „Hier können wir reden“, sagte Gerason auf der Plattform des Fahrstuhles. „Hier sind keine Wächter. Ich hatte mich entfernt, als ihr in den Speiseraum gegangen seid und versteckte mich im Bergwerk.“
    „Aber wieso hat die Oberin kurz darauf schon einen Ersatz für dich gehabt?“, fragte der Junge argwöhnisch, denn er witterte immer noch eine Falle.
    „Was für einen Ersatz?“
    Er erzählte von des Magiers Sohn.
    „Dann wusste sie von unserem Gespräch in der Mine. Es gibt tatsächlich diese Horcher. Nur frage ich mich, wieso sie mich nicht suchen und verhaften ließ.“
    „Von wem denn?“, fragte Vinc erstaunt. „Ich habe außer dir noch keine Wachen gesehen. Außer den komischen Viechern, die über dem Abbaugebiet schweben.“
    Gerason schwieg eine Weile, so als wäge er ab, ob er Vinc ein Geheimnis anvertrauen könne. Dann entschloss er sich doch, ihn einzuweihen: „Ich

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