Das Generationenschiff
Dupaynil hineinhelfen. Die Verletzungen wurden mit Eis gekühlt. Daran mangelte es ihnen jedenfalls nicht. Er erwähnte den Bottich mit dem Wassereis und schlug vor, einen Teil davon fürs Duschen aufzutauen.
»Noch etwas bereitet mir Sorgen«, sagte Dupaynil mit entwaffnender Offenheit, als sie wieder auf der Brücke waren. »Ich bin mir nicht mehr sicher, ob meine Befehle, die Zaid-Dayan zu verlassen und an Bord dieses Schiffs zu kommen, echt waren.«
»Was? Sie meinen, daß jemand falsche Befehle geschickt hat?« Dupaynil nickte. »Meine Befehle waren mit einem Initialisierungscode versehen, über den Commander Sassinak sich sehr aufgeregt hat. Sie behauptete, sie habe diesen Code vor Jahren auf ihrem ersten Kreuzflug schon einmal gesehen, kurz bevor jemand versucht hat, sie umzubringen. Ich hatte immer angenommen, dieser Initialisierungscode stamme aus dem Büro des Generalinspekteurs. Von einer bestimmten Workstation oder einem bestimmten Offizier. Aber sogar sie hielt es für seltsam, daß sie an ein Nachschubdepot andocken sollte. Und daß ich ihr Schiff verlassen sollte, obwohl sie vorher den Befehl erhalten hatte, daß wir alle beim Ireta-Prozeß aussagen sollten.« Er hatte Panis die Zusammenhänge in Grundzügen erläutert. »Ich konnte es kaum glauben, aber die Nachricht war über einen FTL-Kanal eingetroffen. Manipulationen waren ausgeschlossen. Aber Sie haben die Aufzeichnung gehört und was Siris gesagt hat. Wenn es in der Flotte Verräter in hohen Rängen gibt, vor allem in der Personalabteilung – und etwas anderes ist kaum anzunehmen, wenn diese Mannschaft so lang zusammengeblieben ist –, wäre es überhaupt kein Problem, mich versetzen zu lassen.«
»Es wäre schwer zu beweisen«, sagte Panis und schlürfte aus einem Becher heiße Suppe.
»Schlimmer noch.« Dupaynil breitete die Hände aus. »Nehmen wir an, es sei genauso gelaufen und man habe damit gerechnet, daß es eine gute Erklärung dafür gibt, wenn ich umkomme, zum Beispiel durch eine defekte Rettungskapsel. Möglicherweise wären sie trotzdem so vorsichtig gewesen und hätten alle Aufzeichnungen dieser Befehle aus den Computer gelöscht. Nehmen wir an, sie wollten behaupten, Commander Sassinak oder ich härten diese Befehle gefälscht. Wenn ich wieder lebend auftauche, können sie mich dafür belangen. Wenn nicht, können sie’s ihr anhängen. Sie hat ihnen im Laufe der Jahre eine Menge Ärger gemacht, und ich würde wetten, Randy Paraden hegt immer noch einen bösen Groll gegen sie. Befehle zu fälschen oder einen FTL-Kanal zu manipulieren reicht aus, um sogar einen angesehenen Kreuzercaptain in ernste Schwierigkeiten zu bringen.«
»Ich verstehe. Angesichts der Beweise, die Sie gesammelt haben, hätten sie einen guten Grund, Sie von Sassinak zu trennen. Und wenn sie ihr später etwas anhängen könnten …«
»Ich frage mich, wie viele andere Personen sie von ihrer Mannschaft trennen konnten«, spekulierte Dupaynil aus Spaß am Spekulieren. »Was ist, wenn wir herausfinden, daß ein Offizier wegen einer Familienkrise abberufen worden ist oder ein anderer dringend versetzt werden mußte? Das würde es beweisen.«
Dupaynil war erleichtert, daß Panis all das ohne Schwierigkeiten akzeptierte. Schließlich ergab es einen Sinn. Während das, was Sassinak getan hatte – und er war immer noch davon überzeugt, daß sie es getan hatte – nur aus einer persönlichen Perspektive einen Sinn ergab: er hatte sie zu Feindseligkeiten provoziert. Wenigstens würde seine neue Erklärung sie entlasten und nur denen Schuld zusprechen, die ohnehin damit belastet waren.
»Und was sollten wir Ihrer Meinung jetzt tun, außer uns von den unbekannten Freunden des verstorbenen Majors Ollery fernzuhalten?«
Dupaynil lächelte ihn an. Er mochte die Art, wie der junge Mann von Ollery sprach, und er mochte seinen trockenen Humor.
»Ich glaube, wir sollten herausfinden, wer sie sind, vorzugsweise indem wir Ollerys Dateien durchsuchen. Und dann wäre es äußerst hilfreich, wenn wir zum Ireta-Prozeß auftauchen würden. Zum Prozeß gegen Tanegli, sollte ich sagen. Und dann sollten wir uns überlegen, was wir mit unseren Gefangenen anstellen wollen, bevor die Sauerstoffvorräte ihrer Kapseln erschöpft sind.«
»Das habe ich ganz vergessen.« Panis warf einen Blick auf den Monitor. »Oh, sie sind ja immer noch an die Luftversorgung des Schiffs angeschlossen. Es sei denn, Sie haben daran auch etwas gedreht.«
»Dazu hatte ich keine Zeit mehr. Aber ihre
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