Das Genessee-Komplott - Ludlum, R: Genessee-Komplott
hübsche Büros und fangen an, Leute einzustellen.«
»Major, Sie überwältigen mich«, sagte Trevayne, schloß die Tür und ging auf den Offizier zu.
»Gut. Dann bin ich im Ziel.«
»Was Sie sagen, klingt, als hätten Sie eine Biografie gelesen, die ich noch nicht geschrieben habe.«
»Haben Sie auch nicht; der Große Onkel hat sie geschrieben, und Sie können drauf wetten, daß ich sie gelesen habe. Sie haben hohe Priorität.«
»Außerdem klingt das, was Sie sagen, als würden Sie mich nicht ganz billigen; habe ich darin auch recht?«
Bonners Lächeln erlosch im Bruchteil einer Sekunde. »Das kann schon sein, Mr. Trevayne. Aber es wäre nicht fair, wenn ich das sagen würde. Ich habe nur eine Seite der Geschichte gehört.«
»Ich verstehe.« Trevayne ging an den Frühstückstisch und deutete auf den Kaffee.
»Danke. Für einen Drink ist es zu früh.«
»Den habe ich auch, wenn Sie mögen.«
»Nein, Kaffee ist schon in Ordnung.«
Trevayne füllte eine Tasse, und Bonner ging an den Tisch und nahm sie. Keinen Zucker, keine Sahne.
»Warum tragen Sie dann so dick auf, Major?«
»Nichts Persönliches. Ich hab’ mich nur über den Einsatz geärgert, das ist alles.«
»Warum? Nicht daß ich wüßte, worin Ihr Auftrag besteht; ich verstehe immer noch nicht. Gibt es irgendwo eine Kampfzone, wo Sie lieber wären?«
»In den Spätnachrichten bin ich auch nicht.«
»Ich auch nicht.«
»Tut mir leid ... zum zweiten Mal.«
»Sie verpatzen es jedenfalls; das steht fest. Was auch immer es ist.«
»Tut mir leid. Zum dritten Mal.« Bonner nahm seinen Kaffee und setzte sich auf einen Sessel. »Mr. Trevayne, vor zwei Tagen hat man mir Ihre Akte gegeben und mir gesagt, daß ich Ihnen zugeteilt sei. Man hat mir ebenfalls gesagt, daß Sie ein VIP reinsten Wassers seien, und was auch immer ich für Sie tun könnte – dieses Was- auch - immer hat keine Grenzen, keine Breite und keine Höhe, einfach was-auch-immer – ich sollte dafür sorgen, daß Sie es bekämen ... Und dann hat es sich gestern herumgesprochen. Sie sind ausgezogen, um uns ans Kreuz zu schlagen, Hände und Füße, mit dicken, fetten Nägeln. Für eine solche Situation bin ich ein lausiger Zwischenträger.«
»Ich will niemand ans Kreuz nageln.«
»Dann ist mein Job etwas einfacher. Ich gebe zu, daß Sie nicht wie ein Verrückter aussehen und auch nicht wie einer klingen. «
»Danke. Ich bin nicht ganz sicher, daß ich dasselbe sagen kann.«
Wieder lächelte Bonner, diesmal etwas gelockerter. »Tut mir leid. Zum vierten Mal. Oder ist es schon das fünfte?«
»Ich habe nicht mitgezählt.«
»Tatsächlich habe ich die kleine Rede geprobt. Ich wollte Ihnen Gelegenheit geben, sich über mich zu beschweren; dann hätte man mich abgezogen.«
»Das ist immer noch möglich. Was soll dieses ›an’s Kreuz schlagen< denn bedeuten?«
»Kurz gesagt, Sie gehören zu den heftigen Widersachern des Militärs. Die Art und Weise, wie das Pentagon funktioniert, paßt Ihnen nicht; dem Pentagon gefällt das übrigens auch nicht. Sie sind der Ansicht, daß das Verteidigungsministerium zig-Millionen mehr ausgibt, als es muß; der Ansicht
ist das Verteidigungsministerium auch. Und Sie werden das alles in einem Unterausschuß breittreten, und dann werden unsere Köpfe rollen. Stimmt das einigermaßen, Mr. Trevayne?«
»Vielleicht. Nur daß Sie, wie das bei solchen Verallgemeinerungen meistens der Fall ist, fragwürdige Anklagen andeuten. « Trevayne hielt einen Augenblick inne und erinnerte sich daran, daß der tote Gillette gestern abend im Wagen ziemlich genau dasselbe gesagt hatte. Er führte das Urteil des Senators mit einem Gefühl der Ironie zu Ende. »Ich glaube nicht, daß diese Anklagen gerechtfertigt sind.«
»Wenn das so ist, bin ich erleichtert. Wir werden – «
»Major«, unterbrach ihn Trevayne mit leiser Stimme. »Mir ist es verdammt egal, ob Sie erleichtert sind oder nicht. Wenn Sie hierbleiben wollen, sollten wir das von Anfang an klarstellen. Okay?«
Bonner holte einen Umschlag aus seiner Uniformtasche. Er öffnete ihn und entnahm ihm drei mit Maschine geschriebene Blätter, die er Trevayne reichte. Das erste war eine Auflistung verfügbarer Regierungsbüros; es las sich wie ein Immobilienprospekt. Das zweite war eine Xeroxkopie der Namen, die Andrew vor beinahe zwei Wochen Baldwin gegeben hatte – vor den schrecklichen Ereignissen im Plaza. Es waren die Namen jener Männer und Frauen, die Andy als Mitarbeiter haben wollte; die wichtigsten
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