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Das Gelobte Land

Das Gelobte Land

Titel: Das Gelobte Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Einar Kárason
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Küchentisch aufgestanden und hatte sich im Schlafzimmer eingeschlossen, als ob er vorhabe, sich auf die Überreste des Wasserbetts zu legen. Manni begann daraufhin, durch das Haus zu stromern und es sich schlechtgehen zu lassen, allein und müde und von Kälteschauern geschüttelt, wegen des nassen Fußbodens, bis auf einmal laute Gespräche aus dem Schlafzimmer drangen. Sonderbare Gespräche; schwierig, einzelne Worte zu verstehen, und immer
wieder zustimmendes Lachen: oh yes, haha, yes! Eine Stunde, Stimmen von Leuten in einem Zimmer, in das niemand außer Rod hineingegangen ist. Bis Manni diese Ungewissheit schließlich nicht länger ertragen konnte und durch das Schlüsselloch hineinspähte und den Schweinehirten mit der rosa Tapete sprechen sah. Allem zustimmend, was sie sagte.
    So ging es einen Großteil des Tages weiter, während Manni auf einem Küchenhocker vorn an der Haustür wartete und an seinen Nägeln kaute. Dann auf einmal wurde die Schlafzimmertür aufgestoßen, und der Schweinehirt stürmte auf Manni zu, schien ihn aber gar nicht zu bemerken, sondern fegte nur an ihm vorbei und schlug die Tür hinter sich zu. Wenig später hörte man Schläge und Bruchgeräusche von draußen irgendwoher, und als Manni aus dem Fenster guckte, sah er, dass Rodney mit der Schaufel auf ein Gebäude auf dem Hof eindrosch; stand und schlug mit einem erdigen Spaten darauf ein, als ob er sich mit diesem weißverputzten Haus in einem Kampf auf Leben und Tod befände. Aber da kamen drei kräftige Kerle aus dem großen Wohnhaus angelaufen, entrissen dem Jungen die Schaufel und prügelten ihn durch, als ob sie Stockfisch weichklopften. Schlugen ihn ins Gesicht, dass das Klatschen über den ganzen Hofhallte, und traten ihm zum Schluss in den Hintern, als er zusammengekrümmt und schluchzend dort im Dreck lag. Danach war er wieder in die Hütte gekommen und hatte sich unter großem Stöhnen hingelegt, zwischendurch brüllte er vor Wut.
    Der arme Manni. Verbrachte den Rest des Tages zusammengekauert auf dem Sofa, die Beine hochgezogen, um keine nassen Füße zu bekommen. Dort saß er fast die ganze Nacht, während wir darauf warteten, dass der Tag graute, damit wir von diesem Ort weg und an den nächsten Busbahnhof kommen konnten.
    Bóbó schlief schon am frühen Abend ein. Auf einmal sahen
wir, dass er fast bewusstlos im Wohnzimmersessel lag, mit einer Spur von Speichel über der Wange und langen, tiefen Atemzügen, den Mund halb offen. Es war erst gegen zehn, und Daisy saß bei uns im Wohnzimmer und strengte sich an, fröhlich und gut aufgelegt zu sein, und manchmal rief sie nach Rodney und befahl ihm, sich zu uns zu setzen und Bier mitzubringen und lustig zu sein. Er gehorchte aber nicht, und wir saßen ungewohnt nüchtern herum.
    Ich war ein bisschen böse auf Bóbó, der sich so einfach auf diese Weise davonmachte, schlicht einschlief, wo wir die ganze Nacht bis zum Morgen in diesem eiskalten und ungemütlichen Haus auszuharren hatten. Irgendwie war ich dabei, ohne ihn ganz hilflos zu werden. Gegen Mitternacht rüttelte ich ihn wach und versuchte, ihn dazu zu überreden, dass wir aufbrechen, ein Taxi ins nächste Hotel nehmen und dort schlafen sollten, aber er fragte, ob ich verrückt geworden sei, – und würdest du mich bitte schlafen lassen! Daisy saß immer noch bei uns und rauchte Zigaretten und versuchte, ein Gespräch darüber in Gang zu halten, wie schön es gewesen sei, uns zu Besuch gehabt zu haben. Der Schweinehirt war hinüber zu seiner Mutter gegangen, wie ich zu hören glaubte. Manni schlief auf dem Sofa ein, und ich sah mit halbminütigem Abstand auf die Uhr. Schließlich zog die Frau des Hauses ab, ohne sich zu verabschieden. Ich war allein in der Nacht.
    Und irgendwie verging sie, obwohlich die längste Zeit das Gefühl hatte, der Morgen würde niemals kommen. Aber hin und wieder gelang es mir einzudösen, und dann schreckte ich auf, und eine halbe oder drei viertel Stunde warvergangen, und das machte mir schon wieder Mut. Allerdings wachte ich meist von Kälte geschüttelt auf, und mir fielen die ganzen Decken ein, die trocken im Kinderzimmer liegen müssten, aber ich wollte nicht aufstehen, wollte mich nicht bemerkbar machen, zumal ich, als
die Nacht am dunkelsten war, das Gefühl bekam, der Boden würde von irgendwelchen Nagetieren wimmeln, wegen des Raschelns und Rumorens, das im Halbschlaf an mein Ohr drang.
     
    Aber dann auf einmal stand die Sonne in der Luft, goss ihre Strahlen über diesen elenden

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