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Das Geisterhaus

Das Geisterhaus

Titel: Das Geisterhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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sich
Fausthiebe und Fußtritte nach den Vorschriften des oben
erwähnten Chinesen in der Wäscherei, der, seiner Zeit voraus,
als erster die Technik jahrtausendealter Kriegskünste in Chile
einführte, zuletzt aber, da niemand ihn beachtete, wenn er
zeigen wollte, daß er mit der bloßen Hand einen Ziegel
durchschlagen konnte, oder wenn er den Wunsch äußerte, eine
eigene Akademie zu gründen, fremder Leute Wäsche wusch.
Jahre später machten sich die Zwillinge dadurch zu Männern,
daß sie die Schule schwänzten, ins Niemandsland der
Müllhalden liefen und dort die Silberbestecke ihrer Mutter
eintauschten gegen ein paar Minuten verbotener Liebe mit
einem Weib, so gewaltig, daß sie alle zwei an ihren mächtigen,
wie die Euter holländischer Kühe strotzenden Brüsten wiegen,
alle zwei mit ihren Elefantenschenkeln platt drücken und alle
zwei in der dunklen, saftigen und warmen Höhle ihres
Geschlechts in den siebten Himmel versetzen konnte. Doch das
war viele Jahre später, und Clara erfuhr es nie, so daß sie es
auch nicht in ihre Hefte eintragen konnte, damit ich es eines
Tages lesen würde. Ich erfuhr es über andere Kanäle.
    Clara interessierte sich nicht für den Haushalt. Sie ging durch
die Zimmer und wunderte sich nicht, daß alles sauber und in
schönster Ordnung war. Sie setzte sich zu Tisch, ohne zu fragen,
wer das Essen gekocht oder die Lebensmittel eingekauft hatte,
es war ihr gleichgültig, wer sie bediente, sie vergaß die Namen
der Hausangestellten und manchmal die ihrer eigenen Kinder,
doch schien sie immer gegenwärtig zu sein wie ein fröhlicher
guter Geist, der die Uhren in Gang setzte, wo immer er
auftauchte. Sie kleidete sich in Weiß, weil sie fand, daß nur
diese Farbe ihrer Aura nicht abträglich war, und gab den
einfachen Kleidern, die Férula für sie nähte, den Vorzug vor den
mit Rüschen und Juwelen besetzten Roben, die ihr Mann ihr in
der Absicht schenkte, sie zu blenden und sie nach der letzten
Mode gekleidet zu sehen.
    Esteban geriet oft in Verzweiflung, weil sie ihn mit der
gleichen Freundlichkeit behandelte, mit der sie jedermann
behandelte, und in dem gleichen schmeichelnden Ton mit ihm
sprach, in welchem sie auch ihren Katzen gut zuredete. Sie war
unfähig zu bemerken, ob er müde oder traurig, euphorisch oder
zur Liebe aufgelegt war, erriet jedoch an der Farbe seiner Aura,
wann er einen Schurkenstreich ausheckte, und konnte mit ein
paar scherzhaften Sätzen erreichen, daß seine Wut in sich
zusammenfiel. Es erbitterte ihn, daß Clara ihm nie für etwas
wirklich dankbar war und nie etwas brauchte, was er ihr geben
konnte. Im Bett war sie zerstreut und fröhlich wie bei allem,
entspannt und unkompliziert, aber abwesend. Sie wußte, daß sie
ihren Körper hatte, um mit ihm alle die Turnübungen
auszuführen, die sie aus den im Geheimfach ihrer Bibliothek
versteckten Büchern kannte, aber bei ihr waren selbst die
abscheulichsten Sünden nur wie die Ausgelassenheit eines
Neugeborenen: es war unmöglich, sie mit dem Salz eines
unzüchtigen Gedankens oder dem Pfeffer der Unterwerfung zu
würzen. Aus Wut fiel Trueba in seine alten Sünden zurück.
Während der langen Trennungen von Clara, wenn sie mit den
Kindern in der Hauptstadt blieb und er sich um das Gut
kümmerte, zog er gelegentlich wieder eine kräftige Bäuerin ins
Gebüsch, aber statt ihn zu erleichtern, hinterließ ihm das einen
schlechten Geschmack im Mund und gab ihm kein dauerhaftes
Vergnügen, vor allem, weil er wußte, daß seine Frau, hätte er es
ihr erzählt, sich über die Mißhandlung der andern und
keinesfalls über seine Untreue empört hätte. Eifersucht, wie
viele andere typisch menschlichen Gefühle, waren Clara fremd.
Zwei- oder dreimal ging er auch in den Farolito Rojo, danach
ließ er es bleiben, weil er bei den Prostituierten nicht mehr
funktionierte und die Demütigung schlucken mußte, faule
Ausreden zu murmeln wie, er habe zuviel Wein getrunken, das
Mittagessen sei ihm nicht bekommen, seit Tagen laufe er mit
einer Erkältung herum. Auch Tránsito Soto besuchte er nicht
mehr, weil er ahnte, daß in ihr die Gefahr der Sucht lag. Er
fühlte ein unbefriedigtes Begehren in seinen Eingeweiden
brodeln, ein nicht zu löschendes Feuer, einen Durst nach Clara,
den er auch in ihren stürmischsten und längsten Nächten nicht
zu stillen vermochte. Erschöpft schlief er ein, das Herz fast am
Zerspringen, aber bis in seine Träume hinein war er sich
bewußt, daß die

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