Das Genessee-Komplott - Ludlum, R: Genessee-Komplott
Thema keine weiteren Fragen.«
»Senator?«
»Ja, Mr. Trevayne?«
» Sind es die Ihren ?«
»Wie bitte?«
»Sind es die Ihren? Ist Ihr Urteil – und das Urteil jedes einzelnen Mitgliedes dieser Gruppe – unabhängig von äußerem Druck?«
Einige Senatoren sprachen gleichzeitig erzürnt in ihre Mikrofone; Armbruster aus Kalifornien lachte, Senator Weeks aus Maryland unterdrückte ein Lächeln, indem er ein Taschentuch aus seinem maßgeschneiderten Blazer zog, und der Vorsitzende griff nach dem Hammer.
Als wieder Ruhe hergestellt war, tippte Norton aus Vermont Senator Knapp an. Das war ein Zeichen. Ihre Blicke begegneten sich, und Norton schüttelte den Kopf – kaum merkbar, aber die Botschaft war klar.
Knapp hob seinen Block und zog unauffällig einen Aktendeckel darunter hervor. Er griff nach seiner Mappe, öffnete sie und schob den Aktendeckel hinein.
Auf dem Aktendeckel stand ein Name: »Mario de Spadante. «
8.
Um vier Uhr fünfzehn wurde eine Pause eingelegt; die Anhörung sollte um fünf Uhr fortgesetzt werden.
Seit Andrews höfliche, aber auf explosive Art unerwartete Frage in den Saal geplatzt war, war es Gillette gelungen, die Ermittlungen schnell durch die sich daran anschließende Erregung zu steuern und weniger abstrakte Bereiche in Trevaynes Qualifikationen zu erreichen.
Andrew war vorbereitet; seine Antworten kamen schnell, präzise und vollständig. Er überraschte selbst Walter Madison, der nur selten von seinem außergewöhnlichen Klienten überrascht wurde. Er ratterte Fakten und Erklärungen mit solcher Selbstsicherheit herunter, daß selbst jene, die sich Mühe gaben, ihre Feindseligkeit zu bewahren, dies schwierig fanden.
Das umfassende Wissen auch über Details seiner früheren geschäftlichen Beziehungen erzeugte bei seinen Zuhörern häufig ein Gefühl der Sprachlosigkeit – und veranlaßte Senator
Gillette dazu, der Meinung Ausdruck zu geben, daß sie nach einer Pause die Anhörung bis sieben Uhr abends – spätestens – würden abschließen können.
»Sie sind mächtig in Form, Andy«, sagte Madison und streckte sich, als er sich von seinem Sessel erhob.
»Ich habe noch gar nicht angefangen. Das kommt erst im zweiten Akt.«
» Bitte , spielen Sie jetzt bloß nicht den Charlie Brown. Sie machen es gut. Wir sind bis sechs Uhr hier draußen. Die meinen, Sie seien ein Computer mit menschlichen Denkprozessen; verpatzen Sie es nicht.«
»Das müssen Sie denen sagen, Walter. Sagen Sie ihnen, daß sie es nicht verpatzen sollen.«
»Herrgott, Andy! Was wollen – «
»Sehr eindrucksvolle Leistung, junger Mann.« Der ältliche Talley, ehemaliger Bezirksrichter aus dem Staat West Virginia, ging auf die beiden zu, ohne zu bemerken, daß er ihr Gespräch störte.
»Danke, Sir. Das ist mein Anwalt, Walter Madison.«
Die Männer schüttelten sich die Hand.
»Sie müssen sich ein wenig überflüssig vorkommen, würde ich meinen, Mr. Madison. Kommt nicht oft vor, daß ein New Yorker Spitzenanwalt wie Sie so leicht davonkommt.«
»Bei ihm bin ich das gewöhnt, Senator. Ich frage mich auch immer, weshalb er mir mein Honorar zahlt.«
»Was natürlich gelogen ist, sonst könnten Sie sich gar nicht leisten, das zu sagen. Ich war zwanzig Jahre in diesem Gewerbe tätig.«
Alan Knapp schloß sich der Gruppe an, und Trevayne spürte, wie sich in ihm ein Gefühl der Spannung entwickelte. Er mochte Knapp nicht. Nicht nur wegen seiner unnötigen Unhöflichkeit, sondern auch, weil Knapp das Wesen eines Inquisitors an sich hatte.
Aber der Knapp, der jetzt vor Trevayne stand, schien nicht derselbe Mann zu sein, der so eiskalt auf seinem Podest gesessen hatte. Er lächelte liebenswürdig, fast anstekkend, als er Trevayne die Hand schüttelte.
»Sie machen es hervorragend! Wirklich. Sie müssen sich auf diese Geschichte so vorbereitet haben, wie der Chef auf
eine Pressekonferenz, die im Fernsehen übertragen wird. Senator? Mr. Madison?«
Wieder wurden Hände geschüttelt, und der Geist der Verbrüderung, der hier offenkundig war, stand in krassem Gegensatz zu der Atmosphäre, die noch vor fünf Minuten geherrscht hatte. Trevayne fühlte sich unwohl, künstlich; und er mochte das Gefühl nicht.
»Sie machen es mir nicht leichter«, sagte er und lächelte Knapp kühl zu.
»O Gott, nehmen Sie das doch nicht persönlich, Mann. Ich tue hier meine Arbeit, so wie Sie die Ihre tun. Stimmt’s, Madison? Habe ich nicht recht, Senator?«
Talley pflichtete nicht so schnell bei wie Madison. »Ich
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