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Das Geld - 18

Das Geld - 18

Titel: Das Geld - 18 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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schreckte, Furcht einjagen, wie ihn zwingen, dieses fatale Geschenk, ein in den Schmutz gestoßenes Kind des Zufalls, das dereinst vielleicht ein Zuhälter und Mörder sein würde, teuer zu bezahlen? Freilich hatte die Méchain mühselig eine dicke Unkostenrechnung aufgestellt, ungefähr sechstausend Francs: Zwanzigsousstücke, die sie ihrer Cousine Rosalie Chavaille, der Mutter des Kleinen, geliehen hatte; dann was sie die Krankheit der unglücklichen Rosalie gekostet hatte, ihr Begräbnis, die Grabpflege; schließlich was sie für Victor selbst ausgab, seitdem sie für ihn sorgen mußte, Nahrung, Kleidung, ein Haufen Dinge. Aber gesetzt den Fall, Saccard erwies sich keineswegs als zärtlicher Vater, mußte man da nicht annehmen, daß er sie zum Henker schickte? Denn nichts auf der Welt konnte diese Vaterschaft beweisen, wenn nicht die Ähnlichkeit des Kindes; und auch dann würden sie höchstens das Geld für die Wechsel aus Saccard herausholen, sofern er sich nicht auf die Verjährung berief.
    Andererseits hatte Busch so lange gezögert, weil er seit Wochen in furchtbarer Sorge um seinen Bruder Sigismond lebte, den die Schwindsucht aufs Krankenlager geworfen hatte. Vierzehn Tage lang hatte dieser schreckliche Geschäftemacher alles vernachlässigt, die tausend verschlungenen Fährten, die er verfolgte, vergessen; er erschien nicht mehr in der Börse, stellte keinem Schuldner mehr nach, wich nicht vom Lager des Kranken, bei dem er wachte, den er pflegte und trockenlegte wie eine Mutter. Er, dieser schmutzige Geizkragen, war zum Verschwender geworden und rief die ersten Ärzte von Paris herbei, hätte am liebsten die Medikamente beim Apotheker teurer bezahlt, damit sie besser halfen; und weil die Ärzte dem Kranken jegliche Arbeit verboten hatten, Sigismond aber nicht davon lassen wollte, versteckte Busch seine Papiere und seine Bücher. Es war zu einem listenreichen Krieg zwischen ihnen gekommen. Sobald sein Wächter, von Müdigkeit überwältigt, einschlief, wußte der junge Mann, schweißdurchnäßt und vom Fieber geschüttelt, wieder einen Bleistiftstummel, den Rand einer Zeitung zu finden und machte sich erneut an seine Berechnungen, verteilte den Reichtum gemäß seinem Traum von Gerechtigkeit, sicherte einem jeden seinen Anteil am Glück und am Leben. Und wenn Busch erwachte, wurde er zornig, ihn so arbeiten zu sehen, kränker noch, und es zerriß ihm das Herz, daß Sigismond für sein Hirngespinst sein letztes bißchen Lebenskraft opferte. So wie man einem Kind seinen Hampelmann läßt, hatte er Sigismond, solange er gesund war, gestattet, mit diesen Dummheiten sein Spiel zu treiben; aber sich mit verrückten, undurchführbaren Ideen umzubringen, das war wirklich töricht! Nachdem Sigismond endlich seinem großen Bruder zuliebe einwilligte, brav zu sein, kam er wieder etwas zu Kräften und konnte langsam aufstehen.
    Da machte sich Busch wieder an seine Arbeit und erklärte, jetzt müsse der Fall Saccard erledigt werden, zumal Saccard als Eroberer an die Börse zurückgekehrt und wieder eine Persönlichkeit von unbestreitbarer Zahlungsfähigkeit geworden war. Der Bericht von Frau Méchain, die er in die Rue Saint-Lazare geschickt hatte, war ausgezeichnet. Indes zögerte er noch, seinen Mann offen anzugreifen, er wartete ab und überlegte, durch welche Taktik er ihn reinlegen könnte; da entschlüpfte der Méchain ein Wort über Frau Caroline, jene Dame, die Saccard das Haus führte und von der ihr alle Lieferanten aus dem Stadtviertel erzählt hatten, und das brachte Busch auf einen neuen Schlachtplan. War diese Dame etwa zufällig die wirkliche Herrin, die den Schlüssel zu den Truhen und zum Herzen besaß? Er gehorchte ziemlich oft solchen blitzartigen Eingebungen, wie er es nannte, folgte einer plötzlichen Ahnung und ging auf die Jagd, wenn ihm sein Gespür einen einfachen Hinweis gab; die Tatsachen verhalfen ihm dann zur Gewißheit und zu einem Entschluß. So begab er sich in die Rue Saint-Lazare, um Frau Caroline zu besuchen.
    Im Zeichensaal oben war Frau Caroline überrascht beim Anblick dieses schlecht rasierten dicken Mannes mit dem ausdruckslosen, schmutzigen Gesicht, der einen reichlich schmuddligen Gehrock und eine weiße Halsbinde trug. Er sah ihr bis ins Herz und fand sie so, wie er sie sich wünschte, so groß, so gesund mit ihrem wunderbaren weißen Haar, das ihrem jung gebliebenen Gesicht Heiterkeit und Milde verlieh; und er war vor allem betroffen vom Ausdruck des ein wenig zu stark

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