Das Genessee-Komplott - Ludlum, R: Genessee-Komplott
hatte, aber dann zögerte er. Nicht aus irgendwelchen Gründen, die mit dem Vertrauen zu tun hatten, das er Walter entgegenbrachte, nur weil er dem Präsidenten gegenüber eine Verpflichtung
empfand. Webster zu erwähnen, würde bedeuten, daß er den Präsidenten der Vereinigten Staaten hineinzog – das Amt, wenn nicht den Mann.
»Nein, das habe ich nicht. Nur mit Phyllis, sonst mit niemandem. «
»Vielleicht wollen wir, daß Sie das ändern, aber im Augenblick genügt es, wenn Sie es mir sagen. Ich werde herumtelefonieren und Ihnen Bescheid sagen.«
»Wen werden Sie anrufen?«
Ein paar Augenblicke sagte Walter Madison nichts, und beide Männer spürten die Peinlichkeit des Augenblicks. »Das weiß ich noch nicht. Ich hatte noch keine Zeit zum Nachdenken. Vielleicht ein paar von den Männern, die bei der Anhörung zugegen waren, die, die ich kennengelernt habe. Das ist ganz einfach; ich gebe mich beflissen, mein Mandant möchte wissen, ob er eine Erklärung abgeben soll. Irgend etwas ... Ich krieg’ das schon hin.«
»In Ordnung. Sie rufen mich zurück?«
»Selbstverständlich. «
»Erst am späten Nachmittag bitte. Ich habe jetzt meinen persönlichen Major aus dem Verteidigungsministerium. Er wird mir helfen, meinen Laden einzurichten.«
»Herrgott! Die vergeuden auch keine Sekunden. Wie heißt er denn?«
»Bonner. Sein Vorname ist, glaube ich, Paul, hat er gesagt. «
Madison lachte. Es war ein erkennendes Lachen und nicht gerade angenehm. »Paul Bonner ? Sehr subtil sind die gerade nicht, wie?«
»Ich verstehe nicht. Was ist denn so komisch?«
»Bonner ist einer der Jungtürken des Pentagon. Ein richtig böser Junge aus Südostasien. Erinnern Sie sich nicht? Ein halbes Dutzend Offiziere ist wegen höchst fragwürdiger Aktivitäten hinter den Grenzen aus Indochina geworfen worden? «
»Ja, jetzt erinnere ich mich. Die Untersuchung ist irgendwie vertuscht worden. «
»Genau. Weil die Sache zu heiß war. Dieser Bonner führte den Befehl. «
11.
Bis zwei Uhr hatten Trevayne und Bonner drei der fünf Büros angesehen. Der Verbindungsmann von der Army gab sich Mühe, eine neutrale Einstellung an den Tag zu legen, aber er war zu offen. Trevayne erkannte, daß Bonner ihm in vieler Hinsicht ähnlich war. Wenn man ihn aus der Nähe betrachtete, fiel es dem Offizier schwer, seine Meinung verborgen zu halten.
Es war deutlich zu merken, daß nach Bonners Ansicht alle drei Büros befriedigend gewesen wären. Er konnte nicht begreifen, weshalb Trevayne darauf bestand, die letzten zwei auch noch zu besuchen, wo sie beide doch ein gutes Stück von der Innenstadt entfernt waren. Warum wählte er eigentlich nicht eines der anderen?
Trevayne aber hatte sich die ersten drei nur aus Höflichkeit angeschaut, damit es nicht so aussah, als neigte er zu überstürzten Entscheidungen. Bonner hatte angedeutet, daß die Büros in den Potomac Towers Ausblick auf den Fluß boten; Trevayne hatte das vermutet. Und diese Tatsache für sich schon war genug, um ihn zu überzeugen.
Seine Büros würden in den Potomac Towers sein.
Aber er würde andere Gründe finden als den Fluß, das Wasser. Er würde Major Paul Bonner, dem Jungtürken aus dem Pentagon, nicht die Chance lassen zu sagen, sein VIP sei auf Wasser versessen. Er würde sich nicht den Witzeleien aussetzen, die so leicht aus den vordergründigen Beobachtungen eines Mannes entstehen konnten, dessen Verhalten vor ein paar Jahren der Army solche Angst gemacht hatte.
»Es spricht doch nichts dagegen, eine Essenspause einzulegen, oder Major?«
»Du lieber Gott, nein. Die würden mir den Arsch aufreißen, wenn das nicht auf meiner Spesenabrechnung erscheint. Übrigens, ich krieg mein Fett ohnehin, weil ich Sie diese Tour machen lasse. Offen gestanden, dachte ich, Sie würden das jemand anderen machen lassen.«
»Wen zum Beispiel?«
»Zum Teufel, das weiß ich doch nicht. Lassen Leute wie
Sie solche Dinge nicht immer von anderen machen? Ich meine, Büros besorgen und solches Zeug?«
»Manchmal. Aber nicht, wenn es ein konzentrierter Job ist, der sehr viel Zeit im Büro erfordert.«
»Das habe ich vergessen. Nach dem Material, das ich gelesen habe, sind Sie ein self-made Millionär.«
»Nur weil es einfacher war, Major.«
Sie gingen ins Chesapeake House, und Trevayne amüsierte sich zuerst über Bonners Kapazität für Alkohol und staunte dann darüber. Der Major bestellte doppelte Bourbons – drei vor dem Essen, drei während des Essens und einen danach. Und schon
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