Das Genessee-Komplott - Ludlum, R: Genessee-Komplott
machen, den wir schnell ausbilden konnten.«
»Wozu ausbilden?«
»Um am Leben zu bleiben. Immer ist uns das nicht gelungen. Chung Kal ist dafür ein Beispiel ... «
Sie redeten noch eine Viertelstunde, und am Ende wußte Trevayne, daß er das gefunden hatte, wonach er suchte.
Sam Vicarson würde das alles zusammenfügen können.
Sam Vicarson klingelte an dem Haus, das Trevayne in Tawning Spring gemietet hatte. Phyllis öffnete die Tür und begrüßte Sam mit festem Händedruck.
»Freut mich, daß Sie wieder aus dem Krankenhaus sind, Mrs. Trevayne.«
»Wenn das eine witzige Bemerkung sein soll, kriegen Sie keinen Drink.« Phyllis lachte. »Andy ist unten; er erwartet Sie.«
In dem in ein Büro verwandelten Wohnraum saß Trevayne in einem Sessel und telefonierte. Genauer gesagt, er hörte ungeduldig zu. Als er Vicarson sah, verstärkte sich seine Ungeduld. Mit Formulierungen, die an Unhöflichkeit grenzten, löste er sich aus dem Gespräch.
»Das war Walter Madison. Ich wünschte, ich hätte ihm nicht versprochen, fair zu spielen. Seine Partner wollen den Fall Bonner nicht, selbst wenn das zur Folge hat, daß sie mich als Mandanten verlieren, wobei Walter ihnen gesagt hat, daß es dazu natürlich nicht kommen würde.«
»Man kann ja schließlich einmal seine Meinung ändern.«
»Vielleicht tue ich das. Die Argumente, die Madison vorbringt,
taugen nicht viel. Sie respektieren den Standpunkt der Anklage und können sich mit dem Angeklagten nicht identifizieren. «
»Warum taugt das nicht viel?«
»Sie haben das, was der Angeklagte zu sagen hat, nicht zur Kenntnis genommen, und sind dazu auch gar nicht bereit. Sie wollen nicht hineingezogen werden; es geht darum, ihre Mandanten zu schützen, mich eingeschlossen.«
»Das ist wirklich unsinnig ... Aber ich glaube, wir können den hysterischen Nachrichtenjäger in einen begeisterten Leumundszeugen für den zu unrecht geschundenen Major verwandeln; zumindest aber ihm den Mund stopfen. «
»Bruce?«
»Genau den meine ich. «
Die Recherchen hatten Vicarson keine besonderen Schwierigkeiten bereitet. Der Name des Mannes war Alexander Coffey. Das Büro für Asiatische Angelegenheiten im Pentagon – das heißt, der Beamte, der das BAA leitete – erinnerte sich daran, daß Roderick Bruce ihn tatsächlich mit Coffeys Vergangenheit vertraut gemacht hatte. Und das BAA war entzückt gewesen, ihn an die Leine zu kriegen. Es war schwierig, Wissenschaftler mit Spezialkenntnissen über den fernen Osten zu bekommen. Der Beamte bedauerte natürlich die Operation Chung Kal. Er gab Sam Coffeys Akte.
Anschließend hatte Vicarson die Fernostarchive des Smithsonian Institut besucht. Der Chefarchivar dort erinnerte sich deutlich an Coffey. Der junge Mann war ein brillanter Wissenschaftler und – eindeutig Homosexueller gewesen. Der Chefarchivar hatte sich darüber gewundert, daß Coffey seine besondere Veranlagung nicht dazu ausgenutzt hatte, um die Einberufung zu vermeiden. Doch er hatte auch den Verdacht, daß der Wissenschaftler jemanden kannte, der ihm einen angenehmen Posten beim Militär würde verschaffen können. Der Archivar zeigte Sam Coffeys Ausweis, der eine Adresse an der 21sten Straße, Northwest, und den Namen eines Zimmerkollegen enthielt.
Wie Vicarson erfuhr, eines ehemaligen Zimmerkollegen.
Dieser gab immer noch dem >reichen Mistvieh<, zu dem
Coffey gezogen war, die Schuld an Alex’ Tod. Alex hatte ihm nie gesagt, wer das gewesen war, aber >er kam oft genug hierher – um von diesem schrecklichen Prasser loszukommen<. Alexander Coffey >kam vorbei< in neuen Kleidern, einem neuen Wagen und mit der Nachricht, daß sein Wohltäter ihm die perfekte >Position< in der Army beschafft hatte, die auch nicht einen Tag in der Kaserne, nicht einen Tag außerhalb Washingtons erfordern würde. Und dann wurde er >gekidnappt< und wahrscheinlich von dem >reichen Mistvieh verraten<.
Vicarson hatte genug gehört. E fuhr nach Arlington hinaus und suchte Paul Bonner auf.
Bonner erinnerte sich an Coffey. Er hatte Respekt vor ihm; ihn tatsächlich sogar gemocht. Der junge Mann verfügte über außergewöhnliches Wissen über die Stämme im nördlichen Kambodscha und hatte ein paar geniale Vorschläge gemacht, wie man bei ersten Kontakten religiöse Symbole einsetzen konnte. Eine geschickte Vorgehensweise, die man bislang nie in Betracht gezogen hatte.
An eine Einzelheit, die mit Coffey in Verbindung stand, erinnerte sich Bonner ganz deutlich. Der Mann war total weich, den
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