Das Genessee-Komplott - Ludlum, R: Genessee-Komplott
Beziehung zu der enormen Größe und der Wirksamkeit ihrer bewaffneten Macht. Für Männer
wie Bonner war es unvorstellbar, daß irgend jemand sich diesem Ziel in den Weg stellen sollte. Das war etwas, das sie nicht tolerieren konnten.
Und daß Major Bonner so unschuldig: Du meine Güte! Es ist fast vier Uhr ! sagen konnte, schien dazu nicht passen zu wollen. Und ein wenig beängstigend war es auch.
Die Potomac Towers lieferten einen Grund für ihre Wahl, der nichts mit dem Flußblick zu tun hatte. Bonner akzeptierte ihn. Die anderen Suites verfügten alle über die normalen fünf Büros und einen Warteraum; im Towers gab es eine zusätzliche Küche und ein Studio. Letzteres war für Konferenzen oder als Leseraum gedacht, auch dank einer riesigen Ledercouch im Hauptbüro zum Übernachten.
Die zwei Männer kehrten in Trevaynes Hotel zurück.
»Möchten Sie auf einen Drink heraufkommen?« fragte Trevayne.
»Danke. Aber ich melde mich wohl besser zurück. Im Augenblick treiben sich wahrscheinlich ein Dutzend Generale im Herrenklo herum und beobachten mein Büro und warten auf mich.« Bonners Gesicht hellte sich auf, seine Augen lächelten; er war mit dem Bild zufrieden, das er gerade von sich geschaffen hatte. Trevayne begriff. Der Jungtürke genoß die Position, in der er sich befand – eine Position, die man ihm ohne Zweifel aus Gründen zugeteilt hatte, die Bonner nicht mochte, und die er jetzt vielleicht gegen seine Vorgesetzten nutzen konnte.
Trevayne fragte sich, was das für Gründe sein mochten.
»Nun, dann viel Spaß. Morgen um zehn?«
»Geht klar. Ich sage der Sicherheit Bescheid; diese Liste wird freigegeben werden. Wenn es wirklich Probleme gibt, rufe ich Sie selbst an. Aber Sie werden noch andere brauchen. Ich werde Interviewtermine festsetzen. « Bonner sah Andrew an und lachte. » Ihre Interviews, Massa. «
»Fein. Und vielen Dank. « Andrew blickte dem Armyfahrzeug nach, wie es sich in den Stoßverkehr von Washington einreihte.
An der Rezeption informierte man Trevayne, daß Mrs. Trevayne ihre Mitteilungen um exakt 17.10 Uhr entgegengenommen
hätte. Der Mann im Lift tippte mit drei Fingern an seine Schildmütze und sagte »Guten Abend« und sprach ihn mit Namen an. Der erste Wachposten, der im achten Stock in einem Sessel vor den Aufzugtüren saß, lächelte, und der zweite Posten, der ein paar Meter vor seiner Tür im Korridor stand, nickte. Trevayne hatte das Gefühl, daß er gerade eine Spiegelhalle passiert hatte, die sein Bild tausendfach widergab, aber nicht notwendigerweise für ihn. Für andere.
»Hello, Phyl?« Trevayne schloß die Tür und hörte seine Frau im Schlafzimmer telefonieren.
»Komme gleich«, rief sie heraus.
Phyllis kam aus dem Schlafzimmer, und Trevayne sah eine Andeutung von Besorgnis in ihrem Blick, die auch ihr Lächeln nicht überdecken konnte.
»Wer war das?«
»Lillian.« Damit meinte sie ihre Haushälterin, Köchin, Helferin in allen Lebenslagen in High Barnegat. »Sie hatte elektrische Probleme; aber das geht klar. Die Kundendienstleute haben gesagt, sie würden bald kommen.«
Sie gaben sich ihren üblichen Kuß, aber Trevayne nahm ihn kaum zur Kenntnis. »Was meinst du, Probleme?«
»Die Hälfte der Lichter sind ausgegangen. Die Nordseite. Wenn das Radio nicht gewesen wäre, hätte sie es gar nicht bemerkt; es war plötzlich aus.«
»War der Strom nicht gleich wieder da?«
»Ich denke nicht. Aber es ist schon in Ordnung, die Leute vom Kundendienst kommen ja.«
»Phyl, wir haben einen Notgenerator. Der schaltet sich ein, wenn irgendwo ein Stromausfall ist.«
»Darling, du erwartest doch nicht, daß wir über solche Dinge Bescheid wissen. Die Männer werden das schon richten. Wie ist denn alles gelaufen? Wo warst du übrigens?«
Möglich war es schon, überlegte Trevayne, daß es einen elektrischen Defekt in Barnegat gab, aber unwahrscheinlich. Barnegats ganzes Elektrosystem war von Phyllis’ Bruder entworfen; eine hochgradig professionelle Arbeit, in die er seine ganze Liebe gesteckt hatte. Er würde seinen Schwager anrufen und ihn bitten, scherzhaft vielleicht, sich darum zu kümmern.
»Wo ich war? ... Überall in der Stadt, mit einem netten jungen Burschen, dessen Abendlektüre sich auf Clausewitz beschränkt.«
»Auf wen?«
»Nun, die Wissenschaft der ... militärischen Überlegenheit, sagen wir.«
»Das muß aber Spaß gemacht haben.«
»>Interessant< wäre vielleicht besser. Wir haben uns auf die Büros geeinigt. Was meinst du wohl?
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