Das Genessee-Komplott - Ludlum, R: Genessee-Komplott
Packer haben es in die Küche gestellt – die rechteckige Kiste.«
Pam ging an den Bettrand und setzte sich. »Sicher,
gleich ... Mom, warum hast du Lillian nicht mitgebracht? Ich meine, das wäre doch so viel einfacher. Oder du hättest jemanden einstellen können?«
»Vielleicht später. Wir wissen noch nicht genau, wie sich das hier entwickelt. Wir werden häufig in Connecticut sein, besonders an den Wochenenden; wir wollen das Haus nicht schließen.«
»Ich hab’ den Artikel in der Sunday Times gelesen. Dort stand, daß Dad einen Job übernommen hätte, der ihn auf zehn Jahre beschäftigen würde – ohne Freizeit – und daß die Arbeit auch dann erst zur Hälfte erledigt sein würde; daß selbst seine bekannten Talente hier vor dem Unglaublichen stünden.«
»Die Times neigt zu Übertreibungen.«
Pam lehnte sich gegen das Kopfteil des Bettes. »Warum übernimmt Dad das? Alle sagen, es sei ein solch heilloses Durcheinander. «
»Genau deswegen. Dein Vater ist ein talentierter Mann. Eine Menge Leute meinen, er könnte etwas daran besser machen.« Sie trug den Koffer zur Tür.
»Aber das kann er nicht, Mom.«
Phyllis sah zu ihrer Tochter hinüber. »Was?«
»Er kann gar nichts erreichen.«
Phyllis ging langsam ans Fußende des Bettes. »Würdest du mir das näher erklären?«
»Er kann die Dinge nicht ändern. Kein Ausschuß, keine Anhörung der Regierung, keine Untersuchung kann die Dinge anders machen.«
»Warum nicht?«
»Weil die Regierung sich selbst untersucht. Es ist so, als würde man jemand, der Geld unterschlagen hat, als Kontrolleur in eine Bank schicken. Das geht nicht, Mom.«
»Diese Bemerkung klingt aber verdächtig fremd aus deinem Munde, Pam.«
»Ich gebe zu, daß sie nicht von mir stammt, aber es ist schon so. Wir reden viel, weißt du.«
»Ich bin sicher, daß ihr das tut, und das ist auch gut. Aber ich denke, daß eine solche Feststellung die Dinge zu stark vereinfacht, gelinde gesagt. Da allgemeine Übereinstimmung
darüber herrscht, daß der Zustand unbefriedigend ist, worin besteht dann deine Lösung? Wenn du schon kritisierst, mußt du auch eine Alternative haben.«
»Es gibt eine Alternative. Aber die muß wahrscheinlich warten; wenn es bis dahin nicht schon zu weit gegangen ist, oder wir tot sind. Eine ganz große Veränderung. Von oben nach unten, ein völliger Austausch. Vielleicht eine wirkliche dritte Partei. «
»Revolution?«
»Du lieber Gott, nein! Das sind die Spinner, die Gewalttätigen. Die sind nicht besser als das, was wir haben; die sind dumm! Die schlagen Köpfe ein und glauben, daß sie damit etwas lösen. Siehst du, Mom, die Leute, die all die Entscheidungen treffen, müssen durch Leute ersetzt werden, die andere Entscheidungen machen. Die sich die wirklichen Probleme anhören und aufhören, unechte Probleme zu erfinden oder die kleinen aufzubauschen, nur weil es ihnen persönlich nützt.«
»Vielleicht kann dein Vater auf ... solche Dinge ... hinweisen. Wenn er Tatsachen dahinterstellt, wird man ihm zuhören müssen.«
»O sicher. Die werden zuhören. Und nicken und sagen, daß er wirklich Klasse ist. Und dann wird es andere Ausschüsse geben, die sich seinen Ausschuß ansehen und dann wieder einen Ausschuß, der sich die ansieht. So wird es sein; so ist es immer. Unterdessen ändert sich nichts. Siehst du das denn nicht, Mom? Die Leute dort oben müssen sich zuerst ändern.«
Phyllis betrachtete den erregten Gesichtsausdruck ihrer Tochter. »Das ist sehr zynisch«, sagte sie einfach.
»Ja, das ist es wahrscheinlich. Aber ich habe das Gefühl, daß ihr beide, du und Dad, gar nicht so viel anders empfindet. «
»Was?«
»Nun, mir scheint, alles ist irgendwie ... improvisiert. Ich meine, Lillian ist nicht hier, dieses Haus ist nicht gerade von der Art, wie Dad es mag ...
»Es gibt gute Gründe für das Haus; es stehen nicht sehr viele zur Verfügung. Und Dad haßt Hotels, das weißt du.« Phyllis redete schnell, leichthin. Sie wollte nicht darauf hinweisen,
daß das kleine Gästehäuschen hinten eine ideale Unterkunft für die zwei Geheimdienstmänner bot, die man ihnen zugewiesen hatte. Die ›1600 Patrouille< war der Name, den sie auf einem Aktenvermerk von Robert Webster gelesen hatte.
»Ich meinte nur, daß Dad vielleicht gar nicht sicher sei, das ist alles ...«
»Natürlich«, sagte Phyllis, drehte sich herum und zeigte ihrer Tochter ein verständnisvolles Lächeln. »Und vielleicht hast du recht ... Was das betrifft, daß es schwierig
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