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Das Genessee-Komplott - Ludlum, R: Genessee-Komplott

Das Genessee-Komplott - Ludlum, R: Genessee-Komplott

Titel: Das Genessee-Komplott - Ludlum, R: Genessee-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Ausnahme des Mädchens, des Wäschemannes und gelegentlich einem Kundendiensttechniker. Aber doch allein.
    Die paar wirklich engen Freundinnen, die sie gekannt hatte, waren weggezogen. Die Nachbarn in ihrer, der oberen Mittelklasse zuzurechnenden Vorstadt waren für ein oder zwei Stunden recht angenehm, aber nicht mehr. East Haven war ihr Territorium. Und an den Frauen von East Haven war noch etwas. Es paßte ihnen nicht, daß Phyllis Trevayne kein Bedürfnis und keine Anerkennung für ihr Streben nach Firmenzielen aufbrachte. Und diese Verstimmung führte zu einer Form fortschreitender stiller Isoliertheit. Sie war keine von ihnen. Sie konnte ihnen nicht helfen.
    Phyllis erkannte, daß man sie in eine fremdartige, unbequeme Zwischenwelt geschoben hatte. Die Tausende von Stunden, die Hunderte von Wochen, die Dutzende von Monaten, die sie Andrew, Doug und der Firma gewidmet hatte, waren ersetzt worden von den den ganzen Tag währenden Bedürfnissen ihrer Kinder. Ihr Mann war häufiger verreist als zuhause; das war notwendig, auch das begriff sie.
Aber die Verbindung aller Dinge ließ sie ohne eine funktionierende Welt zurück, die ihr gehörte.
    Und so kamen die ersten sorgenfreien, zielbewußten Ausflüge. Die Kinder waren auf Privatschulen. Sie wurden um halb neun Uhr morgens abgeholt und bequem um halb fünf zurückgebracht, kurz vor die Rush Hour einsetzte.
    >Acht Stunden Urlaub auf Ehrenwort< nannten es die anderen jungen, weißen, reichen Mütter der weißen, reichen Kinder, die die alten, weißen, reichen Privatschulen besuchten.
    Sie versuchte, Beziehung zu ihrer Welt zu finden und schloß sich Clubs an. Andrew unterstützte das begeistert, setzte aber nur selten den Fuß in ihr Gelände. Sie verloren ebenso schnell ihren Reiz für sie, wie das auch die Mitglieder taten, aber sie weigerte sich, die Enttäuschung zuzugeben.
    Was, in Gottes Namen, wollte sie eigentlich? Sie stellte sich diese Frage und fand keine Antwort.
    Sie versuchte, in die Firma zurückzukehren. Pace-Trevayne bewegte sich mit hoher Geschwindigkeit auf einer sehr schnellen Straße in einem außerordentlich komplizierten Rennen. Es war nicht bequem für die Frau des energischen jungen Präsidenten, an einem Schreibtisch zu sitzen und unkomplizierte Aufgaben zu erledigen. Sie ging wieder und hatte das Gefühl, daß Andrew aufatmete.
    Was immer es war – was sie suchte, blieb ihr verschlossen, aber da war Erleichterung zu finden, angefangen beim Mittagessen. Anfangs ein kleines Glas Harvey’s Bristol Cream, dann der Übergang zu dem einen Manhattan, aus dem schnell ein doppelter wurde. In einigen Jahren graduierte sie, indem sie auf Wodka überging – einem sehr bequemen Ersatz, der keine Spuren hinterließ.
    O Gott! Wie sie Ellen Madison verstand! Die arme, verwirrte, reiche, weiche, verzärtelte Ellen – Ellen Madison, die man zum Schweigen gebracht hatte. Man durfte sie nie, nie nach sechs Uhr nachmittags anrufen!
    Sie erinnerte sich mit schmerzhafter Eindringlichkeit an jenen späten regnerischen Nachmittag, an dem Andy sie gefunden hatte. Sie hatte einen Unfall gehabt, nicht ernsthaft,
aber beängstigend; ihr Wagen war auf dem feuchten Asphalt, etwa hundert Meter vor ihrer Einfahrt, gegen einen Baum gerutscht. Sie war von einem sehr späten Mittagessen nach Hause geeilt. Sie war nicht mehr imstande gewesen, zusammenhängend zu reden.
    In ihrer Panik war sie von dem beschädigten Wagen zum Haus gerannt und hatte sich in ihrem Zimmer eingesperrt.
    Eine hysterische Nachbarin kam herbeigeeilt, und Phyllis’ Hausmädchen hatte im Büro angerufen.
    Andrew überredete sie, ihre Schlafzimmertüre aufzuschließen, und mit fünf Worten hatte ihr Leben sich verändert, waren die schrecklichen Jahre zu Ende.
    »Um Gottes willen, hilf mir!«
     
    »Mutter!« Die Stimme ihrer Tochter drängte sich in die Stille des neuen Schlafzimmers, das auf den unpraktischen Balkon hinausging. Phyllis Trevayne war fast mit Auspacken fertig. Ein frühes Foto ihrer Kinder hatte ihre stummen Erinnerungen ausgelöst. »Hier ist ein Eilbotenbrief von der Universität von Bridgeport für dich. Hältst du diesen Herbst wieder Vorträge?«
    Phyllis und Andy hatten am Abend vorher ihre Tochter am Dulles Flughafen abgeholt.
    »Nur zweiwöchige Seminare, meine Liebe. Bring ihn herauf, ja?«
    Daß der Brief und ihre Gedanken zusammentrafen, paßte gut, überlegte sie. Denn der Brief von einer Institution wie Bridgeport war eines der Resultate ihrer >Lösung<, wie sie sie

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